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MIT Technology Review News

Naschen war gestern: Dieser Botenstoff schaltet dein Gehirn auf Sport

Der körpereigene Neurotransmitter Orexin fördert offenbar einen gesunden Lebensstil. Mäuse jedenfalls entscheiden sich unter seinem Einfluss eher fürs Laufrad als für Erdbeermilch.

3 Min.
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Sich ausreichend zu bewegen, ist die Basis für einen gesunden Lebensstil. Ob wir auch die Motivation dazu haben, hängt offenbar vom Botenstoff Orexin in unserem Gehirn ab. (Bild: Shutterstock/Real Sports Photos)

Ob Menschen eher zum Schokoriegel oder zur Hantel greifen, hängt womöglich nicht nur vom Kampf mit dem „inneren Schweinehund“ ab, sondern auch von einem biochemischen Botenstoff im Gehirn. Er heißt Orexin, und bisher wurde ihm vor allem eine wachmachende Wirkung zugeschrieben. Forschende der ETH Zürich haben jetzt festgestellt, dass Orexin offenbar auch eine Rolle bei der Entscheidung zwischen leckerem Snack und körperlicher Aktivität spielt.

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Darauf zumindest deuteten Experimente mit Mäusen hin, wie das Team im Fachblatt Nature Neuroscience berichtet. Mit ihrer Arbeit will es helfen, neue Strategien für mehr körperliche Aktivität zu entwickeln, die für die körperliche und seelische Gesundheit wichtig ist. Alarmierend sind Berichte der Weltgesundheitsorganisation WHO: Rund 80 Prozent der Jugendlichen und 27 Prozent der Erwachsenen bewegen sich danach zu wenig.

„Trotzdem gelingt es vielen Menschen, den allgegenwärtigen Versuchungen zu widerstehen und sich ausreichend zu bewegen“, sagt Denis Burdakov, Professor für Neurowissenschaften an der ETH Zürich. „Wir fragten uns: Was in unserem Gehirn sorgt dafür, dass uns das gelingt?“ Dabei hatte sein Team vor allem den Botenstoff Orexin im Fokus. Der Neuotransmitter wurde erst 1998 entdeckt und gilt als Wachmacher – wenn er an die entsprechenden Rezeptoren der Nervenzellen im Gehirn andockt.

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Dopamin motiviert zum Snacken und zum Sport

Zwar spielt auch der „Glücksbotenstoff“ Dopamin eine Rolle. „In der Neurowissenschaft ist Dopamin eine beliebte Erklärung dafür, warum wir uns für bestimmte Dinge entscheiden und andere vermeiden“, sagt Burdakov. Doch was die Entscheidung zwischen Bewegen oder Naschen betreffe, komme man damit nicht zu einer eindeutigen Bewertung. „Unser Gehirn schüttet sowohl beim Essen als auch beim Sport Dopamin aus“, so der Forscher.

Ob Orexin eine bessere Erklärung liefert, wollte das Team in Tierversuchen herausfinden. In jeweils zehnminütigen Tests beobachteten sie Mäuse, denen verschiedene Möglichkeiten zum Zeitvertreib angeboten wurden, darunter ein Laufrad und eine „Milchshake-Bar“ – ein Futterspender, der mit einem handelsüblichem Erdbeershake gefüllt wurde. „Mäuse mögen Milchshake aus dem gleichen Grund wie wir Menschen: Er enthält viel Zucker und Fett“, erklärt Burdakov. Die Forschenden beobachteten dann, wie sich ganz normale Mäuse in diesem Setting verhielten und solche, bei denen das Orexin-System blockiert war – mithilfe eines Medikaments oder einer genetischen Manipulation. Ihr Ergebnis: Die Mäuse mit intaktem Orexin-System verbrachten doppelt so viel Zeit am Laufrad und nur halb so viel Zeit an der Erdbeermilchquelle.

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Orexin zentral für die Entscheidung

In weiteren Experimenten boten die Wissenschaftler den Mäusen entweder nur das Laufrad oder die Erdbeermilch an. In diesen Fällen verhielten sich alle Mäuse gleich. „Das heisst, die Hauptaufgabe des Orexin-Systems besteht nicht darin zu kontrollieren, wieviel sich die Mäuse bewegen oder wieviel sie fressen. Vielmehr scheint Orexin zentral zu sein bei der Entscheidung zwischen dem einen und dem anderen“, folgert Burdakov.

Als nächstes will die Gruppe prüfen, ob sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Dabei könnten etwa Menschen mit Narkolepsie, der „Schlafkrankheit“, helfen, deren Orexin-System aus genetischen Gründen nur eingeschränkt funktioniert. Oder Personen, die ein noch recht neues Schlafmittel mit Orexin-Hemmern einnehmen. „Wenn wir verstehen, wie das Gehirn zwischen Nahrungsaufnahme und körperlicher Aktivität vermittelt, können wir wirksamere Strategien entwickeln, um die weltweite Adipositas-Epidemie und damit verbundene Stoffwechselstörungen zu bekämpfen“, sagt Daria Peleg-Raibstein von der ETH Zürich, die das Projekt gemeinsam mit Burdakov leitete.

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Ob es in Zukunft tatsächlich eine Pille geben wird, die auch Bewegungsmuffel auf Trab bringen kann und vom Naschen abhält, und welche Nebenwirkungen sie womöglich haben wird, ist aber unklar. Derweil gilt es, jene vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, die schon heute wirken können und für die Fachleute seit vielen Jahren plädieren: von der auch praktischen Thematisierung der Ernährung in Kita und Schule über Bewegungspausen – in Bildungseinrichtungen und Beruf – bis zu Werbeverboten für ungesunde Lebensmittel.

Mit diesen Gadgets könnt ihr euch selbst optimieren

Selbstoptimierung: 8 Gadgets, die dich besser machen Quelle: https://www.instagram.com/p/CVlJ2eSPrsp/
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