Microsoft wird 50: Warum sich viele erste Nutzer von Bill Gates und Paul Allen geärgert fühlten

Das Erste, was einem normalerweise zum Stichwort Microsoft einfällt, ist wahrscheinlich Windows. Dann natürlich Office und den frühen Computer-Nutzerinnen und -Nutzern unter uns vielleicht auch noch DOS – das Betriebssystem, mit dem Microsoft zum Software-Imperium aufgestiegen ist. Aber die Anfänge von Microsoft liegen viel weiter zurück. Die Vorgeschichte begann bereits in der Schulzeit von Bill Gates und Paul Allen.
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Gates und Allen: Computerenthusiasten lernten nicht nur programmieren
Der Zugang zu Computern war in den 1960ern ein knappes Gut, verfügbar nur auf wenigen Großrechnern in Unternehmen und Universitäten. Die Schule, die Gates und Allen besuchten, kaufte ein Fernschreiber-Terminal, Rechenzeit auf einem Großrechner und richtete eine Computerklasse ein. Schnell lernten die jungen Computerenthusiasten nicht nur programmieren, sondern auch, wie man sich mehr Zugriffsrechte und Rechenzeit verschaffen konnte.
Gates war noch Schüler, Allen hatte gerade erst seinen Abschluss gemacht, da gründeten die beiden ihre erste Firma: Traf-O-Data. Gemeinsam mit dem Hardware-Spezialisten Paul Gilbert entwickelten sie einen Mini-Computer, der Daten von Verkehrszählungen auswerten sollte. Doch die Entwicklung des Gerätes dauerte länger als geplant. Weil sie nicht warten wollten, bis die Hardware lief, programmierte Allen auf dem Computer der Washington State University eine Simulations-Software, in der Gates dann die Software für Traf-O-Data schrieb.
Wie Basic entstand
Als 1974 der erste auch für Privatmenschen bezahlbare Homecomputer Altair 8800 auf den Markt kam, beschlossen Gates – mittlerweile eingeschrieben in Harvard – und Allen, für diesen Computer ein Basic zu entwickeln. Das brachte Gates allerdings ein Disziplinarverfahren der Universität Harvard ein. Denn er hatte nicht nur reichlich teure Rechenzeit für sein privates Projekt abgezweigt, sondern auch seinem Freund Paul Allen Zugriff auf die Universitätsrechner verschafft. Doch diese Software, mit der die beiden aus dem bis dahin eher nutzlosen Bastelprojekt Altair 8800 einen Computer machten, den auch Anfänger:innen programmieren konnten, legte den Grundstein für das Microsoft-Imperium.
Zu dem Zeitpunkt, als die beiden ihre Software an den Hersteller des Altair verkauften, existierte sie allerdings noch nicht. Die Demo-Version wurde erst am Tag vor der Auslieferung fertig. Paul Allen sollte den kostbaren Lochstreifen – damals wurde Software noch auf Papier gespeichert – zum Altair-Hersteller bringen. Weil die beiden Entwickler in der Hektik vergessen hatten, auch ein Programm zu schreiben, mit dem sich ihre Demo auf dem Altair installieren ließ, holte Allen das während des Fluges auf einem Notizblock nach. Natürlich hatten die beiden auch keine Zeit gehabt, ihre Software vorher zu testen.
Ein Problem, mit dem Microsoft immer noch zu kämpfen hat
Den Emulator, auf dem sie das Basic entwickelt hatten, hatten sie ursprünglich für Traf-O-Data geschrieben. Allen und Gates mussten ihn für den neuen Prozessor des Altair 8800 umschreiben, um dann das passende Basic entwickeln zu können. Später passten sie das Altair-Basic, das zum Microsoft-Basic werden sollte, auf immer neue Homecomputer an – was den organisch wachsenden Code immer unübersichtlicher machte. Ein Problem, mit dem Microsoft nach der Überzeugung vieler User:innen noch heute zu kämpfen hat.
Schon damals entwickelte Microsoft auch nach selbst gewählten Hardware-Vorgaben: Weil Gates so viele Funktionen wie möglich in sein Basic integrieren wollte, brauchte die Software für damalige Verhältnisse extrem viel Speicherplatz. Als sie dann endlich ausgeliefert wurde, stellten viele Altair-Nutzer:innen verärgert fest, dass ihre Speicher zu klein für den Betrieb des Basic waren. Sie mussten teuren zusätzlichen Speicher kaufen.
Fun Fact: Das – damals noch unfertige – Altair-Basic war die erste Software, die massenhaft raubkopiert wurde. Denn um das Interesse anzuheizen, kündigten Gates und Allen die Software an, lange bevor sie zu kaufen war. Eine Vorabversion landete jedoch auf bis heute nicht völlig geklärten Pfaden beim Homebrew Computer Club, der den Lochstreifen mit einem eigens angeschafften Kopiergerät vervielfältigte. Der Rest ist Geschichte. Doch zum Jubiläum schließt sich der Kreis und Bill Gates stellt den 157-Seiten langen Code (als pdf) auf seiner Website zur Verfügung.