ETF und Fonds: 3 Tipps, wie du dein Geld nachhaltig anlegen kannst
Unverpackte Lebensmittel, weniger Flugreisen, kein Fleisch: Viele von uns treffen im Alltag bewusst nachhaltigere Entscheidungen. Das muss nicht beim Konsum enden. Auch unser Geld kann Umwelt und Menschheit etwas Gutes tun, während es eine Rendite abwirft. Drei Tipps helfen dir dabei, eine nachhaltige Geldanlage zu finden.
Warum ist es als Privatanleger wichtig, nachhaltig zu investieren?
Ein Nischenthema sei Sustainable Finance schon lange nicht mehr, sagt Professor Tobias Popovic. An der Hochschule für Technik in Stuttgart forscht er seit über zehn Jahren zu dem Thema. „Dass man sich zwischen Ökologie und Ökonomie entscheiden muss, ist ein nicht zutreffendes, aber leider noch immer verbreitetes Vorurteil“, sagt Popovic. Fundierte Studien würden zeigen, dass das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko bei nachhaltigen Geldanlagen nicht schlechter ist als bei herkömmlichen Alternativen.
Deutsche Privatanleger:innen verfügen zusammengenommen über deutlich weniger Kapital als große Investmentgesellschaften wie Blackrock. Trotzdem könnten wir dazu beitragen, Finanzströme in eine nachhaltige Richtung zu lenken.
Worauf kommt es bei nachhaltigen Geldanlagen an?
Nachhaltigkeit umfasst viele Bereiche, in denen Firmen Verantwortung übernehmen können. Eine einheitliche Taxonomie, also eine gemeinsame Sprache dafür, was unter nachhaltigem Wirtschaften in der EU verstanden wird, gibt es bisher noch nicht.
Eine Orientierung bieten aber die ESG-Kriterien. Sie gelten als Standard für nachhaltige Investments, greifen kritischen Stimmen aber nicht weit genug. Hinter den drei Großbuchstaben verbergen sich drei Nachhaltigkeitsbereiche:
E = Environment
Hierunter werden Umweltfaktoren zusammengefasst, wie die Verschmutzung oder Gefährdung der Umwelt, Emission von Treibhausgasen oder der Umgang mit endlichen Ressourcen.
S = Social
Die soziale Säule umfasst Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Mitarbeitende des Unternehmens, die Diversity der Angestellten oder das gesellschaftliche Engagement der Organisation.
G = Governance
Bei der dritten Nachhaltigkeitssäule geht es um die Unternehmensführung. Darunter fallen zum Beispiel die festgelegten Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse.
Warum ist es schwierig, ein nachhaltiges Finanzprodukt zu finden?
Um das Risiko gering zu halten, stecken Fondsmanager:innen das angelegte Geld in viele verschieden Unternehmensaktien oder andere Assetklassen. Auch bei ETF wird das Geld in eine Vielzahl an Unternehmen investiert. Das macht es langwierig, sich eine Überblick darüber zu verschaffen, wie nachhaltig die einzelnen Firmen wirtschaften.
Eine einfache Lösung scheinen Finanzprodukte zu sein, die Zusätze wie „nachhaltig“ oder „grün“ im Namen tragen. Doch „Nachhaltigkeit“ ist kein geschützter Begriff. Standards werden gerade erst formuliert, zum Beispiel im Zuge des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, der Teil des „Green Deals“ ist.
„Es entsteht gerade ein neuer Markt für nachhaltige Anlageprodukte. Da wittern viele Anbieter Morgenluft“, sagt Popovic – ein Markt, der ohne finanzielle Allgemeinbildung und nachhaltigkeitsbezogenes Wissen nicht zu überblicken sei. Popovic rät dazu, sich bei unabhängigen Stellen zu informieren, um ein Produkt zu finden, das eine transformative Wirkung hat. „Inzwischen existieren eine ganze Reihe Tests, Studien und Plattformen, die zur Transparenz bei nachhaltigen Geldanlagen beitragen“, sagt der Sustainable-Finance-Experte.
Tipp 1: Vertraue nicht blind der Einschätzung der Fondsgesellschaft
Lebensversicherungen, Kapitalverwalter und Banken sind normalerweise nicht gesetzlich dazu verpflichtet, nachhaltigkeitsbezogene Informationen über ihre Finanzprodukte offenzulegen. Viele Anbieter:innen werben aber damit, dass ihre Anlageprodukte sich nach den ESG- oder anderen Nachhaltigkeitskriterien richten. Das ist aber noch kein Garant dafür, dass nachhaltig gewirtschaftet wird. Auch die ESG-Kriterien werden als unzulänglich kritisiert und können unterschiedlich streng ausgelegt werden. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen, das keine Kohle produziert, als Investmentmöglichkeit dargestellt werden, die „frei von Kohle“ ist. Wenn das Unternehmen aber Kohlestrom zur Produktion verwendet, unterstützt das Investment den Kohleabbau indirekt.
Tipp 2: Vergleiche, bevor du anlegst
Dafür gibt es verschiedene Portale und Anbieter. Zum Beispiel hat die Stiftung Warentest im Februar Fonds und ETF nach ethisch-ökologische Kriterien getestet. Hier geht’s zum Vergleich. Cleanvest ist ein Vergleichsportal, das Nachhaltigkeitsnoten für über 4.000 Fonds und ETF vergeben hat. Auf der kostenlosen Plattform des österreichischen Sozialunternehmen ESG Plus kannst du nach zehn Kriterien filtern. Auch andere NGOs oder Verbraucherschutzverbände können Anlaufstellen für den Vergleich von Finanzprodukten sein.
Tipp 3: Meide Klumpenrisiken
„Lege nicht alle Eier in einen Korb“ ist eine alte Börsenweisheit und auch für den Aufbau eines nachhaltigen Portfolios wichtig. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) warnt vor Klumpenrisiken durch einseitige Geldanlage. Wer zum Beispiel nur in Unternehmen investiere, die sich mit erneuerbaren Energien beschäftigen, könne Kurseinbrüche nicht durch Gewinne in anderen Branchen ausgleichen. Das gilt es auch bei der Auswahl der Fonds und ETF für das eigene Portfolio zu beachten.