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Analyse

Eine App für alles: Was ist dran am Mythos Super-App?

Von der Nachrichtenplattform X über Paypal bis hin zu Neobanken wie Revolut – viele Fintechs wollen einmal eine Super-App werden. Aber lohnt sich das überhaupt?

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Mit einem Klick zur Super-App. (Foto: ImYanis/ Shutterstock)

Elon Musk will aus Twitter, das jetzt X heißt, eine Super-App machen. Ähnliche Pläne verfolgen auch Tech-Riesen wie Paypal und Apple.

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In Europa streckt sich der britische N26-Rivalin Revale Revolut ebenso nach diesem Ziel, genau wie die Neobank Vivid. Auch Europas wertvollstes Fintech, der schwedische Bezahldienstleister Klarna, verfolgt längst diesen Weg: Bereits 2021 stellten die Schweden ihre Super-App vor.

Doch was soll das eigentlich sein? Die Super-App tritt mit dem Versprechen an, alle wichtigen Belange des Alltags zu organisieren – ohne dass Nutzer:innen zwischen verschiedenen Anbietern wechseln müssen. Nur ein Klick auf dem Smartphone und schon ist man an dem Ort, an dem von Shopping über die Reiseplanung bis hin zum Chatten mit Freunden alles möglich ist.

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Vorbilder aus Asien

Der Fintech-Traum von der Super-App hat ein großes Vorbild aus China: Einst als Messenger-App gestartet, macht dort die App Wechat vor, wie man nicht nur Finanzen und Shopping mit den Funktionen eines sozialen Netzwerks vereint. Hier geht die Idee auf, Nutzer:innen eine App für alle wichtigen Dinge des täglichen Lebens zu bieten. 1,3 Milliarden Menschen nutzen die App jeden Monat.

Ähnliche Services wie Wechat in China bieten auch Paytm in Indien oder Grab in Südostasien. In all diesen Ländern der Erde haben sich Super-Apps etabliert. Es ist aber kein Zufall, dass das in den entwickelten Industrieländern noch nicht so ist.

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Die Schwellenländer, in denen sich die Super-Apps durchgesetzt haben, sind meist Mobile-First-Gesellschaften, in denen die Menschen zwar oft über kein Bankkonto verfügen, aber ein Smartphone besitzen, das ihnen den Zugang zu allen internetbasierten Services bietet. In Deutschland gibt es keinen so hohen Druck.

Der Vergleich mit dem großen Vorbild Wechat hinkt außerdem, weil sich die Anbieter von Super-Apps anderswo oft an strenge regulatorische Vorschriften für Banking, Payment und vor allem Datenschutz halten müssen. Insbesondere in Europa stößt die Idee einer Super-App beispielsweise auf recht harte Regulierungsvorschriften – und auch auf den Argwohn der Nutzer:innen, sollte sie sich als Datenkrake erweisen.

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Super-Verwirrung statt Super-App

In Ländern wie Deutschland steigt zwar die Smartphone-Nutzung für Finanzgeschäfte, allerdings ist es noch eher eine Ergänzung und nicht das Standardgerät. Laut der Bitkom-Umfrage Digital Finance 2023 nutzen immerhin bereits acht von zehn Menschen, die Onlinebanking verwenden, dafür zumindest hin und wieder das Smartphone. Unter jungen Menschen, also den 16- bis 29-Jährigen, nutzen bereits 78 Prozent regelmäßig Smartphone-Banking. Mittlerweile hat die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) auch schon einmal mit Smartphone oder Smartwatch an der Kasse bezahlt.

Der Gedanke, eine einzige umfassende App zu nutzen, die neben den persönlichen Finanzen auch Reisebuchungen, Restaurantbesuche oder den Versicherungscheck organisiert, liegt trotzdem wohl noch eher fern.

In einer Umfrage des Vergleichsportals Getapp gaben Nutzer:innen an, noch nicht einmal genau zu wissen, was genau eine Super-App ist und ob sie in Deutschland verfügbar ist. Um als Super-App zu gelten, sollte sie laut Getapp dabei die folgenden Dienstleistungen beinhalten:

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  • Social-Media-Plattformen
  • E-Commerce-Dienste
  • Finanzdienstleistungen
  • Lieferservices für Lebensmittel und Mahlzeiten
  • Zahlung von Rechnungen
  • Transport

Was braucht die Super-App?

Als Hauptgrund für ein Interesse daran, Super-Apps zu nutzen, geben 69 Prozent der Befragten den Vorteil an, damit Zeit sparen zu können. 53 Prozent schätzen die Bequemlichkeit. Die drei wichtigsten Funktionen und Dienstleistungen, die die Befragten in einer Super-App am liebsten nutzen würden, sind dabei E-Mails, Social Media (jeweils 53 Prozent) und Zahlungen per Smartphone (zum Beispiel Online-Banking, Apple Pay, Paypal; 46 Prozent).

Abschreckend ist für viele, dass zu viele persönliche Daten an den Anbieter einer einzigen App übertragen würden (51 Prozent). Zudem stört 44 Prozent die technische Abhängigkeit, die Teil des Super-App-Modells ist, sodass sie bei technischen Problemen keine Alternativen mehr haben.

Doch selbst wenn die Befragten eine Super-App ausprobieren würden, wollen die Wenigsten auch für so einen Service zahlen. Nur ein Viertel wäre bereit, für eine Super-App einen einmaligen Betrag auszugeben, ein weiteres Viertel gibt an, ein bis drei Euro dafür zahlen zu wollen.

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Wer gewinnt den Kampf um die Super-App?

Die großen Tech-Firmen aus den USA wie Paypal oder Apple wären aufgrund ihrer Entwicklungsmöglichkeiten eigentlich prädestiniert, dem Wechat-Beispiel zu folgen – und sie haben bei den Kund:innen mit ihren Bezahl-Apps schon einen Fuß in der Tür. Laut der EHI-Studie Online-Payment 2023 ist Paypal in Deutschland bereits die beliebteste Art, um online zu bezahlen.

Und Paypal baut seine Services immer weiter aus. Die Super-App-Pläne dort sehen vor, eine App zu schaffen, die neben Finanztools auch eine Krypto-Wallet und einen Shopping-Bereich mit personalisierten Angeboten und Rabatten hat.

Apple hingegen testet erst einmal auf dem amerikanischen Markt, welche Bankdienstleistungen neben Apple Pay und der eigenen Kreditkarte erfolgreich sein könnten: etwa ein gebührenfreies Tagesgeldkonto oder ein Buy-Now-Pay-Later-Angebot. Das Ziel ist hier eher, ein Ökosystem rund um Bankdienstleistungen zu bauen.

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Geplant sind unter anderem die Risikobewertung bei Kreditvergabe, Betrugsanalyse und Bonitätsprüfung, womit Apple eher klassischen Finanzdienstleistern Konkurrenz machen wird. Diese Dienste auch nach Europa zu bringen, dürfte aber Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen.

Unter den europäischen Neobanken geht die britische Revolut schon mit dem Werbeversprechen an den Start, die eine App „für all deine Finanzen“ zu bieten: vom Sparen übers Investieren und Geldsenden bis hin zur Kontrolle der eigenen Ausgaben. Unter der europäischen Konkurrenz hat sie zudem bereits die größte Ansammlung von Zusatzservices – zuletzt kam unter der Funktion Revolut Experience die Möglichkeit hinzu, Stadtführungen, Tickets für Museen und Sehenswürdigkeiten oder Outdoor-Urlaubs-Aktivitäten direkt in der App zu buchen. Bei den Kund:innen scheint das anzukommen, immerhin nutzen bereits rund 30 Millionen User Revolut (Stand: Juni 2023).

Auch Bezahldienstleister Klarna setzt seine Vision einer Super-App bereits in Europa um. Die Plattform verbindet schon heute Shopping, Rabatte und Bezahlen an einem Ort. Dazu hat Klarna kräftig investiert und beispielsweise Firmen wie die Social-Shopping-Plattform Hero eingekauft. In Deutschland verleibte sich das Fintech etwa Stocard ein, einen Anbieter von Bonuskarten.

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Ein großer Vorteil von Klarna, das mit dem Rechnungs- und Ratenkauf für Onlineshops groß geworden ist: Dank der schwedischen Banklizenz kann man Nutzer:innen auch mit einem eigenen Bankkonto locken. Gut möglich, dass dabei nicht die eine Super-App á la Wechat herauskommt – es wird wohl eher eine Super-Shopping-App.

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