Klimawandel als Turbo: 4 Dinge, die du über Pollenallergien wissen solltest

Nicht alle sensibilisierten Menschen entwickeln eine Allergie. (Foto: Shutterstock / gorillaimages)
Fast 14 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Hochrechnungen unter einer Pollenallergie. Ältere Menschen, erwachsene Frauen und Jungen im Kindesalter sind besonders häufig betroffen. Warum, ist unklar. Als Risikofaktoren gelten unter anderem eine genetische Vorbelastung und Luftverschmutzung.

Eine Auswahl an Pollen. (Bilder: mauritius images / BSIP; imago images/Ardea; mauritius images / BSIP)
Wie eine Allergie entsteht

Schematische Übersicht vom Pollen zur Allergie. (Grafik: MIT Technology Review)
- Pollen setzen Allergene frei. In der Regel sind das Eiweißmoleküle.
- Das Immunsystem erkennt sie als Eindringlinge und bildet Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE). Das Immunsystem ist sensibilisiert.
- Wenn beim Zweitkontakt ein Allergen an zwei IgE-Antikörper an den Mastzellen bindet, findet eine chemische Vernetzung statt. Die Mastzelle ist aktiviert und setzt Histamine frei.
- Histamine sind Botenstoffe, die Heuschnupfen-Symptome auslösen: Jucken, Schwellungen, Sekrete, selten einen allergischen Schock.
- Nicht alle sensibilisierten Menschen entwickeln eine Allergie. Bei ihnen werden die Mastzellen nicht aktiviert. Warum das so ist, wird noch erforscht.
Gegenmittel
Hyposensibilisierung: Das Allergen wird chemisch leicht verändert und wöchentlich in verdünnten, steigenden Dosen unter die Haut gespritzt. Ist die „Erhaltungsdosis“ erreicht, folgen monatliche Spritzen über mindestens drei Jahre. Die Therapie funktioniert auch mit Tabletten oder Tropfen.
Der Effekt: Das Immunsystem bildet zunehmend Antikörper des Typs Immunglobulin G, die das Allergen abfangen. Die Aktivierung der Mastzelle unterbleibt.
Anti-IgE-Antikörper: blockieren die IgE-Antikörper
Cromone: bremsen die Ausschüttung von Histaminen aus den Mastzellen
Anti-Histaminika: blockieren den Histaminrezeptor der Effektorzelle
Glukokortikoide: wirken entzündungshemmend (Beispiel: Kortison)
Was auch hilft – oder eben nicht
Wirkung nachgewiesen:
- Haare waschen
- Nasenspülung
- Pollen aussperren
- ans Meer reisen
- UV-Strahlentherapie
- Entspannungstherapie
- pflanzliche Mittel
- Akupunktur
Keine Evidenz:
- Bioresonanztherapie
- Homöopathie
- Kinesiologie
- Darmsanierung
- Elektroakupunktur
- Eigenblut- und Eigenurintherapie
- Bachblütentherapie
- Sauerstoff-, Ozon- und Zelltherapie
Pollenwandel durch Klimakrise
Durch den Klimawandel kommen neue Pollen zu uns, etwa vom Olivenbaum oder der Ambrosia. Die Pollensaison startet zudem früher und endet später. Vor allem für Polysensible wächst damit die Gefahr, chronisches Asthma zu entwickeln.
Außerdem lassen höhere CO₂-Konzentrationen Pflanzen schneller wachsen und fördern die Pollenproduktion. Auch höhere Temperaturen und häufigere Stürme können die Allergenbelastung steigern.

Pollenflugkalender. (Grafik: MIT Technology Review)
Ambrosia um 2050
Anteil der sensibilisierten Menschen in Prozent. In 30 Jahren könnte jeder vierte bis fünfte Deutsche für Ambrosia-Pollen sensibilisiert sein.

Verbreitung von Ambrosia. (Grafik: MIT Technology Review)
(Bilder: mauritius images / BSIP; imago images/Ardea; mauritius images / BSIP; Quellen: wetteronline, Lake et al., 2017 (über https://climate-adapt.eea.europa.eu)