10 Minuten für eine simple Reiseplanung: Warum Manus der größte KI-Hype-Fail des Jahres ist

Das KI-Tool Manus ist gehyped, scheitert aber an echter Autonomie. (Bild: Shutterstock / Collagery)
Die Älteren werden sich noch an die Anfangszeiten des Internets in Deutschland erinnern. Noch vor den rasanten 64k oder, ganz exklusiv, 128k mit ISDN, als ein 56k-Modem das höchste der Gefühle war. Wenn jüngere Leser:innen das dazugehörige Gefühl nochmal erleben wollen, sollten sie einfach mal den KI-Agenten Manus starten, der von zahlreichen Beobachter:innen als „zweiter Deepseek-Moment“ hochgejazzt wurde.
Wer Manus nutzen möchte, braucht Geduld
Denn Manus ist vor allem drei Dinge: langsam, intransparent, ineffizient. Als ich den vermeintlichen Agenten testweise dazu befrage, ob er mir ein Reisepaket für einen zweiwöchigen Kroatien-Trip zusammenstellen kann, ackert er direkt brav los. Bis zur Zusammenstellung von drei Paketen mit Fokus auf Wandern, Kultur und Architektur benötigte er weit über zehn Minuten.
Allerdings scheint er in seinem Prozess zu jedem Teilaspekt – Anreise, Unterkunft, Sehenswürdigkeiten – nur jeweils eine bis zwei Seiten besucht und durchsucht zu haben. Und wenn ich jetzt eines dieser Pakete buchen wollen würde? Geht nicht. Manus kann keine Captchas lösen und Zugriff auf Accounts hat er sowieso nicht. Damit bleiben auch die Preise, ein Kernpunkt meiner Anfrage, schwammig.
Selbst als ich ihm eine weitere, weitaus einfachere Aufgabe stelle, knickt Manus ein. Um mir eine Tabelle mit Reiseoptionen via Bahn, Bus und Auto von Hamburg nach Hannover an jedem Donnerstag im April anbieten zu können, braucht das Tool ebenfalls mehrere Minuten. Alleine mit der Eingabe von Start- und Zielbahnhof auf der Bahn-Seite verbringt Manus mehr als zwei Minuten – für eine Aufgabe, für die ich selbst vielleicht eine halbe gebraucht hätte.
Manus ist keine Revolution, sondern eine mäßig beeindruckende Evolution
Zahlreiche Medien, KI-Evangelist:innen und Branchenbeobachter:innen sind also wieder mal auf den Hype hereingefallen. Das kann man ihnen zum Teil auch nicht verdenken. Denn manche Aufgaben möchte sich jede:r gerne von einer digitalen Assistenz abnehmen lassen. Sonst gäbe es den Boom um KI-Agenten nicht.
Aber nur, weil Manus einen Texteditor und einen Browser nutzen kann, ist er noch längst kein Agent. Vielmehr ist das Tool ein Deep-Research-Modus mit Partyhütchen, der ohne Anbindung an Anthropics Claude und das Coding-LLM Qwen kaum Eigenleistung mitbringen würde. Dass der KI-Chatbot zum Beispiel Formulare ausfüllen kann, statt nur Seiten zu lesen und zusammenzufassen, ist kein technologischer Sprung, sondern ein winziger Hüpfer.
Und wer jetzt mit dem Preisargument kommt: Ja, eine Alternative wie der ChatGPT-Operator ist teurer, kann aber auch mehr. Wer bei Manus die wahren Kosten trägt, sind die User:innen. Denn Manus ist eine extreme Datenkrake. Die dazugehörige Firma speichert persönliche Daten bis zu sechs Jahre und macht an keiner Stelle klar, was mit Inputs und Outputs passiert.
Ich werde Manus nach meinem Testlauf jedenfalls schnell wieder in der Schublade verschwinden lassen. Denn der vermeintliche KI-Agent ist für mich deutlich mehr Blendwerk als echte Arbeitserleichterung. Vor allem ist er aber ein gutes Beispiel dafür, wie Hype im Zeitalter von KI funktioniert.