Ob bei der Reise- und Routenplanung, beim Shopping oder Smarthome: Google möchte die eigenen Angebote stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten und hat sich dabei einiges einfallen lassen. CO2-neutral muss der Suchmaschinen-Marktführer nicht mehr werden, das ist er seit 2007. Letztes Jahr steckte er sich höhere Ziele: Man will bis 2030 vollständig CO2-frei werden. Google behauptet, industrieweit die „sauberste Cloud“ zu betreiben. Fünf der eigenen Rechenzentren arbeiteten bereits mit zu 98 Prozent Co2-frei erzeugtem Strom.
Maps gegen den Klimawandel
Alleine die neuen „umweltfreundlichen Routen“ in Google Maps soll womöglich eine Million Tonnen CO2 weniger anfallen. Das Feature geht zunächst in den USA an den Start und bietet dem Nutzer eine Alternativroute mit besserer Umweltbilanz an. Ihr gibt das Programm automatisch Priorität, wenn sie eine ähnliche Reisezeit verspricht. Ein Automatismus, der sich rückgängig machen lässt. Maps zeigt die Alternative dann mit der entsprechenden Erklärung an – zum Beispiel: „Spare 10 Prozent Treibstoff bei nur 2 Minuten längerer Fahrzeit.“ Im Hintergrund erarbeiten Algorithmen die Angaben auf Datengrundlage des National Renewable Energy Laboratory (NREL).
Google hat gemerkt, dass die Menschen verstärkt auf das klimafreundlichste Stadtgefährt umsteigen: das Fahrrad. Der Aufruf von Radwegrouten sei fast um das Doppelte gestiegen. Dafür bietet Maps nun die neue „Lite Navigation“ an. Statt der auf dem Bike eher hinderlichen Turn-by-Turn-Methode zeigt die neue Ansicht durchgehend den Fahrfortschritt, Höhenmeter und die voraussichtliche Ankunftszeit an. Außerdem hat der Anbieter die Informationen über Fahrrad- und Bikesharing auf über 300 Städte erweitert. Mit dabei sind die Anbieter Donkey Republic, Tier, Voi, Bird und Spin.
Google Flights zeigt Co2-Bilanz von Flügen
Zu jedem Flug zeigt die Plattform künftig den Co2-Verbrauch an. Besonders schädliche Trips markiert sie Rot. Die Berechnung bezieht auch die Passagierklasse mit ein, sodass Business-Class-Flüge schlechter abschneiden, weil sie einen höheren Platzverbrauch nach sich ziehen. Bei der Hotelsuche blendet Google demnächst vorhandene Umweltzertifikate der Häuser an. Sie sollen auch ihre eigenen Klimaschutz-Maßnahmen anführen dürfen. Die Hotelketten von Hilton und Accor machen dabei den Anfang.
Nachhaltiges Shoppen und Investieren
Bei besonders energieintensiven Produkten will das Unternehmen ihren Stromverbrauch herausstellen. So sollen die Nutzer etwa bei Wäschetrocknern und Spülmaschinen auf stromsparende Alternativen aufmerksam gemacht werden. Dieses Feature kommt zunächst in den USA heraus, die im Gegensatz zur EU keine Energiesparlabels kennen. Auch für Elektrofahrzeuge sollen reichhaltige Informationen zu Stromverbrauch, Ladestationen-Standorten und Ladedauer angezeigt werden. Wer auf Google Finance einkaufen will, bekommt ebenfalls den Umwelteinfluss von Investitionsmöglichkeiten eingeblendet. Dazu zieht das System den Climate Change Score hinzu, den das Non-Profit-Charity CDP vor 20 Jahren erarbeitet hat und seitdem verwaltet.
Nest Renew: Smarte Thermostate für sauberen Strom
Eine weitere Initiative des Konzerns dreht sich um die Smarthome-Tochter Nest. Eine neue Technologie von Nest heißt Energy Shift und soll gewährleisten, dass der Haushalt dann Strom verbraucht, wenn der Strommix höhere Anteile an alternativer Energieerzeugung enthält. Zudem könnte Energy Shift Strom auch zu Zeiten nutzen, wenn er günstiger ist. Das übergeordnete Programm Nest Renew versorgt den Nutzer zudem mit eigenen Stromsparberichten und solchen der ganzen Renew-Community. Zusätzlich legt Nest Renew ein erweitertes Belohnungssystem auf: Wer besonders ökologisch haushaltet, darf sich ein Öko-NGO aussuchen, dem Geld zugutekommt.
KI arbeitet für bessere Ampelschaltungen
Noch in der Erprobung befindet sich Googles Projekt, Ampelschaltungen zu optimieren. Das soll zu kürzeren Wartezeiten und einem niedrigeren Schadstoffausstoß führen. Zurzeit befinden sich Testanlagen in vier Städten in Israel. 10 bis 20 Prozent niedrigeren Treibstoffverbrauch habe man bereits gemessen, schreibt Google in der Pressemitteilung. Man wolle das Projekt jedoch demnächst auf Rio de Janeiro und São Paulo ausweiten.