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Von Per Anhalter durch die Galaxis bis Anne Frank: Welche Bücher in US-Schulen verboten werden sollen

Die Zahl der aus dem US-Schulunterricht verbannten Bücher hat sich seit 2022 vervierfacht. Und nun machen auch Bundesbehörden mit.

3 Min.
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(Foto: Chinnapong/Shutterstock)

Im Jahr 2007 hat die Hollywood-Schauspielerin Julianne Moore ein Kinderbuch namens „Freckleface Strawberry“ geschrieben. Es handelt von einem kleinen Mädchen, das mit seinen Sommersprossen hadert. Nun soll es nach Moores Angaben aus allen Schulen, die dem US-Verteidigungsministerium unterstehen, verbannt werden. Dabei handelt es sich um Schulen außerhalb der USA. Laut Wikipedia befinden sich 35 davon in Deutschland. Offiziell heißt es aus dem zuständigen Ministerium, dass Bücher mit Bezug zur „Gender- oder Gleichstellungsideologie“ geprüft würden, berichtet der Deutschlandfunk.

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Neu an der Entwicklung ist, dass sich nun auch eine Bundesbehörde in den Kulturkampf um den Lesestoff für Kinder einmischt. Bisher war das eine Sache der einzelnen Schuldistrikte. Der Schriftstellerverband PEN America veröffentlicht regelmäßig, welche Werke aus dem Unterricht oder den Schulbibliotheken verbannt beziehungsweise von Verbannung bedroht sind.

2022 enthielt die Liste noch 1145 verschiedene Titel. Auf der aktuellen Fassung sind es 4231. Ungefähr die Hälfte davon ist ganz oder teilweise gesperrt, beim Rest läuft die Prüfung noch. Laut Amnesty International stehen als Gründe in den Zensuranträgen: „Gender-Ideologie-Propaganda“, „transsexuelles Material“, „Übernahme einer Trans-Ideologie, die einen Angriff auf Mädchen/Frauen darstellt“, „sexuelles Fehlverhalten“, „Drogen-/Alkoholkonsum“, „LGBTQ-Inhalte“, „polizeifeindlich“, „rassistisch“, „obszön“.

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Klassiker, Science Fiction und Bestseller

Bereits verbannt sind Werke einiger Literatur-Nobelpreisträger:innen: William Faulkner (1949), Ernest Hemingway (1954), John Steinbeck (1962), Nadime Gordimer (1991) und Toni Morrison (1993).

Zu den weiteren geblockten Klassikern der Weltliteratur zählen Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“), James Joyce („Ulysses“), Leo Tolstoi („Krieg und Frieden“) und William Shakespeare („Kaufmann von Venedig“, „Der Widerspenstigen Zähmung“).

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Science Fiction und Fantasy ist auf der Liste ebenfalls reichlich vertreten – unter anderem durch Margret Atwood („Report der Magd“), Herbert Frank („Dune“), Aldous Huxley („Schöne neue Welt“), George R. R. Martin („Game of Thrones“), George Orwell („1984“), Kurt Vonnegut („Schlachthof 5“) und Ayn Rand („Atlas Shrugged“).

Am heftigsten betroffen sind aber Bestsellerautor:innen wie Ellen Hopkins (316 Einträge), Sarah J. Maas (282 Einträge), Stephen King (117 Einträge), Colleen Hoover (95 Einträge) und John Green (91 Einträge).

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Florida und Iowa dominieren

Vor allem die Bundesstaaten Iowa und Florida dominieren die Liste. In Florida springt besonders der Escambia County School District ins Auge – nicht nur, was die Menge der beanstandeten Bücher betrifft, sondern auch deren erratische Auswahl. Im August und Dezember 2023 beantragte der District unter anderem die Verbannung von…

  • allen fünf Bänden von „Per Anhalter durch die Galaxis“ (Douglas Adams)
  • „Das Geisterhaus“ (Isabel Allende)
  • Die Mars-Chroniken“ (Ray Bradbury)
  • „Der Fremde“ (Albert Camus)
  • „Tod auf dem Nil“ (Agatha Christie)
  • fünf Romanen von Michael Crichton
  • „A Tale of Two Cities“ und „David Copperfield“ von Charles Dickens
  • Das Tagebuch der Anne Frank
  • „Chronik eines angekündigten Todes“ und „Liebe in Zeiten der Cholera“ von Gabriel García Márquez (Literatur-Nobelpreis 1982)
  • einer Bach-Biografie von John Eliot Gardiner
  • einer Biografie von Paul McCartney
  • „Die Elenden“ von Victor Hugo
  • „Doktor Schiwago“ von Boris Pasternak (Literatur-Nobelpreis 1958)
  • „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ (Mark Twain)
  • „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (Marcel Proust)
  • den Ausgaben 2018 bis 2023 des Guinnessbuch der Rekorde
  • zwei Wörterbüchern von Merriam-Webster
  • zwei Wissenschaftsbüchern der National Geographic Society

Über die Sperrung wird derzeit vor Gericht gestritten.

Ähnlich umtriebig sind auch die Orange County Public Schools, ebenfalls in Florida. Hier sollen unter anderem die „Metamorphosen“ von Ovid und „Siddhartha“ von Hermann Hesse auf dem Index landen.

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Inhaltliche Klammer: Aktivismus und soziale Gerechtigkeit

Was die inhaltliche Klammer dieser Werke ist, hat der Datenjournalist Arman Madani 2023 anhand einer älteren Liste mit 1626 verbannten Büchern untersucht. Sein Ergebnis: 45 Prozent davon beschäftigen sich mit Aktivismus und sozialer Gerechtigkeit. Mit weitem Abstand folgen die Themen LGBTQ+, Rassismus und Ethnie sowie einflussreiche Frauen.

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Kommentare (5)

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Rainer Reiners

Soviel zur free speech Politik der Rechten

Stephan Hartmann

Und ausgerechnet die Amis werfen uns vor, die Redefreiheit einzuschränken.

Martin Maurer

In der Zukunft brennen wieder Bücher. Sci-Fi-Drama von François Truffaut nach dem Romanklassiker von Ray Bradbury.
Fahrenheit 451 (= 233 Grad Celsius) gilt als die Temperatur, bei der Buchpapier brennt.

In Diktaturen ist der selbstbestimmte, gebildete Bürger ein Problem.
Das hat ja die Clientel, welche beim Sturm auf das Captitol beteilgt war, sehr schön gezeigt.
Erschreckend, mit welcher Präzision bis ins Detail alte Klassiker, wie Aldous Huxleys: „schöne neue Welt“ bereits 1934 all das beschrieben haben, was Amerika jetzt erwartet.
Die staatlich, gesteuerte Verblödung, welche bei Trump Wählern in Gebeten mit : „Lieber Gott, mach das Benzin billiger“ die Doktrin und Ziele des neuen, faschistischen Amerikas, verkörpern.

Bleibt zu hoffen, dass das große Experiment der MAGA Welle an der puren Gier nach Macht und Geltung zwischen Trump und Musk in ca. 4 Monaten implodiert.

Sonst muß der Terminator aus der Zukunft anreisen, um Elon Musk und seine erotischen Roboter Frauen eliminieren.

Richard von Lavante

Ja, das frage ich mich auch, wie lange es noch dauert, bis dort wieder Bücher brennen.

Richard von Lavante

„Fehlt“ nur noch Faust / Faust 2, Brecht, Capek, ….
allerdings, „Mein Kampf“, oder Bücher von Lenin, Stalin, Trotzki, etc. stehen nicht auf dem Index.

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