Es war eigentlich als Scherz gedacht: Im April 2018 veröffentlichte Elon Musk auf seinem Twitter-Account ein Foto von sich. Das sollte ihn in mutmaßlich alkoholisierten Zustand, weggetreten an einen Tesla gelehnt zeigen. Dabei hielt er ein Stück einer Kartonverpackung mit Tesla-Branding in der Hand, auf dem mit einem dicken Stift „Pleite“ geschrieben stand.
Ein Aprilscherz mit Substanz
Im Tweet dazu schrieb er von sich in der dritten Person: „Elon wurde bewusstlos an ein Model 3 gelehnt aufgefunden. Er war umgeben von leeren Teslaquila-Flaschen. In seinem Gesicht konnte man noch die Spuren getrockneter Tränen sehen.“
Es sollten Tweets wie dieser sein, die Musk später einigen Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC einbringen würden. Derartiges führte letztlich dazu, dass Musk nichts Aktienkursrelevantes mehr twittern darf.
Im April 2018 war davon noch nicht die Rede und so verselbstständigte sich die Idee eines Teslaquila in der Fan-Gemeinde. Auch Musk selbst fand offenbar Gefallen an der Idee und arbeitete fortan an einer Marke für nachhaltig produzierten Alkohol als Nebenprojekt.
Etwas mehr als zwei Jahre später können US-Kunden auf einer Untersektion der Tesla-Website tatsächlich den Tesla Tequila kaufen. Der Name Teslaquila konnte dabei jedoch nicht verwendet werden. Dahinter verbirgt sich ein interessantes juristisches Tauziehen.
Teslaquila: Eine Region wehrt sich
Das Problem mit dem Begriff Teslaquila besteht danach darin, dass es sich um ein Wort handelt, das sich klanglich nah am Begriff Tequila bewegt. Und diese Bezeichnung ist eine sogenannte Ursprungskennzeichnung. Nur mexikanische Hersteller des Agavenschnapses dürfen ihre Brände unter weiteren strengen Bedingungen überhaupt als Tequila bezeichnen. Dafür gibt es in Mexiko eine eigens zuständige Regulierungsbehörde, den Consejo Regulador del Tequila A.C. (CRT).
Dieser Regulierungsbehörde obliegt die Erteilung der Genehmigung, überhaupt einen Agavenbrand als Tequila bezeichnen zu dürfen. Sie legt zudem weitere Bedingungen für die Pflanzung der Früchte, die Produktion und den Abfüllprozess fest.
Ursprünglich durften danach nur Destillerien in der Region um das Örtchen Tequila in der Nähe des pazifischen Ozeans ihre Brände so benennen. Mittlerweile kommen Tequila-Sorten aus mindestens fünf mexikanischen Regionen. Die Bedingungen sind auch insofern etwas gelockert worden, als Tequila mittlerweile außerhalb des Landes abgefüllt werden darf.
Teslas Anwälte ließen entsprechend den Versuch, den Begriff als eine Mischung aus Tesla und Tequila zu definieren, schnell fallen. Stattdessen wollten sie das Wort Teslaquila nun als Zusammensetzung aus Tesla und den angehängten Silben „quila“, somit völlig unabhängig von Tequila und den damit einhergehenden regulatorischen Problemen verstanden wissen.
Dieser Anmeldung widersprachen die Tequila-Regulierer wegen der bestehenden Verwechslungsgefahr. Die CRT sah Teslaquila als Begriff zu uneindeutig und phonetisch der Herkunftskennzeichnung zu ähnlich an. Konsumenten könnten sich dadurch getäuscht sehen, so der CRT. Das mexikanische Patent- und Markenwesen stimmte der Argumentation des CRT nach dem dortigen Markenschutzrecht zu und lehnte die Registrierung von Teslaquila als Marke ab. Tesla Tequila hingegen trugen sie problemlos ein.
Tesla Tequila: Bio-Agaven und französische Eiche
Die Fans wird es nicht stören, immerhin klingt die Alliteration Tesla Tequila fast genauso schön. Der Tesla Tequila wird traditionell aus Agaven hergestellt, die im Falle Teslas natürlich aus dem Bio-Landbau stammen.
Das Getränk mit einem Alkohol-Gehalt von 40 Prozent wird in einer handgefertigten Flasche, die dem Volt-Zeichen nachempfunden ist und 750 Millimeter Fassungsvermögen hat, verkauft. Der Verkauf findet nur online statt, weshalb strenge Beschränkungen für den Versand des Produkts gelten. Der Preis beträgt 250 US-Dollar pro Flasche.
Kleine Randnotiz: Nicht der Streit um den Namen ist dafür verantwortlich, dass Tesla den Tequila erst mehr als zwei Jahre nach der ersten Idee auf den Markt bringt. Vielmehr ist dafür die in Blitzform gestaltete Flasche verantwortlich, die das Produkt enthält. Tesla musste lange nach einem Hersteller suchen, der die in der benötigten Stückzahl liefern konnte. Tesla-Produktdesigner Javier Verdura zufolge hatten etliche Glasproduzenten das Flaschendesign als völlig untauglich für die Massenproduktion bezeichnet.
Tesla Tequila ist ein Lizenzprodukt
Der Tesla Tequila wird vom kalifornischen Hersteller Nosotros Tequila hergestellt. Die vertreiben Eigenproduktionen im zweistelligen Preissegment über ihre Website. Die Besonderheit des Tesla Tequila – und damit eine Rechtfertigung des überaus hohen Preises – soll darin bestehen, dass er zusätzliche vier Monate lang in Fässern aus französischer Eiche zur Reife gebracht wurde.
Inzwischen freuen sich sogar die Tequila-Regulierer vom CRT über Teslas Markteintritt. Deren Chef betont gegenüber The Verge, dass der Tesla Tequila „ohne Zweifel einen Nutzen für alle Tequila-Produzenten biete“, weil der Tequila nun vom Namen einer erfolgreichen Geschäfts-Ikone unserer Tage repräsentiert würde.
Kleiner Wermutstropfen: Nach Deutschland liefert Tesla den Tequila nicht.
Der Artikel wurde am 2.12.2020 aktualisiert
„…und 750 Millimeter Fassungsvermögen hat, verkauft.“
Ist vielleicht falsch geschrieben. Wohl eher könnte es heissen:
„… und trinkt man die Flasche auf ex, ist die Reichweite 750 Millimeter.“