N26 kooperiert mit Booking: Schenkt euch die Rabattmarken-Mentalität
Es gibt funktionierende Beispiele für moderne Bonussysteme, dazu gehört Payback. Es gibt Beispiele für nicht funktionierende Bonussysteme, dazu gehört die Idee, den eigenen Kunden irgendwelche Rabatte von Drittpartnern anzubieten, in der Annahme, irgendjemand würde das als Mehrwert empfinden. Ein Beispiel aus meinem Leben: Ich stehe in einem Supermarkt, kämpfe mich durch die Schlange, lese Schilder, die mich über den (sinnlosen) Mindesteinkaufswert für EC-Kartenzahlungen (Girocard, es heißt Girocard, Himmel nochmal) aufklären – und dann kommt sie, die Frage aller Fragen: „Sammeln Sie Treuepunkte?“ Nein, zur Hölle. Obwohl: Gib sie mir, deine Treupunkte. Gib sie mir alle, dann klebe ich sie draußen feinsäuberlich ins Heft, übergieße sie mit Benzin und zünde sie irre lachend auf dem Parkplatz an. Rabattmarken, analog oder digital, sind nervig und überflüssig – und streng genommen eher eine Art Bankrotterklärung des Anbieters.
N26 kooperiert mit Booking, Lime und Taxfix
Nach dem E-Scooter-Anbieter Lime und der Steuer-App Taxfix kommt jetzt eine Booking.com-Kooperation. Anscheinend will N26 für seine Kunden Mehrwert durch Rabattpartner sammeln. Die Auswahl der Partner passt zur Zielgruppe, so viel zu den positiven Seiten.
Um den Rabatt zu nutzen, müssen Kunden den Link Booking.com/N26offer aufrufen und mit ihrer N26-Mastercard bezahlen. 64 Tage nach Ende des Aufenthalts erhalten Kunden dann über die N26-Mastercard eine Gutschrift von zehn Prozent.
Rabattmarken-Mentalität aus den 80ern
N26 ist nicht der einzige Anbieter, der sein eigenes Angebot mit Rabatten von Drittpartnern aufmöbelt. Die Deutsche Bahn macht das in ihrem Bahn-Comfort-Portal, Xing für Premium-Nutzer und es würden sich noch mehr Beispiele finden.
Ich habe weder Lust noch Zeit, das im Kopf zu behalten und irgendwelche Codes, Links oder sonst was zu nutzen. Klebt eure Rabattmarken doch einfach selbst ins Heft. Ich nutze das nicht und es ist auch zu bezweifeln, dass eine größere Anzahl von Kunden diese Angebote als tatsächlichen Mehrwert empfindet. Für die meisten Nutzer wird das eher unter dem Motto „Neukunden-Gewinnung“ abgelegt. Ob dabei loyale Neukunden gewonnen werden, ist nebenbei bemerkt eine ganz andere Frage.
Sinnvolle Erweiterungen des eigenen Angebots müssen direkt integriert werden
Wollen Anbieter ihr Angebot erweitern, dann sollten keine digitalen Rabattmarken, sprich Coupons, Codes oder Links, verteilt, sondern die Angebote direkt in die jeweilige Nutzeroberfläche integriert werden. Das ist benutzerfreundlicher: In der Folge werden die Angebote schnell und leicht gefunden und deshalb auch genutzt. Außerdem verbindet der Nutzer den Rabatt tatsächlich mit dem jeweiligen Anbieter.
Ich höre jetzt schon förmlich den Einwand des Anbieters, dass ja nicht jeder x-beliebige Rabatt in die eigene Nutzeroberfläche integriert werden könne. Und damit sind wir schon beim Knackpunkt dieses Themas angelangt: Wenn der Mehrwert einer Kooperation nicht so hoch ist, dass es sich lohnt, diese in das eigene Angebot zu integrieren – dann war sie wohl überflüssig.
N26 hat beispielsweise völlig passend den Abschluss von Versicherungen direkt in die Banking-App integriert, Revolut neben Versicherungen auch noch eine Nebenleistung aus einer Kooperation: den Erwerb von Flughafen-Lounge-Tickets.
Für mich ist diese Rabattmarken-Mentalität letztlich aber auch schon eine Art Bankrotterklärung: Wer selbst nicht genügend Mehrwert generieren kann, holt sich welchen von außen.