DailyDeal: Darum verkaufen die Heilemann-Brüder ihr Baby zum zweiten Mal
DailyDeal: 2011 der Exit an Google, 2015 der Exit an MenschDanke
Es kommt eher selten vor, dass ein Gründer sein Unternehmen erfolgreich verkauft und es dann wieder zurückkauft, nur um es schließlich ein weiteres Mal zu veräußern. Genau das haben die Brüder Fabian und Ferry Heilemann, Gründer von DailyDeal und mit Sky & Sand und Heilemann Ventures bekannte Early-Stage-Investoren, jetzt aber mit ihrer Gutschein-Plattform gemacht.
Wie das Unternehmen mitteilt, erwirbt die Berliner MenschDanke GmbH für einen „einstelligen Millionenbetrag“ 100 Prozent der Anteile an DailyDeal von Sky & Sand. Zu MenschDanke gehören schon die Schnäppchen-Portale GutscheinPony.de, Schnäppchenfuchs.de und TripDoo.de – sie kann ihr Portfolio also um einen weiteren Coupon-Anbieter mit guter Marktdurchdringung erweitern. Die DailyDeal-Mitarbeiter sollen übernommen werden.
Für die Heilemanns und DailyDeal ist es schon der zweite Exit: 2011 hatten die Gründer ihr Portal äußerst gewinnbringend an Google verkauft – 114 Millionen US-Dollar zahlte der Internet-Gigant damals für DailyDeal. Ein Exit, der in der noch jungen deutschen Startup-Szene großes Aufsehen erregte. 2013 dann die überraschende Nachricht: Die beiden Brüder kaufen DailyDeal zurück. Jetzt erklären sie, es erfolgreich restrukturiert und zum operativen Break-Even geführt zu haben.
Auf den ersten Blick ein Verlustgeschäft
Warum dieser erneute Exit? Wer die Szene 2013 verfolgt hat, muss den Eindruck bekommen haben, dass Fabian und Ferry Heilemann wirklich an ihrem Unternehmen hängen. Sie hätten den Gestaltungsspielraum bei DailyDeal vermisst, dem es nach dem Abflauen des Coupon-Hypes auch unter Googles Fittichen wirtschaftlich nicht besonders gut ging, heißt es in einem Portrait der beiden DailyDeal-Gründer in der Süddeutschen Zeitung aus demselben Jahr. Sie hätten nicht mehr zusehen wollen, wie ihre Firma langsam verkommt.
Ihre Entscheidung, das kriselnde Unternehmen zurückzukaufen, sei nur auf den ersten Blick „der dümmste Kauf“ gewesen: Die Süddeutsche Zeitung beschreibt, wie sie wieder neue Energie entwickeln, sich die verlorene Startup-Mentalität zurückerobern, in ihrer Arbeit für DailyDeal wieder richtig aufgehen. Und trotzdem endet nach nur zwei Jahren auch dieses Kapitel der gemeinsamen Geschichte – und das für einen einstelligen Millionenbetrag?
Warum die Entscheidung, DailyDeal zu verkaufen, nachvollziehbar ist
Wer sich dieser Interpretation anschließt, fällt aber wahrscheinlich zu sehr auf das Narrativ des hingebungsvollen Gründerpaars herein, das den Rückkauf des Startups von Google im Jahr 2013 begleitet hat. Damit soll nicht gemeint sein, dass das Verantwortungsbewusstsein der Brüder für DailyDeal, ihre Firma und ihre Mitarbeiter, nicht echt gewesen ist. Trotzdem haben die Heilemanns es 2013 hervorragend verstanden, ihre unternehmerische Entscheidung positiv und emotional aufgeladen zu kommunizieren.
Trotz allem dürfte es auch 2013 schon vor allem das gewesen sein: eine unternehmerische Entscheidung. Vor dem Exit an Google hatten Fabian und Ferry Heilemann alle ihre Energie in DailyDeal gesteckt. Sie waren die Shooting-Stars der deutschen Startup-Szene, hatten allerdings aufgrund des rasanten Aufstiegs von DailyDeal auch kaum andere Betätigungsfelder – nach der Google-Übernahme drohten sie aufgrund ihrer Entscheidung, bei DailyDeal an Bord zu bleiben, im Getriebe des Internetkonzerns zu verschwinden. Die Rückkehr in die Gründerrolle muss damals, wenn nicht als einzige, so doch als die beste Alternative erschienen sein.
Heute ist das Bild ein völlig anderes: Mit der 2013 gegründeten Sky & Sand haben die Brüder sich viel breiter aufgestellt, DailyDeal ist nur eine von zahlreichen Unternehmungen, die über die Berliner GmbH abgewickelt werden. Fabian und Ferry Heilemann haben sich als Investoren einen Namen gemacht und haben heute ein ganz anderes Standing als das der „Wundergründer“ von einst. Vor diesem Hintergrund erscheint auch ihre neueste unternehmerische Entscheidung in Bezug auf DailyDeal nachvollziehbar: Als Unternehmer und Investoren haben sie sich von ihrem einstigen Baby emanzipiert, es hat nicht mehr die identitätsstiftende Funktion, die es anfangs für sie besaß. Das macht den Weg frei, sich von einem Projekt zu trennen, in dem sie eigentlich beide keine Zukunft mehr sehen: Denn dass „das [Gutschein-]Geschäft auf Dauer keine großen Gewinne verspricht“, wussten sie schon 2013, als sie begannen, zu diversifizieren.„Die Heilemanns haben sich als Gründer und Investoren von DailyDeal emanzipiert.“
Kein Loch im Konto
Übrigens muss mit dem zweiten Exit auch nicht unbedingt ein hoher Verlust auf Seiten der Gründer einher gegangen sein: Die Diskrepanz des Verkaufspreises – 114 Millionen beim ersten Exit, maximal neun Millionen beim zweiten Exit – klingt zwar hoch. Allerdings ist auch der Rückkaufpreis, den die Heilemanns 2013 an Google bezahlten, angesichts der kriselnden Verfassung von DailyDeal höchstwahrscheinlich nicht sonderlich hoch gewesen. Insofern dürften die Brüder auch jetzt noch ein gut gefülltes Sparkonto haben.
Spannend wird jetzt die Frage, mit welchem Projekt die Heilemanns das nächste Mal Schlagzeilen machen werden.
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch – zum Zweiten!:)
Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass die Situation sich folgendermaßen darstellt:
Zum Zeitpunkt der Google-Übernahme wollte der Suchmaschinenenriese insbesondere die Technologie und Reichweite von DailyDeal auskundschaften um das dann für das eigene Angebot „GoogleOffers“ zu nutzen, was den damaligen Übernahmepreis möglicherweise in Google’s Augen gerechtfertig hat. Auf einem gehypeten Übernahme-Markt sind solche astronomischen Deals doch eh keine Seltenheit – wissen wir alle :)
Als die Heilemann-Jungs DailyDeal nun nach eigener Aussage saniert haben, ruft das natürlich auch Käufer auf den Plan, die den eigentlichen Wert des Unternehmens bewerten – nach Umsatz und Gewinn, kann ich mir vorstellen. Jedenfalls grundsätzlich konservativer als große Internetplayer wie Google – MenschDanke muss ja schließlich auch betriebswirtschaftlich sinnvoll wirtschaften. Ich glaube, dass die max. 9Mio. Euro die nun gezahlt wurden ein ziemlich realistisches Bild des tatsächlichen Wertes der Firma vermitteln – andererseits ist das natürlich auch noch ein ziemlicher Haufen Geld, keine Frage.
Ich kann nicht wirklich beurteilen, ob es ein guter oder schlechter Deal für alle Beteiligten war. Ich denke dennoch, die werden schon wissen was sie da tun :)
Grüße aus Wilmersdorf von den Umzugshelfern Berlin,
Alex Aramesh