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Marketing

Twitter erobert das Internet mit 140 Zeichen: Was machst Du gerade?

„Ich lese gerade einen Artikel über Twitter im T3N Magazin“, könnte die Antwort auf die zentrale Frage von Twitter sein, die da lautet: „Was machst Du gerade?“. Das Prinzip dieses Webdienstes ist denkbar einfach, und doch sind Nutzen und Einsatzgebiete schwer zu erklären. Fest steht: Twitter ist mehr als nur ein Hype und erobert nach und nach auch die Unternehmenswelt.

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Twitter ist ein aus den USA stammender Mikroblogging-Dienst. Das Prinzip: Ein Nutzer schickt seine maximal 140 Zeichen lange Nachricht an Twitter, zum Beispiel über die Weboberfläche des Dienstes [1], Twitter kümmert sich darum, die Nachricht an alle Abonnenten weiterzuleiten. Abonennten, Follower genannt, können Freunde sein, aber auch Unbekannte, die sich dafür interessieren, was ein Nutzer zu sagen hat. Die Nachricht kann neben reinem Text auch Links und Sonderzeichen wie @ oder # enthalten, mit dem man beispielsweise Nachrichten mit einem Tag versehen kann.

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Richtig interessant wird Twitter, wenn man den richtigen Leuten folgt, also deren Nachrichten abonniert. So erfährt man dann in Echtzeit neben Nonsens und Alltags-Gedanken viel Neues und bekommt Links zu interessanten Dingen. Sascha Lobo, laut Biografie auf seiner Twitter-Seite [2] Autor, Werber und Inhaber von ein paar anderen ausgedachten
Berufen, beschreibt Twitter als eine „Mischung aus Bloggen, Chatten und
SMS an alle“ – eine ziemlich gute Beschreibung.

Twitter kann nicht nur per Web-Interface mit neuen Nachrichten, Tweets genannt, befüllt werden. Alternativ sieht der Anbieter die Kanäle SMS und Instant Messenger vor. Dank offener Programmierschnittstelle (API) entstanden zudem schnell allerlei Desktop-Clients [3] und Mashups [4] für Twitter. Biz Stone, einer der Gründer von Twitter, verriet in einem Interview mit Mario Sixtus, der für das Handelsblatt den Podcast „Elektrischer Reporter“ produziert, dass nach einem Jahr bereits 300 Applikationen auf Basis der API von Twitter entstanden sind [5].

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In dem Interview gibt Stone zudem einen Einblick in die Gründung von Twitter: Der heutige Geschäftsführer Jack Dorsey mochte zwar Blogging, wünschte sich aber ein einfacheres Tool, um sein Leben und seine Gedanken mit anderen teilen zu können. Er dachte dabei an das Statusfeld eines Instant Messengers. „Zu dieser Zeit dachten ein paar Kollegen und ich darüber nach, wie man SMS mit dem Web verbinden könnte“, so Stone. Zusammen mit einem Entwickler aus Berlin dauerte es nur zwei Wochen, bis ein Prototyp von Twitter fertiggestellt war. Die Programmierer waren nach kurzer Testphase begeistert von Twitter und seinem Nutzen – der Hype blieb jedoch vorerst aus.

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Der große Durchbruch gelang Twitter bei der amerikanischen Konferenz „South by Southwest“ (SXSW) im März 2006, wo die Gründer den Dienst erstmals der Öffentlichkeit vorstellten und prompt einen Preis in der Kategorie „Blogs“ abräumten. Biz Stone erklärt sich das mit dem besonderen Reiz von Twitter bei Events: „Twitter ist einfach praktisch, wenn man auf einem Event ist, wo alles sehr hektisch abläuft, und man wissen will, wer wo ist und wo es abends auf einen Drink hingeht“.

Twitter hat durch die Öffnung seiner API [6] viele Programmierer angelockt, die heute haufenweise Mashups auf Basis von Twitter-Nachrichten (z. B. Twittearth, das die Tweets auf einer Weltkarte einordnet) oder Applikationen für Handy, PDA und den Desktop (z. B. Twitterific [7] und Twhirl [8], beides populäre Clients) erstellen. Die Prorammierer sind jedoch noch weitaus kreativer und schaffen auf Basis von Twitter allerlei nützliche Dinge, die den Alltag einfacher gestalten sollen. Der virtuelle Twitter-Nutzer „timer“ [9] verschickt beispielsweise Erinnerungen, wenn man ihm eine Direkt-Nachricht in der Form „d timer 45 Mama anrufen“ schickt. Nach exakt 45 Minuten kommt die Nachricht „Mama anrufen“, die einfachste Form eines Weckers.

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Die beliebtesten Twitter-Nutzer im deutschsprachigen Raum [10], gemessen an der Zahl der Follower, sind Sascha Lobo (saschalobo) und Markus Angermeier (kosmar), denen jeweils über 1.000 Leute folgen. Sascha Lobo veranstaltete während der Berliner Konferenz re:publica 2008 eine Party, zu der nur seine Follower geladen waren. Von seinen damals 830 Followern erschienen 120 auf der Party, die auch nur per Twitter angekündigt wurde. Dieses Konzept ging als „Followerparty“ in die Twitterhistorie ein. Schon bald organisierten sich weitere Treffen in Deutschland mit Hilfe von Twitter.

Twitter wird jedoch nicht nur von Privatleuten genutzt und befüllt. Auch immer mehr Unternehmen entdecken das 140-Zeichen-Kurzbloggen für sich. Tara Hunt, eine amerikanische Internetberaterin, unterscheidet zwischen verschiedenen Typen des Firmentwitterns („Corporate Twitter“) und nennt auch gleich Beispiele:

  • Promotional Tweets (firmeneigene Produkte werden beworben)
  • Personal Tweets (nicht firmenrelevante Nachrichten, die von persönlichem Interesse für den twitternden Mitarbeiter sind)
  • Conversional Tweets (einfache Unterhaltungen)
  • Contests (von der Firma ausgetragene Wettbewerbe)

In ihrem Blog bietet sie weitere gute Tipps für Unternehmen, die das Twittern anfangen wollen [11]. Dr. Benedikt Köhler unterscheidet anders [12]. Für ihn gibt es drei verschiedene Arten des Unternehmenstwitterns:

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  • Feed (neue Inhalte eines RSS-Feeds werden automatisch zu neuen Tweets)
  • Links (ähnlich zu Feed, z. B. per Twitter-Tool neue Blog-Einträge automatisch twittern)
  • Dialog (siehe „Conversional Tweets“ oben)

Dass man Twitter-Benutzer auch hinterfragen sollte, besonders Twitteraccounts von Firmen, zeigt die Geschichte der Boulevard-Zeitung Hamburger Morgenpost, kurz MoPo. Es gab ein enorm positives Echo, als bekannt wurde, dass nach der WELT auch die MoPo einen Twitter-Account für ihre Redakteure eröffnet hatte. Kurz nach dem Hype kam die ernüchternde Wahrheit: Der Account war gar nicht von der Redaktion eröffnet worden. Frank Niggemeier, Chefredakteur der Morgenpost, bestätigte, dass der Account nichts mit der Redaktion zu tun hat. Auch die Betreiber des Accounts, die bis heute unbekannt sind, räumten den Schwindel ein. Durch das Medienecho, das die Aktion auslöste, wurde erreicht, dass viele Leute auf die Sparpläne und den geplanten Stellenabbau des MoPo-Eigentümers Mecom Group sowie den Protest der Mitarbeiter dagegen aufmerksam wurden.

Seit Twitter startete gab es Versuche, das Konzept nachzubauen oder ganz zu kopieren. Populäre Mikroblogging-Dienste, die zwar ein ähnliches Konzept wie Twitter verfolgen, jedoch keine plumpen Kopien sind, sind Jaiku (jaiku.com) und Pownce (pownce.com). Jaiku wurde 2006 von zwei Finnen gegründet und im Oktober 2007 von Google gekauft. Pownce launchte erst 2007. Bekannt wurde der Dienst vor allem durch Kevin Rose, der auch den Social-Bookmarking-Dienst Digg mitgründete. In Deutschland versuchten sich zahlreiche Klone daran, den Erfolg von Twitter zu wiederholen – mit mäßigem Erfolg. Der Dienst Dukudu wurde für rund 43.000 Euro bei eBay verkauft [13].

Mit über einer Millionen Nutzern (davon 200.000 aktiv) und drei Millionen Tweets pro Tag – laut Zahlen des amerikanischen Techblogs Techcrunch – ist Twitter heute mit Abstand die Nummer eins. Man kann Twitter toll finden oder banal. Fakt ist, dass es viele Menschen und immer mehr Unternehmen begeistert. Im Mainstream mag Twitter noch nicht angenommen sein, lange dauern wird das aber sicher nicht mehr.

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