Gibberlink: Warum es eine geheime KI-Sprache gibt, die wir Menschen nicht verstehen

Dass Chatbots miteinander reden, ist nicht neu. Tatsächlich gab es das erste Chatbot-Gespräch der Welt schon 1972 – allerdings mit einem recht skurrilen Ergebnis. Seither hat sich aber eine Menge getan. Das zeigt unter anderem ein Video, in dem sich zwei Chatbots zunächst in natürlicher Sprache miteinander unterhalten. Als sie feststellen, dass sie KI-Modelle sind, wechseln sie plötzlich zu unverständlichen Tonfolgen, um zu kommunizieren.
Gibberlink: Eine Sprache, die nur künstliche Intelligenz versteht
Die Sprache, die in dem Video zu hören ist, ist Gibberlink. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „Gibberish“ (zu Deutsch: Kauderwelsch) und „Link“ (Verbindung) zusammen. Die KI-Sprache ist also tatsächlich darauf ausgelegt, für unsere menschlichen Ohren unverständlich zu sein, aber die Verbindung zwischen KI-Modellen zu ermöglichen.
Gibberlink wurde von den Programmierern Anton Pidkuiko und Boris Starkov im Rahmen des ElevenLabs Hackathons 2025 in London entwickelt, den sie mit ihrem Projekt gewonnen haben. Ihr Ziel war es, die Kommunikation zwischen KI-Modellen effizienter und damit günstiger zu machen. Im Beispiel zeigen sie, wie eine KI bei einem Hotel anruft, um dort für einen Nutzer eine Buchung zu tätigen. Am anderen Ende meldet sich ebenfalls eine KI, die Buchungen für das Hotel annimmt. Nachdem die Modelle zunächst auf Englisch offenbaren, dass sie beide künstliche Intelligenzen sind, wechseln sie zu Gibberlink.
Gibberlink fußt auf einer Technik namens „ggwave“. Dabei handelt es sich um ein Protokoll, über das kleine Datenmengen per Audiosignal übertragen werden können. Die Worte, die die Chatbots normalerweise in natürlicher Sprache äußern würden, werden also in Pieptöne umgewandelt, die nur sie verstehen können. Dadurch wird die Kommunikation beschleunigt, was letztlich auch Rechenleistung und somit Kosten für die Betreiber:innen der KI-Modelle einspart.
Beide Technologien könnt ihr ganz einfach selbst ausprobieren. Über die Website „Waver“ könnt ihr eine Nachricht in die Chatbox eingeben und euch nach dem Absenden anhören, wie sich die Worte in Gibberlink klingen. Wollt ihr die Geheimsprache der KI in Aktion erleben, könnt ihr das über die offizielle Website von Gibberlink. Öffnet die Seite einfach auf zwei Geräten, wählt KI-Modelle aus, die sich miteinander unterhalten sollen und drückt auf beiden Endgeräten nacheinander auf „Start“. Schon beginnen die KI-Modelle damit, sich in Gibberlink zu unterhalten. Was sie sagen, könnt ihr dank des Tools jederzeit mitlesen.
Entsteht durch Gibberlink ein KI-Risiko?
Noch handelt es sich bei Gibberlink um eine Tech-Demo, die sich als Open-Source-Projekt über GitHub herunterladen lässt. Dementsprechend werdet ihr aktuell noch keine bekannten Chatbots und KI-Modelle sehen, die schon über Gibberlink miteinander kommunizieren können. Die Demonstration der beiden Programmierer hat trotzdem schon große Wellen in der KI-Welt geschlagen.
Denn Gibberlink würde dafür sorgen, dass wir KI-Modelle nicht mehr verstehen, sobald sie miteinander sprechen. Im Normalfall gäbe es keinen Übersetzer wie auf der offiziellen Website, durch den wir mitlesen können, was die Chatbots sagen. Das bedeutet, dass wir die KI nicht mehr proaktiv korrigieren können, wenn sie im Verlauf ihrer Aufgabe einen Fehler machen. Zudem könnten Probleme entstehen, wenn eine KI die andere in Gibberlink missversteht.
Die Idee einer eigenen KI-Sprache scheint aber dennoch seit geraumer Zeit Anklang gefunden zu haben. Microsoft arbeitet seit Ende 2024 an Droidspeak. Auch damit sollen KI-Gespräche durch die Übertragung von Tönen schneller und kostengünstiger ablaufen. Weder Droidspeak noch Gibberlink haben sich aber in der KI-Welt bisher etabliert. Es bleibt also abzuwarten, ob künftige Modelle die Techniken überhaupt implementieren – und wie sie die Geheimsprache der KI-Modelle für Menschen sicher und kontrollierbar machen.