Bitcoin für Drogen, Terrorismus und Waffen? Neue Studie zeigt das Gegenteil
In Zeiten, in denen Bitcoin und Co alle paar Wochen und Tage neue Allzeithochs verbuchen, werden auch Krypto-Kritiker immer lauter. Sie fordern mitunter heftige Regulierung. Die Begründung: Die digitalen Assets dienten illegalen Zwecken, würden etwa zur Finanzierung des internationalen Terrorismus, als anonymisierte Zahlungsmittel im Drogenhandel und für den An- und Verkauf von Waffen verwendet. Doch was steckt hinter diesen Anschuldigungen?
Der neue Crypto-Crime-Bericht für das Jahr 2020 des Analyse-Unternehmens Chainalysis belegt, dass der Anteil krimineller Kryptotransaktionen rückläufig war. So entsprach das Transfervolumen in etwa zehn Milliarden US-Dollar, was insgesamt etwa 0,34 Prozent aller Krypto-Überweisungen darstellte. Im Vergleich zu 2019 (21,4 Milliarden Dollar, 2,1 Prozent) war das ein Rückgang um 1,76 Prozent. Hierzu erwähnte das Analyse-Unternehmen, dass der Anteil der illegalen Krypto-Aktivitäten zukünftig jedoch wieder steigen könnte. Das habe man bereits im Vorjahresbericht festgestellt. Dort ging man zunächst von einem kriminellen Gesamtanteil von 1,1 Prozent aus. Im Laufe des Jahres seien jedoch neue Fälle bekannt geworden, weshalb man die Daten nach oben korrigieren musste. Wenn man von einer gleichen Dynamik wie 2019 ausgeht, könnte der Anteil auf ungefähr 0,7 Prozent ansteigen. Wie hoch der Anstieg genau sein wird, ist unklar. Dass es einen geben wird, ist laut Chainalysis jedoch wahrscheinlich.
Laut des Berichts haben sich die Anteile der verschiedenen illegalen Krypto-Aktivitäten im Vergleich zu 2019 kaum verändert. So machten Betrug und Aktivitäten auf Darknet-Märkten nach wie vor den Großteil der illegalen Transfers aus. Die größte Überraschung des Jahres ergebe sich aus dem dritten Platz „Ransomware“. Zwar machte Erpressersoftware in 2020 „nur“ sieben Prozent aller kriminellen Krypto-Überweisungen aus, im Vergleich zum Vorjahr sei dies jedoch ein Anstieg um 311 Prozent gewesen auf nun 350 Millionen Dollar.
Chainalysis: „Strafverfolgungsbehörden sollten bei Geldwäsche-Dienstleistern ansetzen“
Das amerikanische Analyse-Unternehmen untersuchte auch die Aktivitäten von Geldwäsche im Zusammenhang mit Kryptowährungen. So kam man zu dem Ergebnis, dass die meisten Gelder über eine kleine Gruppe von Dienstleistern gewaschen werden würden. Diese umfassten klassische Geldwäsche-Dienstleister sowie Kryptowährungs- und Fiatwährungsdienstleister mit unzureichenden Compliance-Regeln. Laut Chainalysis sollten Strafverfolgungsbehörden hier ansetzen und gezielt diese Anbieter ins Visier nehmen.
Der Bericht ermittelte auch die Länder, wo besonders hohe illegale Transaktionsaktivitäten festgestellt wurden. Unter den Top Drei befanden sich die USA, Russland und China. Aber auch Südafrika, Vietnam, Großbritannien, Südkorea, Frankreich, die Ukraine und die Türkei wiesen erhöhte Werte auf.
Als Kernproblem der Geldwäsche im Krypto-Space sieht der Bericht vor allem vier Bereiche, worüber Cyberkriminelle ihre Gelder waschen würden. Das seien in erster Linie Börsen, Krypto-Mixer, Glücksspielplattformen und Dienstleister mit Sitz in risikoreichen Jurisdiktionen. Chainalysis geht davon aus, dass Teile der Einzahlungsadressen zwar den Kriminellen selbst gehörten, man wisse jedoch aus Daten von Strafverfolgungsbehörden und eigenen Untersuchungen, dass viele Drittanbieter explizite oder implizite Geldwäschedienste für Cyberkriminelle bereitstellten.
Terrorismusfinanzierung durch Kryptowährungen ist 2020 so hoch wie nie zuvor
Der Chainalysis-Bericht untersuchte ebenfalls den Anteil von Kryptowährungen in Verbindung mit Finanzierungen terroristischer Netzwerke. So hätten Berichte mehrerer internationaler Strafverfolgungsbehörden festgestellt, dass der Anstieg von Terrorismusfinanzierung durch Kryptowährungen in 2020 so hoch wie nie zuvor gewesen sei. Allein in den USA hätte man eine Million Dollar an Bitcoin-Zuwendungen von terroristischen Organisationen und ihren Gönnern beschlagnahmen können. Der Hauptteil der Gelder komme jedoch aus Europa, dem Nahen Osten sowie Indien und Zentralasien. Chainalysis stellt fünf Fälle vor, in denen Strafverfolgungsbehörden Finanzierungsnetzwerke zerschlagen konnten. Die meisten Gelder flossen dabei nach Syrien – an den sogenannten Islamischen Staat und Al-Qaida.
Der Report beschäftigte sich, im Zuge der Erstürmung des Kapitols, auch mit der Finanzierung heimischer Extremisten. Dabei griffen Chainalysis eine Nachricht auf, über die BTC-ECHO bereits berichtet hatte. Dabei handelte es sich um eine anonyme Bitcoin-Spende aus Frankreich vom 8. Dezember 2020 an US-amerikanische Rechtsextreme (wie beispielsweise Nick Fuentes) in Höhe von 28,15 BTC, damaliger Wert 500.000 Dollar. Dies fand das Analyse-Unternehmen in Kooperation mit dem Online-Medium Yahoo-News heraus.
Dass Kryptowährungen in regulatorischen Kreisen oft als Währung Krimineller eingeordnet werden, lässt sich anhand des Chainalysis-Reports nicht bestätigen. Zum Vergleich: Als die FinCEN-Files im September letzten Jahres veröffentlicht wurden, wurde ein Geldwäschevolumen von zwei Billionen Dollar bekannt, das große Banken für Kriminelle oder Personen auf Sanktionslisten transferierten.
Zwar sprechen Krypto-Kritiker wie etwa die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, immer wieder von dieser vermeintlich dunklen Seite des Krypto-Space, vergleicht man diese Zahlen jedoch miteinander, haben Bitcoin, Ethereum und Co eine (fast) weiße Weste.
Autor des Artikels ist Daniel Hoppmann.