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Software & Entwicklung

Cloud Computing: Mehr als nur ein Hype

Cloud Computing. Ein Schlagwort wie kein anderes. Omnipräsent. Für die einen nur ein weiteres Hype-Thema, für die anderen eine dramatische Veränderung der IT-Landschaft, vergleichbar mit der, die uns die Client-Server-Architektur oder gar das Internet gebracht haben. Ja, was denn nun? Fest steht: Cloud Computing ist mehr als nur ein Hype und bietet großen wie kleinen Unternehmen völig neue Möglichkeiten, ihre IT-Ressourcen bedarfsgerecht zu nutzen und zu bezahlen – von der Software über Entwicklungsplattformen bis zur Hardware.

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Wenn man im Netz den Begriff „Cloud Computing“ recherchiert, stößt man auf eine gehörige Portion Chaos. Es gibt anscheinend fast so viele Definitionen des Begriffs wie es Gurus gibt, die einem ihre Version verkaufen wollen. Aber auch unter Akademikern, die das Thema erforschen, und unter anderen Experten, die keine direkten finanziellen Ziele verfolgen, herrscht Uneinigkeit.

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symbolbild-cloud-computing

Diese Vielfalt von sich überlappenden oder sogar konkurrierenden „Definitionen“ ist eine Konsequenz der Herstellerpolitik, aber auch der potenziellen Größe des kommerziellen Markts, den Experten auf mehrere Milliarden US-Dollar schätzen. Machtkämpfe sind in einem solchen Kontext vorprogrammiert. Doch es gibt vielleicht auch einen tieferen Grund, wieso es so schwierig ist, das Thema einzukreisen: Der Begriff „Cloud Computing“ beschreibt eher ein Zeitalter als eine konkrete Sache.

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Simon Wardley, Direktor Cloud-Computing-Strategie bei Canonical (dem Unternehmen hinter Ubuntu), verglich diese Problematik in seiner brillanten Rede bei der OSCON 2009 [1] mit der Industriellen Revolution – mit der Bemerkung, dass Historiker sich bis heute nicht über das Jahrhundert einigen können, in dem die Industrielle Revolution begann. Bei solch einem Tempo werden nach Wardley eher „Katzen online sein“, bevor es einen klaren Gewinner unter den Definitionen von Cloud Computing gibt.

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Der Nebel lichtet sich

Doch trotz aller Definitionsfragen: Einen groben Konsens bei der Antwort auf die Frage, was Cloud Computing ist, gibt es durchaus. Dieser Konsens hört auf die Abkürzung „SPI Stack“. „SPI“ ist dabei die Abkürzung weiterer Abkürzungen: „SaaS“ steht für „Software as a Service“; „PaaS“ für „Platform as a Service“ und „IaaS“ für „Infrastructure as a Service“. Zusammengenommen bilden Saas, PaaS und IaaS die Ebenen in einem Schichtenmodell, dem „Stack“. Dieser SPI-Stack bildet die Grundlage der meisten Definitionen. Die Frage lautet also: Was sind SaaS, PaaS und IaaS? Wie unterscheiden sie sich voneinander und wie bilden sie gemeinsam die Grundlage für Cloud Computing?

SaaS zeichnet sich durch die Bereitstellung von Anwendungs- und Geschäftslogik in Form von webbasierten Diensten aus. Auf dieser Ebene begegnet man Software in ihrer reinsten Form, losgelöst von Fragen nach Betriebssystem, Plattform oder Hardware. SaaS-Dienste gibt es für verschiedenste Bereiche: von der Projektplanung über Fakturierung und CRM bis zur Groupware. Zudem lassen sich viele Dienste mit anderen kombinieren. Salesforce.com (CRM) ist sicher der bekannteste SaaS-Anbieter. Einen umfangreichen Marktüberblick liefert der Artikel „Business-Applikationen in der Cloud“ ab Seite 24.

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PaaS zeichnet sich durch die Bereitstellung von Diensten zur Softwareentwicklung aus. Softwarehersteller können solche Plattformen nutzen, um ihre Anwendungs- und Geschäftslogik zu entwickeln, ohne sich um die zugrundeliegende Architektur und den Entwurf der IT-Infrastruktur sowie deren Betrieb kümmern zu müssen. Stattdessen kümmert sich der PaaS-Provider um die oft lästigen Details des Betriebs. Marktführer in diesem Bereich sind die Plattformen Force.com (die Plattform, auf der Salesforce.com aufsetzt) und Google App Engine.

IaaS-Anbieter stellen ihren Nutzern mehr oder weniger nackte IT-Infrastrukturen zur Verfügung. Oft (aber nicht immer) ist diese Infrastruktur virtueller Natur, da Anbieter Technologien wie Virtualisierung nutzen, um Infrastruktur kosteneffizient anbieten zu können. Amazon ist mit seinen Web Services, insbesondere Elastic Compute Cloud (EC2) und Simple Storage Services (S3), der bekannteste IaaS-Anbieter.

Keine dieser drei Ebenen alleine reicht aus, um dem Begriff Cloud Computing gerecht zu werden. Erst die Summe der drei Konzepte führt zu dem, was der Begriff Cloud Computing eindeutig ist: ein Geschäfts- und Betriebsmodell zur Bereitstellung und Verwendung von IT-Ressourcen.

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Es hat (fast) nichts mit Technologie zu tun

Erfahrene IT-Fachleute zeigen beim ersten Kontakt mit den technischen Konzepten von Cloud Computing oft dieselbe Reaktion: „Das kenne ich doch schon.“ Eine verständliche Reaktion, denn die Aussage stimmt: Die Technologien, auf denen der SPI-Stack basiert, sind fast ausschließlich existierende. Das Einzige, was am SPI-Stack wirklich technologisch neu ist, ist die Zusammensetzung von verschiedenen Elementen.

Auch das übergreifende Betriebsmodell von Cloud Computing kann einem auf den ersten Blick sehr vertraut erscheinen. Die Vorstellung, dass IT-Ressourcen von einem zentralisierten Provider bereitgestellt werden, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit älteren Betriebsmodellen, die auf dem Mainframe basieren, beispielsweise dem Timesharing.

Doch der Eindruck, das alles sei nur „alter Wein in neuen Flaschen“, trügt. Denn mit dieser Perspektive übersieht man das Wesentliche an Cloud Computing: Es ist kein neues technologisches Modell, sondern ein neues Betriebsmodell [2]. Und deswegen sind die Ähnlichkeiten mit älteren Betriebsmodellen bei näherer Betrachtung nicht vorhanden. Im Gegenteil: Eine radikale Änderung wird sichtbar.

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Die Cloud-Computing-Architektur lässt sich in die drei Schichten „Software as a Service“, „Platform as a Service“ und „Infrastructure as a Service“ gliedern.

Die Cloud-Computing-Architektur lässt sich in die drei Schichten „Software as a Service“, „Platform as a Service“ und „Infrastructure as a Service“ gliedern.

Evolutionäre Technologie – revolutionäres Modell

Die drei wesentlichen Aspekte des Cloud-Computing-Betriebsmodells sind „bedarfsbedingte Abrechnung“, „Mandantenfähigkeit“ und „serviceorientierte Architektur“. Ressourcen werden dabei in einem Selbstbedienungsmodell zur Verfügung gestellt und können bedarfsbedingt verwendet werden. Die Abrechnung findet auf der Basis dieser bedarfsbedingten Verwendung statt – man zahlt also nur für das, was man auch nutzt.

Die Architektur, in der Ressourcen beim Cloud Computing bereitgestellt werden, ist mandantenfähig (Multi-Tenant). Alle Anwender teilen sich also die zugrundeliegende Infrastruktur. Die einzelnen Dienste eines Anwenders laufen aber in einem getrennten, sicheren Adressenraum. Da sämtliche Ressourcen in einer serviceorientierten Architektur bereitgestellt werden, sind für Anwender nur Schnittstellen sichtbar, niemals Details der dahinterliegenden Implementation.

Je höher man sich im Schichtenmodell befindet, desto mehr wird man von der Verantwortung für die darunterliegenden Schichten befreit. Je tiefer man sich im Modell befindet, desto mehr Freiheit zur Gestaltung der eigenen Systemlandschaft hat man. Auf der SaaS-Ebene muss man sich als Anwender beispielsweise nicht um die Systemarchitektur kümmern, das übernimmt der Provider für einen.

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Zusammengenommen ergibt sich aus diesen Aspekten ein Modell mit signifikanten geschäftlichen (kommerziellen) Vorteilen. Das bedarfsbedingte Verwendungsmodell ermöglicht Anwendern, die Kosten sehr stark an den Bedarf zu koppeln. Steigt der Bedarf, verwendet man mehr Ressourcen, geht er wieder zurück, verwendet man weniger Ressourcen – und zahlt auch für weniger.

Alles in allem ein revolutionäres Modell auf der Basis von evolutionären technologischen Verbesserungen. Für etablierte Firmen verspricht Cloud Computing deutliche Kostenersparnisse und die verlockende Möglichkeit, das Gleiche mit laufenden IT-Betriebskosten zu erreichen, was vor Jahrzehnten im Bereich der Logistik geschafft wurde: die Eliminierung von Bestandsverschwendung, der Heilige Gral von allen „Lean“-Prozessen.

Für Startups ist dieses Modell möglicherweise noch wichtiger, denn sie können Geschäftsideen ohne massive Kapital-Investments ausprobieren und dadurch mit deutlich geringerem Risiko agieren. Dies wirkt wie ein Superhelden-Mutanten-Gen und verleiht jedem Startup Superkräfte, wodurch es sich auch gegenüber großen Playern behaupten kann.

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Risiken und Nebenwirkungen

Es gibt noch eine Menge offene Fragen zum Thema Cloud Computing und nicht weniger Risiken. Doch gerade die Risiken werden häufig dramatischer dargestellt, als sie tatsächlich sind. Zudem sind viele Diskussionen über das Thema Sicherheit fehlgeleitet. Bei einer Diskussion über die Datensicherheit, bei der es eigentlich eher darum gehen sollte, wie IT-Architekten und Entwickler geschickter mit unseren Daten umgehen können, bleiben tatsächlich haarsträubende Risiken nicht selten auf der Strecke. So fragen sich sicher die wenigsten, ob ihr Cloud-Provider ein tragbares Geschäftsmodell hat oder ob große Cloud-Provider wie Amazon oder Google mit diesen Geschäftszweigen Gewinne erwirtschaften.

Die Nutzung eines Cloud-Providers ist eine Sourcing-Beziehung, also eine Geschäftsbeziehung zwischen Lieferant und Abnehmer. Jede verantwortungsvolle Geschäftsleitung wird Einblick in die Zahlen des zukünftigen Geschäftspartners haben wollen, um sicherzugehen, dass die Partnerschaft eine solide Basis hat. Doch genau das ist bei Cloud-Providern in aller Regel unmöglich. Dennoch sind die geschäftlichen Vorteile so massiv – und die Vorteile, die Konkurrenten gegen einen ausnutzen könnten, so verheerend – dass viele Firmen die Risiken trotzdem eingehen werden.

In Monty Pythons Film „Die Ritter der Kokosnuss“ besiegt König Artus den Schwarzen Ritter. Doch der will davon nichts wissen – selbst nachdem Artus ihm Arme und Beine abgeschnitten hat, leugnet er seine Niederlage. Große Änderungen – und Cloud Computing ist so eine – verursachen immer Ungewissheit und Sorgen. Sie zu leugnen, hilft dabei allerdings wenig, denn dann wird man selbst zum Schwarzen Ritter und die Konkurrenz zum Artus.

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