Warum Zahlungslösungen wie Wero und der digitale Euro sich nicht durchsetzen

Wenn es ums Bezahlen geht, ist Europa vor allem eines: fragmentiert. Während in Deutschland noch viele Menschen an Bargeld hängen, dominieren in den Niederlanden Ideal-Überweisungen, in Polen Blik, und in Spanien hat sich Bizum als Instant-Payment-Methode etabliert. Parallel dazu konkurrieren immer mehr mobile und digitale Wallets oder Open-Banking-Lösungen um die Gunst der Kunden, während Bargeld und Karte langsam – aber stetig – verdrängt werden.
Neue Initiativen wie der digitale Euro oder Wero sollen einheitlichere Lösungen schaffen. Die Idee: eine europäische Zahlungslösung, unabhängig von internationalen Zahlungsdienstleistern wie Visa, Mastercard oder globalen amerikanischen Tech-Konzernen. Die Europäische Zentralbank erhofft sich mit dem digitalen Euro mehr Unabhängigkeit und eine stärkere Währungssouveränität. Auch Wero will eine einheitliche europäische Lösung für digitale Zahlungen schaffen, die sicher und effizient ist und in Echtzeit funktioniert.
Diese Initiativen versprechen mehr Unabhängigkeit und Effizienz. Doch während sich Politik und Wirtschaft auf die Umsetzung konzentrieren, stellt sich die Frage: Sind diese Lösungen auch das, was die Verbraucher wirklich wollen?
Zahlungsgewohnheiten im Wandel
Zahlungsgewohnheiten verändern sich stetig – oft schneller, als wir denken. Das hat die Covid-Pandemie in Deutschland eindrucksvoll bewiesen. Aus Sorge vor Krankheitserregern galt Bargeld plötzlich als unhygienisch – und innerhalb kürzester Zeit wurde kontaktloses Bezahlen zur Norm. Selbst in Bäckereien und Kiosken sind heute auch Kleinstbeträge mit Karte oder Smartphone zahlbar – ein Szenario, das vor wenigen Jahren in Deutschland noch unvorstellbar war.
Wenn der Anreiz stimmt, ist der Mensch durchaus bereit, sein Verhalten zu ändern – selbst bei fest verankerten Gewohnheiten. Genau das erklärt, warum sich Zahlungsgewohnheiten in Europa zunehmend verändern. Der Trend ist dabei eindeutig: weniger Münzen, weniger Papier, weniger Plastik.
Ob Smartwatch, digitale Geldbörse oder Buy-&-Go-Supermarkt – Zahlungen werden immer digitaler und nahtloser in den Alltag integriert. Dabei zeigt sich ein klarer Trend: Je jünger die Kundschaft, desto weniger Aufwand wird beim Bezahlen toleriert.
Flexibilität und Wahlfreiheit beim Bezahlen sind also grundsätzlich wünschenswert. Und dennoch setzen sich nicht alle Zahlungsmethoden durch, wie die Beispiele von Samsung Pay, Giropay oder Kwitt belegen. Woran liegt das? Und was bedeutet das für neue Bezahlmethoden wie den digitalen Euro oder Wero?
Erfolgreiche Zahlungslösungen lösen echte Probleme
Konsumenten sind nicht experimentierfreudig, wenn es um ihr Geld geht – sie wollen einfache und sichere Lösungen. Bargeld beispielsweise braucht keinerlei technische Voraussetzungen, funktioniert zuverlässig und gilt als sicher. Allerdings kann es umständlich sein, wenn man größere Beträge damit bezahlen möchte oder der Einkauf teurer wurde als gedacht – weshalb sich Kartenzahlungen immer mehr durchsetzen. Münzen zu zählen ist aufwendiger, als auf ein Smartphone zu tippen oder eine Karte an ein Gerät zu halten.
Hinzu kommt: Menschen sind bequem. Sie wollen keine zehn verschiedenen Apps für verschiedene Zahlungsmethoden oder Länder, sondern eine einzige digitale Geldbörse, die überall funktioniert. Das ist der Grund, weshalb Lösungen wie Apple Pay zunehmend beliebt sind.
Vor allem aber muss eine neue Zahlungsmethode einen klaren Mehrwert bieten und sich spürbar von bestehenden Lösungen abheben. Denn für Verbraucher zählt weniger die politische Vision als die einfache Frage: Was bringt mir diese neue Zahlungsmethode konkret? Nur wenn Verbraucher diese Kriterien erfüllt sehen, werden sie ihre Gewohnheiten ändern. Zumal sich Gewohnheiten nur sehr schwer durchbrechen lassen.
Technologie allein reicht nicht – es braucht Akzeptanz
Damit sich neue Bezahlmethoden durchsetzen, müssen sie also mehr bieten als nur eine alternative Zahlungsweise. Sie müssen ein echtes Problem lösen. Die folgenden Beispiele veranschaulichen das:
- Paypal wurde erfolgreich, weil es das Senden von Geld an Freunde ohne IBAN erleichterte.
- Klarna überzeugte Kunden mit seinem flexiblen „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Modell – zum Bezahlen reicht die Adresse. Gleichzeitig bietet Klarna einen Käuferschutz, den kein anderes Zahlungsmittel in dieser Form bietet. Einfach gesagt: Nichts schützt besser, als etwas noch nicht bezahlt zu haben.
- Apple Pay machte nicht nur die Plastikkarte überflüssig, sondern auch die Nutzung bestimmter Apps. Fortan konnten Verbraucher schnell, sicher und bequem per Smartphone oder Smartwatch bezahlen.
Ähnliche Entwicklungen gab es auch in anderen Ländern: In Schweden eroberte Swish den Markt im Sturm, in der Schweiz war es Twint. Oft waren es Banken, die diese Systeme gemeinsam entwickelten und aktiv förderten. Doch entscheidend war auch hier, dass sie den Nutzern eine bessere Alternative zu bestehenden Zahlungsmethoden boten.
Im Gegensatz dazu tat sich Giropay/Paydirekt schwer. Ohne erkennbaren Vorteil gegenüber bestehenden Angeboten blieb die Nutzerakzeptanz aus. Statt den Verbraucher in den Mittelpunkt zu stellen, lag der Fokus vor allem auf der Händlerseite.
Im Umkehrschluss heißt das: Zahlungsmethoden scheitern nicht, weil sie technisch schlecht wären oder weil es an Infrastruktur mangelt. Sie scheitern, weil die Verbraucher sie nicht wollen. Eine neue Zahlungslösung kann noch so innovativ sein – wenn sie keinen echten Mehrwert bietet, wird sie sich nicht durchsetzen. Das gilt für Wero ebenso wie für den digitalen Euro – und für jede neue Innovation im Zahlungsverkehr.
Das ist eine deutsche Sichtweise. In anderen Ländern wie Belgien nutzt fas jeder Wero bzw vorher Payconiq. Die erfolgreiche nationale Lösung wurde auf Wero umgestellt.
Unter Freunden ist es der Standard um nach dem Restaurantbesuch die Rechnung zu teilen. Kleine Hândler nutzen es um einfach Bezahlungen per QR code zu empfangen.
In Deutschland ist man generell skeptisch, aber zusätzlich haben sich die Dienstleister mit hohen Gebühren selber ins Knie geschossen. Kleinstzahlungen werden immer noch geweigert in vielen Geschäften…
Wero wird funktionieren, wenn der Kunde nach Aktivierung in seiner Banking App damit überall dort, wo kontaktlose Kartenzahlung funktioniert, mit dem Handy per Wero bezahlen kann, und zwar genauso einfach wie mit Apple bzw. Google Pay. Vielleicht würde das bedeuten, dass Wero in Apple Pay/Google Pay integriert werden muss, wobei diese Systeme technisch gesehen ja auch nur eine Kredit- bzw. Debitkarte simulieren. Um davon weg zu kommen, braucht es Updates der Zahlungsterminals.
Punchline: Meine Bank bietet noch gar kein Wero an. Im Moment kann ich nur zuschauen und staunen. :)
Keiner meiner Bekannten will die Gängelung durch die Obrigkeit. Lasst den Menschen die Freiheit so zu bezahlen wie sie wollen. Alle reden von Bürokratieabbau und machen das Gegenteil.