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Händler planen Streik bei Etsy – damit die Plattform nicht zum „nächsten Amazon“ wird

Drastische Schritte von Etsy-Händlern: Sie wollen die Plattform ab 11. April bestreiken und rufen Käufer:innen dazu auf, dort dann für eine Woche nichts mehr zu kaufen.

3 Min.
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Etsy: Kommt statt Handarbeit ein handfester Streik der Händler? (Foto: sdx15 / Shutterstock)

Als Plattform von selbstgemachten und individualisierten Produkten hat sich Etsy international einen Namen gemacht und kann auch in Deutschland auf eine treue Fangemeinde setzen. Doch jetzt rufen Händler:innen und Hersteller:innen zu einen digitalen Streik auf, um gegen die ihrer Meinung nach zu hohen Verkaufsgebühren zu protestieren. Der Streik soll ab dem 11. April starten – und die Händler:innen planen, dann ihre Shops in den Urlaubsmodus zu versetzen. Kund:innen rufen sie dazu auf, die Plattform in der Woche vom 11. bis zum 18. April ebenfalls zu boykottieren und dort keine Waren zu bestellen.

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Das ist gerade in der Woche vor Ostern bemerkenswert, denn rund um die Feiertage dürften die Umsätze einer solchen Plattform vielversprechend sein, sodass auch den Händler:innen Umsatz entgehen würde. Der Hintergrund ist vor allem eine geplante Erhöhung der Provisionen, die bei 30 Prozent liegt. Die Transaktionsgebühren, die stets bei einem erfolgreichen Verkauf fällig werden, liegen derzeit bei fünf Prozent (auf Verkaufspreis und Versand) und sollen auch in Deutschland ab dem 11. April auf 6,5 Prozent steigen.

Rekordumsätze und Gebührenerhöhungen

Dazu muss man wissen, dass Etsy in der Pandemie gutes Geld verdient hat – alleine im Jahr 2020 konnte das Unternehmen seinen Umsatz verdoppeln, was wohl auch der Tatsache geschuldet war, dass vielen der Hersteller:innen individueller Waren andere Verkaufskanäle wegbrachen. „Die letzte Gebührenerhöhung bei Etsy war im Juli 2018. Wenn diese neue Erhöhung durchgeht, werden sich unsere Grundgebühren für die Nutzung der Plattform in weniger als vier Jahren mehr als verdoppelt haben“, rechnet eine Händlerin in einem Forum nach. Andere Kund:innen zeigen sich vor allem darüber unzufrieden, dass der Druck, kostenlosen Versand anzubieten, immer höher werde und zudem immer mehr Dropshipper und Urheberrechtsverletzer den Händler:innen das Leben schwer machen. Zumindest Letzteres ist ein Thema, bei dem sich die Plattform schwer tun dürfte, dies zu unterbinden. Doch in Sachen Service könnte Etsy laut Händler:innenaussagen durchaus noch eine Schippe drauflegen.

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Die demonstrierenden Verkäufer:innen fordern von Etsy konkret die Rücknahme der Erhöhung der Transaktionsgebühren. „Die Erhöhung der Verkäufergebühren um 30 Prozent nach zwei Jahren mit Rekordumsätzen ist nichts anderes als pandemische Geschäftemacherei“, heißt es in dem Aufruf. Außerdem solle das Unternehmen den Händler:innen ausreichenden Schutz vor Wiederverkäufern bieten und Einspruchsverfahren schneller und einfacher gestalten. „Menschen warten monatelang darauf, gegen computergesteuerte Entscheidungen Einspruch zu erheben, die sie daran hindern, auf ihre eigenen Einnahmen zuzugreifen oder ihr Geschäft vollständig zu betreiben. Diese Menschen sollten einen automatischen Schnellweg durch das berüchtigt langsame Supportsystem von Etsy haben. Etsy kann sich nicht als volkstümliches, handgemachtes Utopia präsentieren, während KI-Bots Verkäufer terrorisieren, deren Lebensunterhalt davon abhängt, dass sie Käufer auf der Plattform erreichen.“ Zudem fordern sie ein Ende des Star Seller-Programms und dass Etsy allen Verkäufer:innen die Möglichkeit geben solle, sich von Offside-Ads und den damit verbundenen Gebühren zu befreien.

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Etsy-Händler sind mit der Plattform unzufrieden

Unzufriedenheit über die Gebührenstrukturen und den Service des Unternehmens liest man in den einschlägigen Foren ähnlich oft wie dies bei anderen Plattformen von Amazon Marketplace bis Ebay der Fall ist. Doch Etsy hat nunmal einen anderen Ansatz und muss sich daher in der Community auch mit härteren Maßstäben messen lassen. Man wolle, heißt es an vielen Stellen, verhindern, dass Etsy zum „zweiten Amazon Marketplace“ werde. Oder wie es die Petition formuliert: „Im Laufe der Jahre hat sich Etsy immer weiter von seiner Gründungsvision entfernt. Was als Experiment in Sachen Marktdemokratie begann, hat sich zu einer diktatorischen Beziehung zwischen einem gesichtslosen Tech-Imperium und Millionen von ausgebeuteten, mehrheitlich weiblichen Kunsthandwerkern entwickelt. (…) Obwohl es die harte Arbeit der Etsy-Verkäufer ist, die das Unternehmen zu dem großen Erfolg gemacht hat, den es heute hat, haben wir weniger Rechte und weniger Mitspracherecht an unseren Arbeitsplätzen als je zuvor.“

Gut 18.200 Unterschriften hat die Petition zum Zeitpunkt dieses Artikels (31. März, 10 Uhr) bereits eingesammelt – und es ist relativ wahrscheinlich, dass bis zum Start am 11. April die geplanten 20.000 Unterschriften zusammenkommen.

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