Auch wenn sie eher in Wellen aufzukommen scheinen – so richtig „weg“ sind Fake-Shops eigentlich nie. Mal nutzen Betrüger:innen die mangelnde Vorsicht der Verbraucher:innen in der Hektik des Vorweihnachtsgeschäfts, mal schafft es ein einzelner Betrüger, mit 52 Fake-Shops einen niedrig siebenstelligen Betrag zu ergaunern.
Es gibt sie für buchstäblich jede Produktgruppe und für fast jedes Thema, für Luxusgüter und spezielle Markenprodukte ebenso wie für Allerweltsware. Unserer Redaktion sind neben den erwartbaren Shops für Luxusbekleidung und Reisegepäck, für hochwertige Unterhaltungselektronik und IT-Equipment auch schon Fake-Shops für Brennholzlieferungen und Badezimmerkeramik in Großhandelsmengen untergekommen – kurzum: Es gibt prinzipiell nichts, wofür sich Fake-Shops nicht eignen. Übrigens arbeiten manche der Shops bewusst nur mit kleinen Beträgen, für die sich eine Anzeige nicht lohnt, während andere gezielt auf große Beträge ausgerichtet sind.
Eine Untersuchung der Finanz-App Finanzguru und des Cybersecurity-Unternehmens Lexmentis hat hochgerechnet, dass im vergangenen Jahr rund 301.000 deutsche Konsument:innen auf Fake-Shops im Netz hereingefallen sein dürften. Dadurch sei ein Schaden in Höhe von 94 Millionen Euro entstanden.
Doch wie genau funktionieren Fake-Shops eigentlich und welche Strategien gibt es, um sich davor zu schützen?
Was ist ein Fake-Shop und wie funktioniert die Masche?
Bei Fake-Shops handelt es sich um täuschend echte, aber nachgemachte, Onlineshops, die in erster Linie darauf abzielen, Konsument:innen zu betrügen. Sie locken mit besonders günstigen Preisen oder bieten umgekehrt Ware an, die anderswo zurzeit vergriffen ist, um dadurch Kunden anzulocken. Häufig sehen diese Websites professionell aus und ahmen das Aussehen bekannter Marken oder renommierter Internethändler nach. In vielen Fällen wird der Shop auch 1:1 nachgebaut und ist nur anhand von Details als unecht zu erkennen.
Nach der Bezahlung bekommen die Kund:innen jedoch nur Waren von minderwertiger Qualität oder im schlimmsten Falle gar nichts. In einigen Fällen werden gleich auch noch die Adress- und vor allem Bezahlungsdaten weiterverkauft oder missbraucht.
Wie erkennt man einen Fake-Shop zuverlässig?
Es gibt eine Vielzahl von Indizien, an denen man sehen kann, dass es mit einem Webshop Unstimmigkeiten gibt – und dennoch kommt es auf das Gesamtbild an. Da sind zunächst unglaublich günstige Preise, die meist deutlich unter denen der Mitbewerber:innen liegen. Wenn sie zu günstig erscheinen, ohne dass es dafür eine vernünftige Erklärung gibt, gilt: Im Zweifelsfall Finger weg. Denn Fake-Shops locken in aller Regel mit extrem niedrigen Preisen, die teilweise deutlich unter dem Marktwert liegen.
Der nächste Blick sollte ins Impressum gehen. Oftmals ist das entweder gar nicht vorhanden oder aber verdächtig formuliert. Hier hilft meist Googeln weiter. Auch fehlende telefonische Erreichbarkeit kann ein schlechtes Zeichen sein, muss es aber nicht. Im Zweifelsfall, wenn vorhanden, einfach mal den:die Anbieter:in mit einer Frage vor dem Kauf konfrontieren – ist hier schon Funkstille, ist das ebenfalls ein Alarmsignal.
Nicht immer, aber in vielen Fällen werden Fake-Shops (schlecht formuliert) international aufgezogen. Schreibfehler, auffällige Grammatikfehler und unprofessionelle Übersetzungen sind ebenfalls ein Indiz dafür, dass es sich um einen Fake-Shop handeln kann. Als Nächstes kannst du einen Blick auf die Zahlungsmethoden lenken: Wer nur Vorkasse oder dubiose Geldtransferdienste anbietet, hat dafür meistens einen Grund. Vernünftige Händler:innen haben die in Deutschland verbreiteten gängigen Zahlungsdienste am Start und unterstützen mindestens eine Zahlungslösung mit Rückholungsmöglichkeit oder Käuferschutz wie Kreditkartenzahlung oder Paypal.
Wenn Shops mit einem Trusted-Shops-Logo, mit Ekoni oder einer ähnlich vertrauensstiftenden Vereinigung arbeiten, kannst du über deren Website überprüfen, ob der Shop wirklich dort gelistet und ob die Beurteilung aktuell ist. Oftmals tauchen entsprechende Shops dort gar nicht auf.
Und nicht zuletzt solltest du vor dem Kauf nach Bewertungen und Erfahrungsberichten anderer Kund:innen schauen. Häufen sich dort die negativen Kommentare oder Warnungen, gilt ebenfalls, dass das Angebot zu gut ist um real zu sein.
Wie werden Fake-Shops beworben?
Die Betreiber:innen von Fake-Shops setzen eine Vielzahl von Werbemethoden ein, um potenzielle Kund:innen anzusprechen und zu täuschen. Dabei setzen die Betreiber:innen neben klassischem SEO-Geschäft auch auf soziale Medien, denn diese eignen sich zur Verbreitung betrügerischer Handelsplätze erstaunlich gut.
Eine inzwischen ebenfalls häufig anzutreffende Spielart sind Gewinnspiele in sozialen Medien, die darauf aufsetzen. Aktuell sind hiervon unter anderen zahlreiche große Versandhäuser für Musikinstrumente und -zubehör betroffen. Auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien gibt es eine Unternehmensseite mit dem Namen des bekannten Unternehmens, die diesem ähnlich sieht, aber nicht komplett identisch ist.
Dort werden zunächst einige aktuelle Angebote des:der jeweiligen Händler:in beworben und teilweise sogar mit den Originalbildern von der Site versehen. Einige Tage später folgt eine Gewinnspielaktion, die – ebenfalls mit KI-Bild – verspricht, dass die ersten Kund:innen ein bestimmtes hochwertiges Gerät zu einem besonders niedrigen Preis bekommen (alles konkret benannt).
Nach Umleitung auf eine (verdächtig wirkende) Microsite und Beantwortung einiger mehr oder weniger sinnloser Fragen können Kund:innen das begehrte Produkt (im konkreten Fall ein hochwertiger Bluetooth-Lautsprecher) bestellen und die Kaufabwicklung über wenige Euro durchführen. Da der verlorene Betrag nicht hoch ist, dürfte sich die Zahl derer, die das zur Anzeige bringen und nicht nur als Lehrgeld verbuchen, in Grenzen halten.
Doch es gibt auch andere Wege, mit denen solche Fake-Shops beworben werden, etwa gezielte Anzeigen, die per Targeting an Nutzer:innengruppen ausgespielt werden. Auch Influencer-Marketing und Phishing-E-Mails sind nicht ungewöhnlich. Diese erwecken dann meist den Eindruck, als kämen sie von seriösen Unternehmen, und enthalten Links zu Fake-Shops. In einigen Fällen wird auch mit gefälschten Bestellbestätigungen oder Lieferbenachrichtigungen gearbeitet, die den:die Empfänger:in dazu verleiten sollen, auf Links zu klicken, um vermeintliche Bestelldetails einzusehen (und dann gegebenenfalls an einen Irrläufer zu glauben, aber das günstige Angebot selbst bestellen zu wollen).
PS5, Schrotflinten und Drogen: Wenn Amazon-Bestellungen nach hinten losgehen
Was tun, wenn man auf einen Fake-Shop hereingefallen ist?
Wer zu spät erkennt, dass mit einem Shop etwas nicht in Ordnung ist und schlimmstenfalls Vorkasse für eine Ware geleistet wurde, die dann nicht geliefert wird, hat mehrere Möglichkeiten. Zunächst sollte man natürlich versuchen, den Shop zu kontaktieren – oftmals sind nämlich Kund:innen auch einfach die schnellen Prozesse im heutigen E-Commerce gewöhnt, die gerade viele kleinere Shops ohne bösen Willen nicht fehlerfrei hinbekommen.
Wenn du dagegen sicher davon ausgehen kannst, dass du auf einen Fake-Shop hereingefallen bist, kannst du die Bank oder den Zahlungsdienstleister kontaktieren und prüfen, ob die Zahlung rückgängig gemacht werden kann. Kreditkartenzahlungen etwa lassen sich bis zu 120 Tage zurückholen, was dann im Fall einer fälschlichen Rückbuchung allerdings rechtliche Folgen haben kann (daher ruhig damit Zeit lassen). Im Falle eines Käuferschutzantrages müssen vor allem bestimmte Fristen und Nachfragen eingehalten werden.
Eine Anzeige bei der Polizei ist oftmals schon deshalb sinnvoll, weil die Behörden so gegen den:die Betreiber:in des Fake-Shops vorgehen können. Oftmals gibt es in einem solchen Fall auch bereits andere Anzeigen.
Wie kann die Verbraucherzentrale vor Fake-Shops schützen?
Schlau ist dabei auch ein Anruf bei der Verbraucherzentrale oder anderen Verbraucherschutzorganisationen. Sie können einerseits mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber auch andere Verbraucher:innen warnen. In konkreten Fällen mit höherer Fallzahl landen Fake-Shops auch in einer Liste der Verbraucherzentralen.
Das Problem dabei: Eine solche Liste kann weder vollständig noch aktuell sein, da solche Shops sehr schnell hochgezogen und auch genau so schnell wieder geschlossen oder unter neuem Namen wiedereröffnet werden.
Immerhin kannst du mit diesen Tipps recht gut erkennen, wann du wachsam sein musst – und solltest im Zweifelsfall von einer Bestellung eher Abstand nehmen, wenn dir eine Website dubios vorkommt. Bei Plattformen wie Ebay und Amazon Marketplace findest du übrigens oftmals ähnlich gute Angebote (oder wenn nicht, dann hat das seinen Grund) – und dort hast du immerhin einen Käufer:innenschutz, der dir im Ernstfall zur Seite steht. Auch das (halbwegs solide und weitgehend verlässliche) Bewertungssystem sorgt hier dafür, dass du nicht Gefahr läufst, dir Ärger einzuhandeln.