Baldur’s Gate 3: Entwickler erklärt, warum es so oft Probleme unter der Gürtellinie gibt
Sie kommen in Videospielen immer öfter vor, sind Teil vom Editor, um die eigene Spielfigur zu konfigurieren, oder sie tauchen einfach, an NPCs hängend, in der Spielwelt auf. Die Rede ist von Genitalien, die in Games die längste Zeit ausgeklammert wurden, nun aber zu immer mehr Spielfiguren gehören.
Diese Implementierung führt aber auch zu Problemen. Nicht nur mit der USK, die die Spiele entsprechend einstuft. Auch die Genitalien selbst sind oft verbuggt. Wir haben mal nachgefragt, wie es dazu kommen kann.
Die vielen Probleme mit dem männlichen Geschlechtsteil
Zunächst eine Bestandsaufnahme: Das neueste Spiel im Reigen der Spiele mit Genitalstörungen ist „Baldur’s Gate 3“. Gerade macht die Meldung die Runde, dass ein neuer Patch dafür sorgen soll, dass gewisse Penis-Probleme nicht mehr auftreten sollen. Wer seinem Charakter im Editor ein größeres Genital zugewiesen hatte, musste im Spiel einige Überraschungen erleben.
So verschwand der Penis etwa einfach, oder es kam zu Clipping-Problemen, sodass das digitale Genital nicht fein säuberlich in der Unterhose blieb. Die Entwickler und Entwicklerinnen mussten sich also direkt nach dem Launch des Spiels darum kümmern, verbuggte Penisse zu fixen.
Das ist aber nicht das erste Mal. 2020 hat ein Bug in „Cyberpunk 2077“ dafür gesorgt, dass auch hier Penisse einfach aus Hosen hingen. Und schon 2018 wuchsen in dem Survival-Spiel „Scum“ die Penisse schier bis ins Unendliche. Auch hier mussten Entwickler und Entwicklerinnen einen Patch herausbringen, damit das Spiel wieder problemlos laufen konnte.
Das Problem wird noch häufiger auftreten
Da immer mehr Videospiele umfangreiche Editoren beinhalten, in denen jeder Körperteil eines Charakter angepasst werden kann, werden diese Probleme in Zukunft sicherlich noch öfter auftreten. Denn Spieler und Spielerinnen sollen in Games immer mehr Zeit verbringen. Sie werden teils zu Online-Plattformen, die über Jahre laufen.
Sich da mit einem Charakter zu identifizieren, ist nicht nur für die Spielenden wichtig. Besonders für die Hersteller besteht hier eine Möglichkeit, die Kundschaft zu binden und auch dazu zu bringen, beständig Geld für das Spiel auszugeben – sei es für neue Inhalte oder kosmetische Produkte wie etwa Kleidung.
Somit spielen, so nichtig es klingen mag, auch Genitalien eine Rolle in diesem Geschäftsmodell. Sie sollen den Charakteren mehr Authentizität verleihen – besonders, da auch Sex eine immer größere Rolle in Videospielen spielt. Und diese Authentizität soll für eine höhere Spieler- und Spielerinnenbindung sorgen.
Ihr schaut eher auf Genitalien
Doch scheint es eben gar nicht so einfach zu sein, Genitalien, besonders die männlichen, in ein Spiel zu integrieren. Die bisherigen Beispiele zeigen schon, dass hier eine Fehlerquelle im Spiel entstehen kann. Wie kann es dazu kommen?
Paul Lawitzki ist Game-Designer und Programmierer beim Stuttgarter Studio Chasing Carrots und hat sich zu dieser Frage ein paar Gedanken gemacht. „Zunächst muss man beachten, dass so ein verbuggter Penis sehr viel mehr ins Auge fällt als andere Bugs“, sagt er. Soll heißen: In Videospielen gibt es etliche Bugs. Viele davon bleiben unerkannt. Wenn aber ein Genital sich sonderbar verhält, dann wird das allen Spielenden direkt ins Auge springen.
Die verbuggten Genitale werden dadurch gehäuft gemeldet und rücken damit auch in der Priorität einer Fixes-Liste weiter nach oben. Zumal es wohl für die meisten Spielestudios eher unangenehm ist, wenn sie wegen sowas Schlagzeilen machen.
Es sind bewegliche Teile
Aber das ist nicht der einzige Grund. Tatsächlich sind Genitalien anfälliger für Fehler. Aber nicht, weil es sich um Genitalien handelt – sondern weil es sich um dynamisch bewegliche Teile in einem Spiel handelt. Und damit gehören sie zu einer Gruppe von Spielobjekten, die immer wieder Probleme machen.
Dazu gehören etwa auch Haare, die sehr oft durch Kleidung clippen oder seltsame Bewegungen machen. Oder die Kleidung selbst, die mit getragenen Waffen kollidiert und sich nicht auf eine Art verhält, wie es Kleidung eigentlich tun sollte – besonders dann, wenn die Spielenden selbst wählen können, welche Kleidung der Charakter trägt.
„Wenn beispielsweise Haare oder flatternde Kleidungsstücke an- und ausgeschaltet werden, und diese das Physiksystem für ihre Bewegung nutzen, kann sich das, je nach Physiksimulation, seltsam verhalten“, sagt Paul Lawitzki. Oft sollen sich Genitalien „realistisch“ bewegen. Dafür existieren in Videospielen Physiksysteme, die berechnen, wie so eine Bewegung aussieht.
„Solche Simulationen mögen es oft nicht, wenn man Dinge instantan teleportiert, hinzufügt oder entfernt. Als Programmierer muss man dann zusätzliche Behandlungen für solche Fälle einbauen. Das bedeutet mehr Code und mehr Code bedeutet mehr Raum für Bugs“, so Lawitzki. Das heißt: Je dynamisch sich ein Objekt in einem Game bewegt, desto mehr Fehler können entstehen.
Und da ein Genital kein statischer Gegenstand ist, soll es sich, den Bewegungen der Spielfigur entsprechend, bewegen. Das bedeutet, dass es viele mögliche Fehlerquellen gibt – die kaum alle vor dem Release durchgetestet werden können. Darum müssen sich Entwicklerinnen und Entwickler oftmals im Nachhinein um dieses Problem kümmern. Es ist ein weiteres bewegliches Teil in einem Videospiel. Eine weitere Baustelle von vielen.
Tja da muss wohl eine engere Unnerbuxe her…