Anzeige
Anzeige
Kolumne

KI erleichtert Arbeit? Wieso du jetzt erst recht auf dich aufpassen musst

Eine Verheißung der KI ist: Sie nimmt uns die monotone Arbeit ab, damit wir nur noch das machen können, was wir lieben. Darin liegt aber auch ein Dilemma.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Die Arbeit ist eben kein Spiel. (Bild: Midjourney / t3n)

Endlich macht KI die Drecksarbeit! Zum Beispiel in einem Gaming-Studio: Anstatt jeden einzelnen Baum in einer Spielwelt händisch zu pflanzen, erstellt künstliche Intelligenz nicht nur verschiedene Arten und Formen von Bäumen, sondern verteilt sie so, dass sie wie von der Natur vorgesehen aus dem virtuellen Boden wachsen.

Anzeige
Anzeige

Oder in einem frisch gegründeten Startup: Anstatt jeden Text für die sozialen Medien selbst zu schreiben, reiht eine KI Wörter und Sätze aneinander, um das Produkt des Unternehmens zu bewerben – und eine andere KI liefert direkt das passende Bild dazu.

Solche und andere Aufgaben werden zunehmend nicht mehr von Menschen erledigt. Weil das Geld fehlt, um extra dafür jemanden anzustellen. Weil die Aufgaben zu monoton, zu kleinteilig sind, als dass sich ein Mensch noch damit aufhalten sollte. Stattdessen, so der optimistische Blick auf Gegenwart und Zukunft der Arbeit mit KI, sollen die Menschen nur noch das machen, was sie wirklich wollen.

Anzeige
Anzeige

Die Aufgaben, für die es menschliche Emotionen und Kreativität braucht. Die Arbeit also, die man mit Herzblut erledigt, weil sie einem wirklich wichtig ist. Kurzum: die Arbeit, die man liebt.

Wir, die vor den Bildschirmen sitzen

Das ist freilich eine grandiose Aussicht. Wir befreien uns von der Mühsal der monotonen Arbeit und machen nur noch das, was uns am Herzen liegt – was wir im besten Fall auch als identitätsstiftend empfinden. All diese nützlichen Eigenschaften von KI beschränken sich momentan – und wohl auch noch für lange Zeit – auf Berufe, die vor allem am und per PC stattfinden. Von der Medienbranche bis zu Anwälten, die ihre Mahnschreiben per KI erstellen lassen. Ein Schlachter oder eine Straßenreinigerin werden nicht in den Genuss der künstlichen Arbeit kommen. Sie müssen weiter malochen.

Anzeige
Anzeige

Wir anderen aber, die wir vor unseren Bildschirmen sitzen, werden durch diese nützliche KI wohl auch immer öfter vor einem Dilemma stehen. Denn wenn die unangenehmen Teile der Arbeit wegfallen, die Aufgaben, die für uns nicht der Selbstverwirklichung dienen – dann werden wir noch weniger unser Selbst von der Arbeit trennen können. Und im schlimmsten Fall wird Arbeit, die sich nicht mehr wie Arbeit anfühlt, nur noch mehr auf unsere Psyche schlagen.

Glücklich sein, sich selbst ausprobieren und entdecken, womöglich sogar optimieren, dafür soll der Arbeitsplatz heute stehen. Besonders dann, wenn KI die Drecksarbeit macht. Die Arbeit also, die uns noch immer daran erinnern kann, dass wir hier eben doch unserem Beruf nachgehen. Die kleinen nervigen Momente, die uns denken lassen: Ich freue mich schon auf den Feierabend.

Anzeige
Anzeige

Die Grenzen sehen

Fallen die weg, wird das Dogma der Selbstverwirklichung noch lauter: Du musst deine Arbeit lieben, in ihr aufgehen, Sinn in ihr entdecken. Aber was, wenn all das eben nicht passiert? Oder nicht in dem Maße, wie wir es uns selbst wünschen und von uns erwarten? Da liegt das Dilemma. Je weniger sich Arbeit, auch durch den Einsatz von KI, wie Arbeit anfühlt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass wir Angst vorm Versagen haben. Denn wir wollen in dem, was wir lieben, doch nicht scheitern.

Also – das ist die Gefahr – reiben wir uns bei der doch so vermeintlich sinnstiftenden, kreativen, bedeutenden Arbeit nur noch mehr auf. Erkennen noch weniger die Grenzlinien zwischen unserem Leben und unserer Arbeit. Zwischen unserer Identität und den Aufgaben in unserem Job. Und wenn wir dann trotzdem nicht zufrieden und erfüllt sind – ja, was dann? Im schlimmsten Fall bricht dann das Selbstbild zusammen, das wir so akribisch aufgebaut haben. Wir haben versagt – und selbst die künstliche Intelligenz kann uns nicht mehr helfen.

All das bedeutet nicht, dass wir der KI nicht die mühseligen Aufgaben überlassen sollten. Vielmehr sollten wir aber im gleichen Schritt einen neuen Umgang mit Arbeit finden. Nicht noch mehr Identifikation, noch mehr Energie, noch mehr Liebe. Stattdessen könnte eine KI uns auch zeigen, dass Arbeit, bei aller Bedeutung, auch Mittel zum Zweck ist. Dass sie Anfang und Ende hat. Und wir eben keine Tools sind, die unerschöpflich kreativ und produktiv sein können. Liebe KI, bitte erinnere uns daran!

Anzeige
Anzeige

7 einfache Methoden, wie ihr mit Stress am Arbeitsplatz umgeht:

7 einfache Methoden, wie ihr mit Stress am Arbeitsplatz umgeht Quelle: Prostock-studio/Shutterstock

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige