
Gehirn-Backup in der Cloud? Die erste menschliche Kolonie auf dem Mars? Eine Superintelligenz, die die Menschheit versklavt? Für den deutschen Philosophen Richard David Precht alles Hirngespinste einer nerdigen Tech-Elite aus Kalifornien. Mit ihren Visionen will sie uns glauben lassen, dass alle Probleme der Welt mit Technologie lösbar sind, sagt er im Gespräch mit t3n-Chefredakteur Luca Caracciolo Anfang Juni. Das führe etwa auch zu der Forderung, KI ethisch zu programmieren – Precht hält das für naiv, wenn nicht gar gefährlich.
Der Philosoph kritisiert immer wieder öffentlichkeitswirksam das Silicon Valley. Auch in seinem neuen Buch „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ tut er das, bisweilen polemisch, in jedem Fall hart in der Sache. Manchmal lenkt diese Polemik von seinem eigentlichen Thema ab, denn das Buch wird vor allem dann interessant, wenn Precht sich explizit mit der menschlichen Intelligenz auseinandersetzt und fordert, sie als „das Nicht-Banale am Menschen neu zu entdecken“, und zwar „nicht als das Andere der Natur, sondern als das Andere der künstlichen Intelligenz.“ Und müsste nicht diese philosophische Auseinandersetzung mit dem Menschsein im 21. Jahrhundert und seinen Konsequenzen das eigentlich große Thema von Prechts neuer Veröffentlichung sein?

Das vollständige Interview mit Richard David Precht lest ihr in der neuen t3n-Ausgabe. (Abbildung: t3n)
t3n: Herr Precht, warum schreibt ein Philosoph ein Buch über künstliche Intelligenz?
Das Thema Intelligenz ist ja ein philosophisches Thema. Künstliche Intelligenz ist von erheblicher Auswirkung auf unsere Gesellschaft. Und die Aufgabe von Philosophen besteht darin, über die Gesellschaft nachzudenken; insofern ist das ausgesprochen naheliegend, sich damit zu beschäftigen.
t3n: Worin unterscheidet sich denn menschliche Intelligenz von der künstlichen?
Es gibt ganz erhebliche Unterschiede, vor allem natürlich, weil wir im Gegensatz zu künstlicher Intelligenz emotionale Wesen sind. Wir haben ein Ich-Zentrum, auf das wir das, was wir erleben, beziehen. Wir Menschen sind fiktionsbedüftig, leben in unserer Fantasie also gerne in anderen Zeiten und anderen Welten. Das kann künstliche Intelligenz nicht. Und wir sind aufgrund all der anderen Eigenschaften moralfähig.
t3n: Ist das überhaupt Intelligenz, wenn wir von der Software sprechen, die wir heute als künstliche Intelligenz beschreiben?
Das ist eine schwierige Frage. Auch unter KI-Forschern selbst ist der Begriff künstliche Intelligenz nicht ganz unumstritten. Es gibt durchaus Spitzeninformatiker, die den Begriff nicht mögen. Intelligenz ist nach einer Definition von Jean Piaget das, was man einsetzt, wenn man nicht weiß, was man tun soll. Und das gilt natürlich im absoluten Sinne für künstliche Intelligenz nicht, da sie programmiert ist – selbst wenn sie innerhalb ihrer Programmierung auf kreative Lösungen kommt.
Was Richard David Precht vom ewigen Leben in Silizium hält und in welchen Bereichen er den Einsatz von künstlicher Intelligenz befürwortet, lest ihr in der neuen t3n-Ausgabe 61.
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