Ein Nickerchen bitte: Warum mehr Schlaf gut für das Gehirn ist
Bürger:innen in Deutschland schlafen durchschnittlich 8 Stunden und 37 Minuten pro Nacht. Dieses Ergebnis teilte vor kurzem das Statistische Bundesamt mit. Dass Schlaf wichtig für den Körper ist, weiß die Medizin schon seit sehr langer Zeit – und der Mensch selbst natürlich auch. In der Nacht erholen wir uns, was auch für das Gehirn gilt – sowohl physische als auch physiologische Prozesse laufen während der verschiedenen Ruhephasen ab, die dafür sorgen, dass es uns im wachen Zustand gut geht.
Schlaf als Demenzindikator?
Schlaf scheint aber auch ein guter Indikator dafür zu sein, ob unser Gehirn im Alter gesund bleibt. Normalerweise schrumpft das Volumen unseres Denkapparats, während wir an Jahren gewinnen – ein natürlicher Prozess. Eine Wissenschaftlergruppe aus Forschern des University College London (UCL) und der University of the Republic in Uruguay konnte jetzt aber zeigen, dass sich dieser Prozess mit mehr Schlaf in seiner Geschwindigkeit reduzieren lassen könnte. Dabei ging es ganz spezifisch um den Schlaf am Tag, also das Nickerchen zwischendurch. Wie sich zeigte, kann dies auch ein indirekter Indikator dafür sein, wie schnell man in späteren Jahren Demenz entwickelt.
Die im Journal „Sleep Health“ erschienene Untersuchung prüfte, ob es einen Zusammenhang zwischen Tagschlaf, kognitiver Funktion und Gehirnvolumen gibt. Dazu wurden Daten aus der britischen Biobank, einer großen Sammlung von Gesundheitsdaten, mit der Methode der Mendelsche Randomisierung untersucht. Die Datenbank umfasst die Informationen von rund einer halben Million Freiwilliger, die seit 2006 über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren medizinisch verfolgt werden.
Geringere Gehirnalterung festgestellt
Der Zusammenhang zwischen größerem Gehirnvolumen im Alter und Tagschlaf habe zumindest einen leichten Kausalzusammenhang gehabt, so die Forscher. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass für manche Menschen kurze Nickerchen am Tag ein Teil des Puzzles sein könnten, das zur Erhaltung der Gesundheit des Gehirns im Alter beiträgt“, so die Hauptautorin Victoria Garfield von der MRC Unit for Lifelong Health & Ageing an der UCL, in einem Statement. Dies unterstreicht frühere Untersuchungen, dass solcher Tagschlaf positive Auswirkungen auf unsere kognitiven Funktionen haben kann.
In der Studie untersuchte das Team insgesamt 97 DNA-Abschnitte, von denen man annimmt, dass sie die Wahrscheinlichkeit gewohnheitsmäßiger Nickerchen bestimmen können. Anhand der Daten von insgesamt 378.932 Personen aus der britischen Biobank wurden dann die Gehirngesundheit und die kognitiven Fähigkeiten von Menschen, die genetisch eher auf ein Nickerchen „programmiert“ sind, mit denen von Personen, die diese genetischen Varianten nicht aufweisen, verglichen. Ergebnis war, dass die Tagschlaf-Gruppe ein gemessen am Gehirnvolumen geringeres biologisches Alter von 2,6 bis 6,5 Jahren hatte, so die Berechnung der Forscher. Die passenden Gene waren in einer früheren Studie festgestellt worden, die ebenfalls die UK Biobank nutzte. Nachweisdaten – also Kernspintomographiedaten und genetische Informationen – lagen für insgesamt 35.000 Personen vor. Das Gehirnvolumen selbst ist wiederum ein Marker für Demenz und andere Erkrankungen.