
Fußball wird noch teuer: Dazn verdoppelt die Preise (Foto: Shutterstock/ David Esser)
Dazn ist ein aufstrebender Anbieter für Sport-Streams, der in Deutschland unter anderem exklusiv die Sonntagsspiele der Fußballbundesliga überträgt. Jetzt hat Dazn eine massive Preiserhöhung angekündigt. Wobei man auch Preisverdopplung statt Preiserhöhung sagen könnte: Von 14,99 Euro auf 29,99 Euro steigt der Preis (vorläufig) für Neukunden. Das sitzt und bringt Sportfans in ganz Deutschland dazu, ihrem Frust im Netz Luft zu machen. Sich über 100 Prozent Mehrkosten aufzuregen, ist komplett nachvollziehbar. Das eigentliche Problem liegt aber ganz woanders.
Mehrere Monopole sind kein Wettbewerb
Im Jahr 2020 hatte das Kartellamt festgestellt, dass die DFL nicht sämtliche Übertragungsrechte für die Bundesliga an einen einzelnen Anbieter vergeben könne. Mehr Wettbewerb würde die Anbieter zu besseren Programmen motivieren und das käme wiederum den Fans zugute. Blöd nur: Die aus vier Paketen bestehenden Übertragungsrechte wurden so verteilt, dass für so gut wie alle Partien ein Anbieter die Exklusivrechte bekommt. Ausgenommen sind die Handvoll Spiele, die auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sind. Heißt: Wer alle Spiele sehen möchte, braucht eben nicht nur Sky, sondern auch noch Dazn und weitere Anbieter.
Ein Wettbewerb, der dem Konsumenten etwas nützen würde, könnte erst dann stattfinden, wenn Sky und Dazn dieselben Partien übertragen würden und die Zuschauer entscheiden könnten, bei welchem Anbieter sie ein Spiel lieber sehen wollen. Wer ein Bundesligamonopol in mehrere einzelne Monopole aufspaltet, hilft niemandem – außer dem eigenen Geldbeutel.
Dazn-Preis nur Teil eines größeren Problems
Der neue Dazn-Preis hat es zwar in sich, ist aber angesichts des ständig wachsenden Angebotes des Streamingdienstes und im Anbetracht der Preise von Konkurrent Sky nicht unbedingt aus der Luft gegriffen. Wenn man mal davon absieht, dass die Bundesliga qualitativ seit längerer Zeit eher im europäischen Mittelmaß herumdümpelt.
Das Problem liegt viel mehr darin, dass die Dazn-Nutzung vollständig alternativlos für alle ist, die gerne die Sonntags- und Freitagsspiele der Bundesliga sehen wollen. So kann der Anbieter den Preis auch viel höher ansetzen, als wenn es für die eigenen Übertragungen einen ernstzunehmenden Konkurrenten gäbe.
Dabei wäre so viel möglich: ein werbefinanzierter Streamingdienst für die einen, ein Premiumdienst ohne Werbung für die anderen, zum Beispiel. Auch in der Art der Berichterstattung gibt es Unterschiede. Sky setzt auf altbekannte Fußballgesichter, während Dazn möglichst frisch und dynamisch erscheinen will. Man stelle sich nur mal vor, man könnte sich für den Anbieter mit der besten Programmgestaltung entscheiden!
So aber bleibt Fußballfans nur, in den sauren Apfel zu beißen und jede Preiserhöhung mitzugehen, regelmäßig neue Dienste hinzuzubuchen, wenn beispielsweise Rechte für einzelne Champions-League-Spiele plötzlich bei Amazon landen, oder komplett auf die Spiele zu verzichten. In Zeiten, in denen man in den meisten Bundesländern nicht mal ins Stadion gehen kann und auch der Kneipenbesuch nicht so einfach ist, besonders bitter.
Das Problem ist also nicht, dass Dazn die Preise erhöht, sondern ein monopolistisches Umfeld, das es dem Anbieter ermöglicht, so eine Preissteigerung durchzuziehen, ohne schwere Konsequenzen fürchten zu müssen.
Die besten Tweets zur Preiserhöhung von Dazn
Nicht nur im Fußball ein Problem
Die Flatrate- und Abo-Logik von Streaminganbietern verspricht auch abseits von Fußball und anderen Sportarten maximalen Konsum zu kleinstmöglichem Preis. Allerdings funktioniert diese Gleichung nicht mehr, wenn zu viel Exklusivität ins Spiel kommt. Disney gehört mittlerweile die halbe Filmlandschaft und immer mehr Inhalte werden exklusiv beim eigenen Streamingdienst geparkt.
Dazn, Sky, Amazon, T-Mobile beim Sport; Netflix, Sky Ticket, Disney, Amazon beim Film- und Serienstreaming – was zunächst nach Vielfalt aussieht, ist am Ende nur eine effizientere Monetarisierung des Contents, der dadurch allerdings nicht besser wird. Das kann am Anfang für einen gewissen Wettbewerb sorgen, dieser währt aber nicht lange. Klar: Exklusivrechte lassen sich teurer verkaufen, als geteilte Rechte. Am Ende bleibt ein Monopol aber ein Monopol – und genau da liegt das Problem.
Das Problem, dass aktuell kein Wettbewerb vorhanden ist, ist zwar nicht neu, aber dieser Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf. Bei solchen Preisentwicklungen und Exklusivitäten wundert es mich nicht, wenn wieder mehr Leute die kostenfreien Alternativen nutzen werden ;)
Und der Kommentar ist absolut richtig. Deswegen schaue ich seit dem keine Bundesliga mehr. Das hat auch nichts mit Verbraucherschutz zu tun. Das ist Marktkapitalisierung.