Geoengineering: Dieser Mini-Satellit soll mit einem Sonnensegel das Klima beeinflussen

Ein internationales Team, unter anderem von der polytechnischen Universität Turin in Italien und dem KTH Royal Institute of Technology in Schweden, hat einen detaillierten Plan für eine Vorläufer-Mission entworfen. Wie in einer Studie im Fachjournal Science Direct dargestellt wird, soll die Mission die Schlüsseltechnologien für einen zukünftigen planetaren Sonnenschirm testen. Dieser könnte die auf die Erde treffende Sonneneinstrahlung um zwar wenige, aber potenziell entscheidende Prozente reduzieren.
Ein Cube-Sat als kostengünstiger Vorreiter
Im Zentrum des Vorschlags steht ein vergleichsweise winziger Satellit. Ein 12U-Cube-Sat, nicht größer als ein Aktenkoffer, soll mit einem 81 Quadratmeter großen Sonnensegel ausgestattet werden.
Seine Aufgabe ist es, zu einem speziell für diese Mission berechneten Punkt zu navigieren. Dieser liegt mit 2,36 Millionen Kilometern deutlich weiter von der Erde entfernt als der bekannte Lagrange-Punkt L1, der sich in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung befindet.
Der Grund für die größere Distanz ist der stetige Druck des Sonnenlichts auf das riesige Segel. Um diesen permanenten Schub auszugleichen, muss sich der Satellit etwas näher zur Sonne positionieren, wo deren Anziehungskraft stärker ist. An diesem neuen Gleichgewichtspunkt – von den Forscher:innen L1* genannt – soll der Satellit dann beweisen, dass er dort ohne Treibstoff manövrieren kann.
Die geschätzten Kosten für diese Testmission liegen bei für Weltraummissionen relativ geringen rund 10 Millionen US-Dollar, unter anderem durch einen geplanten Start als „Mitfahrgelegenheit“ (Rideshare).
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Die große Verantwortung des Geoengineerings
Die Mission soll primär zwei Fragen klären: Funktionieren die autonomen Steuerungs- und Navigationssysteme unter realen Bedingungen? Und wie haltbar sind die ultraleichten Segelmaterialien unter der permanenten Strahlung im All? Der Ansatz, als Solar Radiation Management (SRM) bezeichnet, ist technologisch faszinierend, birgt aber erhebliche Risiken und wirft ethische Fragen auf.
Kritiker:innen warnen vor unbeabsichtigten Nebenwirkungen auf regionale Klimazonen und dem sogenannten „Termination Shock“ – einer potenziell schnellen und dramatischen Erwärmung, sollte ein solches System einmal ausfallen. Wer die Kontrolle über eine solche Technologie hätte, ist ebenfalls eine bislang ungeklärte Frage.
Dennoch gewinnt die lange als Science-Fiction abgetane Idee durch sinkende Startkosten und technische Fortschritte wieder an Beachtung in der seriösen Forschung. Der nun vorliegende Missionsvorschlag ist der bisher konkreteste Schritt in diese Richtung.