Keine Experimente: Diese Gaming-Studios versprechen, auf NFT zu verzichten
Als das erste Mal das Thema der Non-Fungible-Token aufkam, hörten auch viele Gaming-Studios aufmerksam zu. Sollte sich hier eine neue Möglichkeit der Monetarisierung entwickeln? Es stellte sich nur die Frage, wie die NFT in Games eingebunden werden können. Große Publisher wie Konami, Ubisoft oder Sega veröffentlichten Pläne, wie sie künftig NFT integrieren wollen. Dabei stießen sie auf teils heftige Kritik aus der eigenen Community.
Während Konami und Konsorten damit beschäftigt sind, ihre Anhängerschaft wieder zu besänftigen und das ganze Thema NFT vielleicht noch einmal zu überdenken, um nicht viele potenzielle Kunden abzuschrecken, gehen andere Studios den entgegengesetzten Weg. Sie gehen in die Offensive und versprechen ihren Fans, sich aus dem NFT-Game herauszuhalten.
Final Fantasy 14 bleibt von NFT verschont
Der Produzent von „Final Fantasy“, Naoki Yoshida, hat bestätigt, dass es keine Pläne geben würde, NFT im beliebten MMORPG einzuführen. „Basierend auf dem Design von ‚Final Fantasy 14‘ beabsichtigen wir zu diesem Zeitpunkt nicht, irgendwelche NFT-Elemente in das Spiel einzubauen“, sagte Yoshida in einem fünfstündigen Youtube-Livestream. Dabei betont Yoshida immer wieder, dass es um das Hier und Jetzt geht: „Falls jemand darüber besorgt ist, kann ich zu diesem Zeitpunkt klar sagen, dass wir nicht die Absicht haben, dies in das Spiel einzubauen.“ In der Zukunft scheint er es also auf jeden Fall nicht ganz ausschließen zu wollen.
Die Ankündigung Yoshidas erfolgt nur wenige Wochen nachdem der Präsident von Final-Fantasy-Herausgeber Square Enix, Yosuke Matsuda, in einer Mitteilung äußerte, dass NFT und die Blockchain-Technologie zu einem großen Trend im Gaming werden würden. Auch hier gab es negative Reaktionen der Community, auf die Yoshida während des Livestreams ebenfalls eingeht und noch einmal untermauert, dass NFT in „Final Fantasy 14“ nichts verloren haben. „Wir haben viele Reaktionen bemerkt, besonders vom westlichen Publikum über NFT, viele Kommentare darüber, wie sie gegen NFT sind“, so der Produzent.
Itch.io sieht nichts als Betrug
Die Indie-Gaming-Plattform Itch.io hingegen hat mit dem Thema NFT bereits komplett abgerechnet. Für die Betreiber sind NFT nichts mehr als ein großer Betrug. In einem Twitter-Post wurde mehr als deutlich gemacht, was auf Seiten von Itch.io über NFT gedacht wird: „NFT sind ein Betrug. Wenn Sie der Meinung sind, dass sie legitimerweise für etwas anderes als die Ausbeutung von Schöpfern, Finanzbetrug und die Zerstörung des Planeten nützlich sind, bitten wir Sie, Ihre Lebensentscheidungen zu überdenken. Peace.“
Platinum Games hat kein Interesse an NFT
Der japanische Spieleentwickler Platinum Games hat kein Interesse an NFT. Das bestätigte CEO Atsushi Inaba in einem Interview mit Nintendo Life. Inaba sieht dabei keine klar erkennbaren Vorteile. Weder für sich als Entwickler noch für die Spieler an sich. Für ihn zeige die ganze Diskussion nur, dass die Hersteller hinter dem schnellen Geld her sind, statt weiter in die Entwicklung guter Games zu investieren.
„Ich verstehe, dass es im Moment ein heißes Thema ist und wirklich an Dynamik gewinnt, aber die Art und Weise, wie es an Dynamik gewonnen hat, konzentrierte sich auf die Rentabilität für das Unternehmen, aber ohne in irgendeiner Weise positive Auswirkungen auf die Entwickler oder die Benutzer zu haben“, so Inaba, der diese Entwicklung äußerst „frustrierend“ findet.
Auch Inaba will sich dem Thema NFT an sich nicht komplett für die Zukunft verschließen. Doch für den Moment sieht er keinen Bedarf: „Da Inhalte immer digitaler werden, denke ich, dass NFT als Konzept an Bedeutung gewinnen wird, aber ich denke, dass die Early Adopters es nur als eine Möglichkeit sehen, so viel wie möglich zu profitieren. Das ist nichts, woran ich interessiert bin, um ehrlich zu sein.“
Auch kleinere Studios distanzieren sich von NFT
Als Team17, Entwickler der Worms-Spiele, ankündigte, sein geplantes NFT-Projekt „Metaworms“ umzusetzen, meldeten sich auch Aggro Crab, Playtonic und Ghost Town Games zu Wort. Alle drei Studios betonten dabei, NFT nicht unterstützen zu wollen. Playtonic schrieb, dass es weder jetzt noch in Zukunft plane, NFT in irgendeinem Geschäftsbereich einzusetzen. Dabei stellte das Studio klar, dass Playtonic allgemein die Verwendung von NFT auf der ganzen Welt nicht befürworten würde.
Auch Ghost Town Games versprach, dass weder aktuelle noch zukünftige Spiele aus den eigenen Reihen mit NFT in Kontakt kommen werden. Die Entwickler äußerten dabei auch Bedenken bezüglich der hohen ökologischen und sozialen Kosten, die NFT verursachen.
Ähnlich wie die Betreiber von Itch.io geht man auch bei Aggro Crab davon aus, dass NFT nicht mehr als ein großer Schwindel sind. Für den Publisher können NFT weder umweltfreundlich noch nützlich sein. Darüber hinaus kündigten die Entwickler an, ihre Zusammenarbeit mit Team17 zu beenden, sollte weiterhin an NFT-Experimenten gearbeitet werden.
Mittlerweile hat Team17 sein Projekt aufgrund der anhaltenden Kritik bereits zurückgezogen.
Die meisten Spieleentwickler interessieren sich nicht für NFT und Krypto
Im Vorfeld der Game Developers Conference 2022, die vom 21. März bis 1. April stattfindet, wurden 2.700 Spieleentwickler befragt. 72 Prozent gaben an, dass ihre Studios kein Interesse an Kryptowährungen als Zahlungsmittel hätten, während 70 Prozent kein Interesse an NFT zeigten. Gerade einmal 27 der befragten Spieleentwickler sagten, dass in ihren Studios aktiv an NFT gearbeitet werde.
Nur weil die Mehrheit der Spieleentwickler und Gamer nicht an NFT interessiert sind, bedeutet das natürlich nicht unbedingt, dass sie in einigen Spielen in Zukunft nicht trotzdem auftauchen werden. In vielen Fällen werden diese Entscheidungen dann am Ende von Führungskräften von Spieleunternehmen getroffen, die auch immer daran interessiert sind, den bestmöglichen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen – und wenn NFT darauf einzahlen sollten, werden viele Studios diese Option zumindest noch einmal überdenken.