Rätselhafte Explosion im All: Astronomen stoßen auf unbekanntes kosmisches Phänomen

Hat ein Schwarzes Loch auf ungewöhnliche Weise einen Stern zerrissen? Astronom:innen rätseln derzeit über ein kosmisches Ereignis. (Symbolbild: Jurik Peter/Shutterstock)
EP240408a – so heißt die mysteriöse Explosion im All, die das Forschungsteam um Brendan O’Connor an der Carnegie Mellon University derzeit in Erklärungsnot bringt. Denn das kosmische Ereignis weist noch nie zuvor in Kombination gemessene Eigenschaften auf.
In ihrer kürzlich veröffentlichten Studie können die Forschenden lediglich mutmaßen, was da im Universum passiert sein könnte. Die Theorien reichen von einem ungewöhnlichen Gammablitz bis hin zu einem Schwarzen Loch, das einen Stern auseinandergerissen hat. Oder handelt es sich doch um ein noch völlig unbekanntes Phänomen?
Mysteriöse Explosion: Messdaten verwirren Wissenschaftler
Zuerst entdeckt wurde EP240408a am 8. April 2024 (daher auch der Name) von der chinesischen Einstein Probe, die hauptsächlich weiche Röntgenstrahlung aufzeichnet. Zunächst hatte man das grelle Strahlungsspektakel für einen gewöhnlichen Gammablitz gehalten.
Das eigentliche Mysterium begann erst, als dann die zusätzlichen Messdaten anderer Weltraumteleskope dazukamen. Denn die untersuchenden Astronom:innen mussten verblüfft feststellen: Je mehr Details bekannt wurden, desto weniger ergaben sie Sinn.
Wie die Wissenschaftler:innen konstatieren, gab EP240408a für die ersten zehn Sekunden zunächst weiche Röntgenstrahlen ab, erreichte seine maximale Leuchtkraft, in der es über vier Tage hinweg strahlte und verblasste dann innerhalb eines Tages.
Zu hell, zu lang: Kosmisches Phänomen passt in kein Erklärungsmuster
Mit dieser Zeitspanne ist das Ereignis viel zu lang für einen gewöhnlichen Gammablitz, weil diese in der Regel nur wenige Stunden dauern. Es ist aber auch zu kurz für andere bekannten Phänomene dieser Art. Das gleiche gilt für die Helligkeit: Für die einen Erklärungsmodelle ist das Ereignis zu hell, für andere nicht hell genug.
Das seltsamste an EP240408a ist allerdings, dass die Forschenden nach dem Ereignis keinerlei davon ausgehende Radiowellen aufzeichnen konnten – weder elf noch 258 Tage danach. Bei einem derart hellen Phänomen ist dies laut Studienleiter O’Connor völlig ungewöhnlich.
EP240408a: Weißer Zwerg von Schwarzem Loch zerrissen?
Die wahrscheinlichste Erklärung für die beobachtete Explosion ist laut den Forschenden ein sogenanntes Tidal Disruption Event (TDE). So bezeichnet wird ein Ereignis, bei dem ein Stern einem Schwarzen Loch so nahekommt, dass er von den extremen Gravitationskräften in Stücke gerissen wird.
Um genau zu sein, gehen die Wissenschaftler:innen davon aus, das im Falle von EP240408a ein Weißer Zwerg eine unheilvolle Begegnung mit einem Schwarzen Loch von mittlerer Masse gehabt haben könnte. Dieses spezielle TDE könnte gewaltige Materieströme produziert haben, die glühend leuchtend von den Polen des Schwarzen Loches weggeschleudert werden.
Der Haken an dieser Erklärung: Auch so ein Ereignis produziert messbare Radiowellen. Allerdings erklären sich die Astronom:innen deren Abwesenheit damit, dass das Ereignis noch nicht lange genug in der Vergangenheit liegt. Die Materiestrahlen brauchen teils hunderte bis tausende Jahre, um genug abzukühlen, sodass sie Radiowellen abgeben können.
Vielleicht handelt es sich aber eben auch nicht um ein TDE. Vielleicht haben die Wissenschaftler:innen einen Vorgang im All aufgezeichnet, der in der Forschung noch völlig unbekannt ist. Das wird sich zeigen, wenn auch nach sehr langer Zeit immer noch keine Radiowellen messbar sind.
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