Die Geschichte des Elektroautoherstellers Canoo ist, insbesondere aus finanzieller Sicht, mehr als holprig. Nachdem ursprünglich ein vollelektrischer Lifestyle-Van für den Privatgebrauch geplant war, schwenkte das Unternehmen nach dem Einstieg von Tony Aquila als Firmenchef und dem Börsengang 2020 um.
Canoo-Vans fahren Astronauten der Nasa
Seitdem entwickelt Canoo Mehrzweck-Transporter für die Logistikbranche. Einer der Kunden ist die Nasa, die die Canoo-Fahrzeuge im Rahmen der Artemis-Missionen für den Transport von Astronaut:innen zur Startrampe nutzen will.
Insgesamt verzeichnete Canoo 2023 allerdings nur 22 verkaufte E-Vans. Unter dem Strich standen Einnahmen (Umsatz) von 886.000 Dollar. Immerhin war das mehr als 2022, als Canoo keinen einzigen Dollar umsetzte. Dafür wurde das Minus von 506 auf 267 Millionen Dollar reduziert, wie die frisch veröffentlichten Finanzzahlen zeigen.
E-Autobauer in finanziellen Schwierigkeiten
Kein Wunder, dass sich Canoo in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Anfang 2022 äußerte die Canoo-Führungsetage selbst „Zweifel an der Fortführung des Unternehmens“. Damals hieß es, dass Canoo wohl kaum ein weiteres Quartal wirtschaftlich überleben werde.
Offensichtlich hat Canoo überlebt, aber viel rosiger scheint die Finanzlage in den vergangenen Monaten nicht geworden zu sein. Umso verwunderlicher, wofür Canoo viel Geld ausgibt – nämlich unter anderem für den Betrieb des Privatjets von CEO Aquila.
Chef-Jet kostet 2023 rund 1,7 Millionen Dollar
Allein 2023 soll Canoo 1,7 Millionen Dollar an das Familienunternehmen seines Chefs überwiesen haben, damit dieses die Nutzungsgebühr für den Jet zahlen kann. Das ist doppelt soviel Geld wie im vergangenen Jahr insgesamt an Einnahmen generiert wurde.
2021 sollen in diesem Zusammenhang 1,8 Millionen Dollar geflossen sein, 2022 „nur“ 1,3 Millionen Dollar, wie Techcrunch herausgefunden hat. Das Ganze ist Teil eines Deals, den Canoo im November 2020 mit Aquila Family Ventures geschlossen hat.
Weitere Millionen für Dienstleistungen
Neben dem Privatjet übernimmt Canoo noch weitere Ausgaben in Millionenhöhe für das Familienunternehmen Aquilas. 2023 flossen 1,7 Millionen Dollar in die „gemeinsame Nutzung von Dienstleistungen“, die an der Firmenzentrale in Justin, im US-Bundesstaat Texas, angefallen sind.
Was das genau bedeutet, ist derweil unklar. Diese Zahlungen sind allerdings ebenfalls keine Ausnahme. 2021 fielen hier 500.000 Dollar und 2022 rund 1,1 Millionen Dollar an.
Canoo will 2024 bis zu 100 Millionen umsetzen
Was angesichts der kaum vorhandenen Einnahmen übermäßig viel erscheint, könnte aber zu einem im Vergleich kleineren Ausgabeposten zusammenschmelzen, wenn Canoo seine Umsatzziele für 2024 erreicht. In diesem Jahr rechnet der Hersteller nämlich mit einem Umsatz zwischen 50 und 100 Millionen Dollar.
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