Forscher nennen sie „Wall auf Fire“: So heiß ist die Grenze unseres Sonnensystems

Vor fast 50 Jahren schickte die NASA zwei Raumsonden ins All, um das äußere Sonnensystem zu erforschen. Heute senden Voyager 1 und 2 noch immer Daten – und liefern dabei spektakuläre Erkenntnisse. Wie das Wissenschaftsmagazin IFL Science berichtet, haben beide Sonden ein mehrere zehntausend Grad heißes Plasmafeld am Rand unseres Sonnensystems durchquert – eine Zone, die Forscher:innen mittlerweile als „Wall of Fire“ bezeichnen.
Die unsichtbare Grenze unseres Sonnensystems
Die Forschung befasst sich bis heute mit der Frage, wo unser Sonnensystem eigentlich endet, und es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Grenze zu definieren. Eine davon ist die sogenannte Heliopause. Sie beschreibt den Bereich, in dem der Sonnenwind, also der Strom geladener Teilchen von der Sonne, auf den interstellaren Raum trifft. Der Sonnenwind bildet eine riesige „Blase“ um die Sonne und ihre Planeten, die sogenannte Heliosphäre. Jenseits dieser Grenze beginnt der Einflussbereich anderer Sterne.
Die Raumsonden der NASA haben diesen besonderen Bereich auf ihrer Reise durchs All schon beide durchquert: Voyager 1 traf 2012 auf die Heliopause, Voyager 2 im Jahr 2018. Dabei registrierten ihre Instrumente Temperaturen von bis zu 50.000 Grad Celsius. Die Bezeichnung „Wall of Fire“ ist also weniger wissenschaftlich gemeint, beschreibt das Phänomen aber sehr anschaulich.
Die Raumsonden liefern weitere Überraschungen
Trotz der extrem hohen Temperaturen haben beide Sonden ihre Reise durch die Heliopause unbeschadet überstanden. Der Grund dafür ist die geringe Teilchendichte im All, durch die kaum Wärme auf die Raumsonden übertragen werden kann. Bei der „Wall of Fire“ handelt es sich also eher um eine energiereiche Teilchenwolke als um eine klassische Feuerwand, wie wir sie uns auf der Erde vorstellen würden.
Beide Sonden entdeckten außerdem, dass das Magnetfeld jenseits der Heliopause nahezu parallel zum Feld innerhalb der Heliosphäre verläuft. Dieser unerwartete Fund wurde von Voyager 2 bestätigt, nachdem Voyager 1 schon einige Jahre zuvor ähnliche Daten geliefert hatte. Damit bieten die Sonden wertvolle Einblicke in die Struktur und Dynamik des interstellaren Raums und verdeutlichen die Komplexität des Wechselspiels zwischen Sonnenwind und kosmischer Umgebung.
Die Reise der Voyager-Sonden geht weiter
Die beiden Sonden haben ihre Erkundungstour durchs Weltall schon 1977 gestartet. Trotz ihres Alters liefern sie bis heute Daten aus einer Region, die kein anderes von Menschen gebautes Objekt je erreicht hat. Sie ermöglichen uns einen direkten Einblick in die unendlichen Weiten jenseits unseres Sonnensystems und zeigen, wozu Technik und Neugier fähig sind. Welche weiteren Erkenntnisse die beiden Raumsonden noch aus dem All auf die Erde senden werden, bleibt abzuwarten.