KI übertrifft menschliche CEO meistens – hat aber einen gewaltigen Nachteil
Dass KI unsere Arbeitswelt, wie wir sie bislang kennen, maßgeblich verändern wird, steht außer Frage. Bereits jetzt ersetzen beispielsweise sogenannte Chatbots, die per KI gesteuert werden, Arbeitsplätze im Kundenservice. Auch im Bereich der Softwareentwicklung und in kreativen Berufen wie im Grafikdesign oder beim Ghostwriting wird KI immer mehr genutzt, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt.
Der Einsatz von KI beschränkt sich also nicht nur auf vermeintlich einfache oder sich ständig wiederholende Tätigkeiten. Dies beweist auch das Experiment von Forschenden der Business School der University of Cambridge. In einem Aufsatz im Harvard Business Review wurde das Experiment samt Ergebnis nun vorgestellt: Die Forscher:innen ließen für ihren Versuchsaufbau 344 Studenten aus asiatischen Universitäten sowie Führungskräfte einer südasiatischen Bank eine Simulation spielen, das ein „digitaler Zwilling der US-Automobilindustrie“ gewesen sei. Dabei traten die Menschen gegen das KI-Programm LLM ChatGPT-4o von OpenAI an.
Im Spiel wurden Mensch und Maschine mit mathematischen Modellen realer Daten von Fahrzeugverkäufen, Marktverschiebungen und Auswirkungen von Ereignissen wie Covid-19 konfrontiert. Das Ziel: so lange wie möglich zu überleben, ohne von einem virtuellen Vorstand gefeuert zu werden, sowie die Marktkapitalisierung des virtuellen Unternehmens zu maximieren.
Man vs. Machine: KI kann Leadership – aber nur zum Teil
Im Rahmen des Spiels sollten die Proband:innen wie ein CEO strategische Entscheidungen für jedes Fiskaljahr ihres virtuellen Unternehmens treffen. Dabei gab es über 500.000 mögliche Entscheidungskombinationen pro Runde, aber keine feste Gewinnformel. Der Erfolg wurde an einer gewissen Zahl von Leistungsindikatoren gemessen. Die zwei besten Studenten und besten zwei Führungskräfte habe man dann mit ChatGPT-4o verglichen.
Dabei zeigte sich, dass die KI in strategischen Entscheidungen deutlich besser abschnitt: Bei datengesteuerten Aufgaben wie Produktdesign und Marktoptimierung habe das LLM die menschlichen Teilnehmer:innen bei fast jeder Kennzahl übertroffen. „[Die KI] entwarf Produkte mit chirurgischer Präzision, maximierte die Attraktivität und behielt gleichzeitig eine strenge Kostenkontrolle bei“, so die Forschenden über die Performance des LLM. Es habe ferner gut auf Marktsignale reagiert, starke Dynamik aufgebaut und seine menschliche Konkurrenz in Bezug auf Marktanteil und Rentabilität überholt.
Im Gegenzug konnte die KI schlechter mit Schwierigkeiten und unvorhersehbaren Störungen wie etwa einem simulierten Markteinbruch umgehen. Folglich wurde die KI schneller durch den virtuellen Vorstand entlassen, ebenso wie die teilnehmenden Führungskräfte.
Hybrid-Modell: KI als sinnvolle Unterstützung im Führungsbereich
Dem LLM fehlt es laut den Forschenden der Cambridge-Universität an Intuition und Weitsicht, vorausschauendes Planen und Agieren seien so nicht möglich gewesen. Die KI habe bei unerwarteten Ereignissen auf aggressive kurzfristige Gewinne gesetzt, wohingegen die leistungsstärksten Studenten mit langfristigen Strategien wie vorsichtig gesteuertem Wachstum und Anpassungsfähigkeit reagierten – und dadurch mehr Erfolg hatten. Auch die am Spiel beteiligten Führungskräfte ließen sich, ähnlich wie die KI, zu kurzfristigen und eher aggressiven Vorgehensweisen hinreißen.
Die Forschenden schlussfolgerten aus ihrem Experiment, dass KI menschliche CEOs voraussichtlich nicht komplett ersetzen, sondern Führungsriegen im Bereich der Datenanalyse und betrieblichen Effizienz unterstützen und ergänzen werde. Der Mensch werde sich weiterhin auf langfristige Visionen, Ethik und Anpassungsfähigkeit in dynamischen Märkten konzentrieren.
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