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40 Jahre Amiga: Wie Commodore den Multimedia-Computer erfand – und sein Potenzial verschenkte

Der vor 40 Jahren vorgestellte Amiga besaß für einen Heimcomputer ungeahnte Multimedia-Fähigkeiten. In Erinnerung geblieben ist er als Games-Rechner – obwohl er ein größeres Potenzial hatte.

Quelle: dpa
4 Min.
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Mit dem Amiga 500 gelang Commodore ein Durchbruch – vorranging bei Gamern. (Foto: Grzegorz Czapski / Shutterstock)

Die Premiere des Commodore Amiga vor 40 Jahren in einem Theater des piekfeinen Lincoln Center in New York sollte unbedingt die Vorstellung des ersten Apple Macintosh anderthalb Jahre zuvor übertreffen. Der charismatische Apple-Mitbegründer Steve Jobs hatte damals die Präsentation des ersten Macs als großen Moment inszeniert und das Publikum durch den neuartigen Würfelrechner mit synthetischer Stimme begrüßen lassen. Das wollte Commodore am 23. Juli 1985 toppen.

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Um die Macintosh-Premiere von Apple zu überbieten, hatte Commodore den Pop-Art-Künstler Andy Warhol und Debbie Harry, Sängerin und Songwriterin der New-Wave-Band Blondie engagiert. Warhol verwandelte auf der Bühne mit dem Amiga ein schnell geknipstes Digitalfoto der Sängerin in ein Kunstwerk – und demonstrierte damit die zu jener Zeit überwältigenden Multimedia-Fähigkeiten des neuen Commodore-Spitzenmodells.

Commodore hatte Anfang der 80er Jahre vor allem Erfolge mit Heimcomputern feiern können. Der 1980 eingeführte VC20 war der erste Heimrechner, der als „Volkscomputer“ in großen Stückzahlen international verkauft wurde. Legendär wurde aber vor allem der Commodore 64, der 1982 auf den Markt kam: Mit mehr als 17 Millionen verkauften Geräten ist er bis heute der erfolgreichste Heimcomputer aller Zeiten.

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Die guten Verkaufszahlen des C64 konnten allerdings nicht über firmeninterne Probleme hinwegtäuschen. Während Apple im Januar 1984 für die aufsehenerregende Premiere des Macintosh gefeiert wurde, verließ der legendäre Commodore-Gründer Jack Tramiel das Unternehmen im Streit und übernahm den Wettbewerber Atari. Mit oder ohne Tramiel: Commodore benötigte dringend einen neuen Verkaufsschlager.

Amiga das nächste große Ding

Auf der Suche nach dem „next big thing“ prallten im Sommer 1984 das Commodore-Management und Ex-Chef Tramiel erstmals aufeinander. Beide Seiten lieferten sich einen Bieterstreit bei der Übernahme des Start-ups Amiga – bei dem der neue Atari-Chef Tramiel den Kürzeren zog.

Das kleine Amiga-Team hatte einen Prototyp eines neuartigen 32-Bit-Rechners entwickelt, der als Fundament für eine neue Erfolgsgeschichte taugen konnte. „Er besaß phänomenale Multimedia-Kapazitäten, besonders verblüffte die Animation eines springenden Balls“, sagt Andreas Stolte vom Computermuseum HNF in Paderborn. Nach der Übernahme der kleinen Firma sollte aus dem Amiga-Prototyp bei Commodore ein verkaufsfertiger Rechner werden. Tramiel orientierte sich nach der Schlappe um und fokussierte sich auf die Entwicklung des ewigen Amiga-Konkurrenten Atari ST.

Der neue Rechner von Commodore verblüffte die Branche: Zu einer Zeit, als Nutzer eines IBM PCs sich mit einer Grafikdarstellung von 16 Farben begnügen mussten und Mac-User vor einem Schwarz-Weiß-Bildschirm saßen, konnte der Amiga bereits 4.096 Farben darstellen. Der Rechner verfügte außerdem über spezielle Chips zur Beschleunigung der Videowiedergabe. Er hatte integrierte Videoausgänge für Fernseher. Der Amiga konnte zudem einen vierstimmigen Stereosound erzeugen, während viele Rechner von der Konkurrenz nur Pieptöne von sich gaben.

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Voller Innovationen steckte auch das Betriebssystem des Amiga. Ähnlich wie der Apple Macintosh bot die „Amiga Workbench“ eine grafische Benutzungsoberfläche, die mit einer Maus bedient wurde. Das hatten Mac und Amiga dem IBM-PC und seinem DOS-System von Microsoft voraus. Im Maschinenraum des Betriebssystems verfügte der Amiga aber obendrein schon über eine modernere Variante des Multitaskings, also der Fähigkeit, mehrere Programme parallel laufen zu lassen. Sie war viel robuster als das ältere Verfahren („kooperatives Multitasking“), das damals noch im Mac oder dem IBM-PC genutzt wurde.

Durchbruch mit dem Amiga 500 und Games

Der Verkauf des Amiga lief zunächst schleppend an. Auch wegen des hohen Preises hielten sich potenzielle Kunden aber zurück. Der erste Amiga kostete immerhin damals noch 5.595 D-Mark. Das entspricht inflationsbereinigt heute knapp 6.300 Euro. Den Durchbruch brachte 1987 das deutlich günstigere Modell Amiga 500, das ab 1.100 D-Mark zu haben war (inflationsbereinigt heute rund 1.200 Euro).

Die technischen Eigenschaften sorgten dafür, dass der Commodore Amiga schnell von der Gaming-Szene entdeckt wurde. Die überlegene Grafik und seine Soundoptionen ermöglichten viele innovative Spiele, die die Amiga-User begeisterten. Einer der ersten Titel, die für den Amiga erschienen, war Defender of the Crown (1986), ein Rollenspiel, das mit einer beeindruckenden Grafik und seinem Gameplay, bei dem man England erobert, überzeugte.

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Das populärste Spiel aller Zeiten für den Commodore Amiga ist Lemmings, ein Puzzle-Spiel, das 1991 erschien. Es gilt als der ikonische Amiga-Titel schlechthin und nimmt in Bestenlisten regelmäßig den Spitzenplatz ein. Lemmings überzeugte durch sein innovatives Spielprinzip, in dem der Spieler eine Gruppe kleiner Figuren mit verschiedenen Fähigkeiten sicher durch tödliche Levels leiten musste. Es wurde millionenfach verkauft sowie auf zahlreiche Plattformen portiert. Zu Klassikern wurden auch Amiga-Games wie Speedball 2, Alien Breed, Pinball Dreams und Worms – The Director’s Cut.

Verpasste Chancen

Der Commodore Amiga hätte mit seinem modernen Betriebssystem und seinen überragenden Grafikfähigkeiten auch Büros erobern können. Er war nämlich in der Textverarbeitung vielen Konkurrenzprodukten ebenfalls seiner Zeit weit voraus. Während monochrome Monitore Standard waren und Textprogramme ihre Benutzer mit langen Steuerzeichen und Sonderbefehlen verwirrten, bot der Amiga bereits eine grafische Darstellung des gesamten Dokuments. Der Bildschirm zeigte den Text in der passenden Typographie und dem Layout, wie er später auf dem Papier erscheinen würde.

Das Management von Commodore versäumte es allerdings, die bahnbrechenden Multimedia-Fähigkeiten in ihrem Marketing hervorzuheben, um den Amiga aus der Videospiel-Ecke herauszuholen. Zum Fall des Amiga trug auch eine undurchsichtige Modell-Politik bei. Ein Paradebeispiel dafür war 1992 der Amiga 600, der als kostengünstigere Konstruktion gedacht war, aber letztendlich ein teurerer Ersatz für den Amiga 500 wurde. Commodore hat weltweit etwa 7,2 Millionen Amiga-Computer verkauft, darunter knapp 1,7 Millionen in Deutschland. Das sollte aber nicht reichen.

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Mit dem Absturz des Amiga ging die ganze Firma unter: Commodore meldete am 29. April 1994 offiziell Insolvenz an. Das Aus war aber nicht nur auf Managementfehler zurückzuführen, sondern auch auf Veränderungen im Markt. Der IBM PC und Klone von Compaq und anderen Herstellern eroberten den Markt, auch weil günstige Grafik- und Soundkarten die PCs multimedia-tauglich machten. Apple hatte mit den gleichen Problemen wie Commodore zu kämpfen und stand angesichts des Vormarschs der Windows-PCs zwei Jahre später auch kurz vor der Pleite. Doch im Gegensatz zu Commodore gab es bei Apple mit Steve Jobs einen Retter, der die Firma 1997 vor dem Absturz bewahrte und später zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt machte.

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