4-Tage-Woche, aber nur im Sommer: Warum zwei deutsche Startups auf dieses Modell setzen
„Das Jahr ist ein Marathon, kein Sprint“. So überschreibt Fabian Foelsch einen Blogeintrag, in dem er erklärt, warum sein Startup im Sommer auf eine saisonal begrenzte 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt setzt. Statt „am Freitag bei 30 Grad um 18 Uhr noch im Büro“ zu sitzen, soll sein Team im Juli und August einen Tag mehr pro Woche Sonne tanken und die Zeit draußen genießen. Mit dieser Idee ist er nicht allein.
Saisonale 4-Tage-Woche: Entspannen im Sommer, danach wieder Gas geben
Foelsch ist Mitgründer und Geschäftsführer der Nahrungsergänzungsmittelmarke Braineffect. In seinem Beitrag postuliert er: „Ein Jahr ohne Pausen konstant 120 Prozent zu geben, ist langfristig nicht machbar“. Dass die 120 Prozent, von denen der CEO schreibt, abseits der „Summer Time“ durchaus ernst gemeint sein dürften, lässt ein Blick in die kununu-Bewertungen des Startups vermuten. Da finden sich selbst in den positivsten Bewertungen Passagen zu nennenswert „hohen Ansprüchen an die Mitarbeiter“.
Die „Summer Time“ gibt es bei Braineffect schon seit 2021. Für Filip Mierzwa und sein Koch-Equipment-Startup Stur ist der Sommer 2024 der erste mit „Summer Hours“. Von Juli bis September arbeitet das Team bei Stur vier statt fünf Tage.
Die Inspiration für das Konzept kommt laut Mierzwa vom US-Software-Unternehmen Basecamp (37signals), das schon seit 2017 auf „Summer Hours“ setzt.
Auf Linkedin berichtet Mierzwa vom Einstieg in die saisonale 4-Tage-Woche. Er schreibt: „Wir wissen, dass bei uns – und unseren Lieferanten – saisonal bedingt im Sommer deutlich weniger los ist. Warum dann nicht auch einen Gang runterschalten und den Sommer an einem freien Tag mehr genießen?“
4-Tage-Woche im Sommer: Nicht alles rosarot
Nicht alle, die die saisonale 4-Tage-Woche ausprobieren, behalten das Konzept letztlich bei. Unter dem Linkedin-Posting von Filip Mierzwa spiegelt das beispielsweise Beatriz Loos, Geschäftsführerin einer Datenschutzberatung. Sie schreibt: „Wir haben letztes Jahr bei uns in der SiDIT GmbH ebenfalls mit der 4-Tage-Woche über einen Zeitraum von 2 Monaten experimentiert“.
Die Organisation und die „vielen Calls und Termine in vier Tagen statt fünf“ hätte die Mitarbeitenden „recht viel Kraft gekostet“. „Wir sind daher wieder zurück zur üblichen 5-Tage Woche, jedoch mit flexiblem Arbeitsort und Arbeitszeiten (unter der Bedingung der Erreichbarkeit für Kunden)“.
Und auch Mierzwa selbst spricht in seinem Posting über Herausforderungen, die das Modell mit sich bringt. Man müsse sich noch im neuen Rhythmus einfinden, „denn aktuell fühlt es sich noch überwältigend an, ‚die Arbeit von fünf Tagen in vier Tage‘ zu stecken. Viele Meetings, noch nicht sooo viel Life-Balance“. Er sei jedoch überzeugt, dass sich das noch einpendeln werde. Und: „Es tut extrem gut, einen zusätzlichen Tag freizuhaben“.
Erfahrungswerte, wie die „Summer Time“ klappen kann, liefert Braineffect-CEO Foelsch. Gegenüber Business Insider erklärte er 2021: „Wir haben nicht versucht, die Arbeit von fünf Tagen in vier zu quetschen, sondern Prioritäten anders und richtig zu setzen“.
Projekte seien bewusst höher oder niedriger eingestuft, teilweise vorgezogen, teilweise in den Winter verschoben worden. Außerdem habe das Team genau überprüft, welche Meetings nötig sind, andere gestrichen und die verbleibenden Calls auf die Hälfte der Zeit reduziert.
Damit die gemeinsame Terminfindung trotzdem klappt, haben alle am selben Tag – freitags –, frei. Lediglich einzelne Abteilungen wie der Kundenservice und die Buchhaltung konnten sich flexibel absprechen.