K5 Berlin 2017 im Rückblick: Vom kleinen Insider-Event zum großen Event für alle?
Die K5-Konferenz fand in diesem Jahr zum zweiten Mal in Berlin statt, diesmal in einem wesentlich größeren Rahmen als im letzten Jahr. Besuchten 2016 noch rund 850 Teilnehmer die Konferenz, so sollten es in diesem Jahr rund 2.500 werden. Die K5 steht damit am Scheideweg von einem überschaubaren Insider- hin zum großen E-Commerce-Event. Ein Grund für uns, das Event in einem Rückblick detaillierter zu betrachten.
K5 Berlin: Größer und thematisch breiter aufgestellt
Statt am frühen Nachmittag begann die K5 am frühen Morgen mit einem Mobile-Internet-Track der Online-Marketing-Rockstars und endete erst am Abend. Statt enger Hotelflure und großer Vortragsräume waren in diesem Jahr regelrecht üppige Vortrags- und Messehallen zu füllen.
Mehrere parallel ablaufende Vortragstracks standen den Besuchern zur Verfügung. Neben den gewohnten Vorträgen rund um digitale Handelsstrategie auf der „Future Retail Stage“, technologisch-praktisch orientierten auf der „Future Tech Stage“ und einigen Dienstleister-Vorträgen in der Messehalle auf der „Expo-Stage“ folgte am 23.06 noch zusätzlich die „Rockstars-Stage“ mit dem Fokus auf eher praxis- und operativ-orientierte Vorträge.
Das breitere Themenangebot stellt eine wesentliche Veränderung der Konferenz-Ausrichtung dar, dementsprechend gespannt war die Branche auf die Umsetzung und die Qualität der Vorträge. Im Wesentlichen war die Qualität der Strategie-Vorträge dann wie erwartet sehr hoch, ebenso die der technologisch orientierten Vorträge – die Dienstleister-Vorträge im Prinzip wie von anderen Events bekannt stellenweise werblich gefärbt. Der neue Praxis-Track für Händler auf der Rockstars-Bühne war gut konzipiert, einige kleine bis mittlere Händler gaben im Gespräch mit t3n an, dass sie sich auch einige tiefergehendere und längere Vorträge gewünscht hätten. Im Tenor äußerten sich die meisten Besucher zufrieden, lediglich vereinzelt wurden Vorträge kritisiert.
Themen der K5 Berlin
Die Veranstaltung begann mit einer Vortragsreihe der „Online Marketing Rockstars“, CEO Philipp Westermeyer erklärte dort, wieso das Performance-Marketing tot ist und die deutsche Internetökonomie umdenken muss.
Der offizielle Start der K5 wurde mit einer Keynote eingeleitet, die festhielt, was die Food-Branche mit Mymüsli, Rewe und Zooplus aktuell bewegt.
Zusätzliche Inspiration für Händler boten Deutschlands beste Onlineshops bei der Preisverleihung des Shop-Usability-Awards, die am Abend des ersten Konferenztages veranstaltet wurde.
Die neue Expo
Während das Vortragskonzept mit rund 80 Vorträgen in den drei großen Track sehr gut besucht war, mit Ausnahme des Händlertracks auf der Rockstars-Stage, der meist nur rund 30 Prozent der Plätze besetzte, war die Messe deutlich geringer frequentiert.
Von den rund 90 Ausstellern, Marken und Sponsoren, die unter anderem auch mit größeren Messeständen anwesend waren, äußerten sich die meisten gegenüber t3n sinngemäß mit einem Verweis auf wenige, aber qualitativ hochwertige Kontakte – bei gleichbleibender Qualität. Ohne den Zuckerguss dieser Presse-Kommunikation deutet das verklausuliert auf größere Erwartungen hinsichtlich der Besucherströme hin.
Rahmenbedingungen der K5
Das Estrel-Hotel bietet genügend Raum für ein zukünftiges Wachstum der K5 und eine gute Messe-Infrastruktur sowie sehr gute Gastronomie. Hungrig musste auf der K5 niemand nach Hause gehen, viele verschiedene Food-Stände sorgten für Frühstück, Mittag- und Abendessen.
Eine extra ausgewiesene Networking-Area mit einem organisierten Speed-Networking, eine Händler-Lounge in der Expo-Hall sowie die von Connox gesponserte Lounge boten Rückzugsraum für Networking und Gespräche in ruhiger Umgebung.
Aufgrund eines Fehlalarms mit anschließendem Feuerwehreinsatz konnten sich die Besucher auch von der gut funktionierenden Notfallplanung des Kongresshotels überzeugen – während einer abendlichen, schnellen Evakuierung der Messehalle, die dann in den Shop-Usability-Award überging.
Gleichzeitig mit der K5 fand die Digital-Konferenz Noah statt, die Auswirkungen auf die Besucherströme sind dabei etwas unklar, laut dem Veranstalter der K5 sollen viele Besucher der Noah später auch auf der K5 gewesen sein.
Erster Eindruck: Die breitere Aufstellung ist in der Branche noch nicht angekommen
Die K5 Konferenz war mit ihrer rein inhaltlichen Ausrichtung bisher das strategische und analytische Highlight im Event-Kalender der E-Commerce-Szene. In diesem Jahr erfüllte sie diesen Anspruch ohne jeden Zweifel erneut – konnte aber bezüglich der Besucherzahlen des Messe-Teils nicht die Erwartungen erfüllen. Auch der eher für kleine bis mittlere Händler konzipierte Vortragsteil war im Vergleich zu den tausenden Besuchern der Strategie-Vorträge eher unterdurchschnittlich besucht.
Von 850 Besuchern im letzten Jahr, in einer deutlich kleineren Umgebung, stieg die Besucherzahl in diesem Jahr laut Veranstalter auf rund 2.500 Besucher an. Durch die enorme Größe der Hallen wirkte deshalb manchmal das respektable Wachstum nicht auf den Betrachter. Einige Aussteller schienen auch enttäuscht, weil im Vorfeld Vermutungen geäußert wurden, dass bis zu 5.000 Besucher kommen könnten.
Eine Möglichkeit, mehr Besucher anzuziehen, wäre eine strukturelle Veränderung der Ticket-Politik im amerikanischem Stil: Expo-Eintritt und die große Keynote geringer bepreist, für die vollen Konferenztickets wie bisher die gut durchdachte Unterteilung zwischen günstigeren Händler- und etwas teureren Dienstleister- und Expertentickets. Außerdem im Stil des Startup-Village mehr Platz für kleine und mittlere Dienstleister, die für kleine bis mittlere Händler interessant sind. Wenn dann noch die Händlerkritik am Rockstars-Vortragsprogramm aufgegriffen wird, dann muss in der Branche nur noch das Bewusstsein für das Event geweckt werden.
Das dürfte in diesem Jahr vermutlich das größte Problem gewesen sein, das nach unserer Einschätzung Besucherpotenzial gekostet hat: Ein signifikanter Teil der Branche hat die K5 immer noch als exklusives und sehr limitiertes Event wahrgenommen, das sich rein auf die 500 größten Händler Deutschlands konzentriert. Das ist für Dienstleister, E-Commerce-Entscheider der großen Unternehmen, Experten und sonstige Artisten des „E-Commerce-Zirkus“ sehr anziehend, für den kleinen bis mittleren Händler eher abschreckend. Dabei hatte die K5 dieses Jahr genau für das Klientel der kleinen bis mittleren Händler ein gutes, wenn auch noch leicht ausbaufähiges Programm.
Unsere Prognose für das nächste Jahr ist einfach: mehr Wachstum. Die K5 könnte sich in den nächsten Jahren von der besten inhaltlich getriebenen Konferenz zur besten Kombination aus Inhalt und kompakter Messe entwickeln.
Gute Zusammenfassung und auf den Punkt gebracht.
Man hätte sich mehr Learnings der Händler und gerne mehr Q&A in Tiefe gewünscht.
Es ist ein Spagat wo die Reise hingeht. Tatsächlich würde ich bei der Größe eher bleiben.