Super-Blackout in Spanien: Kann das deutsche Stromnetz auch kollabieren?

Am vergangenen Montag gegen 12:30 Uhr stand die Zeit in Spanien und Portugal vorübergehend still. Der öffentliche Nahverkehr war lahmgelegt, Mobilfunknetze quittierten den Dienst, Krankenhäuser mussten auf Notstrom umschalten. Der Grund: Das Stromnetz war zusammengebrochen, die möglichen Gründe reichen von Cyberattacken bis zu Spannungsschwankungen. Auch jetzt ist nicht final geklärt, woran der Ausfall lag.
Während die Justiz laut Medienberichten die Möglichkeit eines Cyberangriffs untersucht, den der Netzbetreiber zuvor ausgeschlossen hatte, ist der vorübergehend ausgerufene Notstand beendet. Auch das Netz läuft wieder stabil. Wie der Tagesspiegel unter Berufung auf den Netzbetreiber Red Eléctrica berichtet, sei das Netz gegen sechs Uhr morgens schon zu 99 Prozent wieder einsatzbereit gewesen.
Stromausfall in Deutschland: Wie wahrscheinlich ist der Blackout?
Obwohl die Stromnetze in den südeuropäischen Ländern wieder in Betrieb sind, stellt sich die Frage, ob etwas Ähnliches auch in Deutschland passieren könnte. Laut Kerstin Andreae, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Interessenverbands Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist die Wahrscheinlichkeit gering. „Ein Vorfall wie in Spanien ist in Deutschland extrem unwahrscheinlich. Deutschland hat eines der sichersten Stromnetze der Welt“, so Andreae gegenüber t3n.
Im zehnjährigen Durchschnitt stünde nur rund zwölf Minuten pro Jahr kein Strom zur Verfügung. Hinzu komme, dass in Deutschland die n-1-Regel gelte. „Das Stromsystem in Deutschland ist redundant ausgelegt und es gibt grundsätzlich immer eine Alternative, wenn ein Transformator oder eine Leitung ausfällt. Zudem verfügt Deutschland über mehrere Kraftwerke, die auch ohne externe Energieversorgung anlaufen und die Spannung im Stromnetz wieder aufbauen könnten.“
Das bekräftigt auch Fiete Wulff, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundesnetzagentur. „Die Stromversorgung in Deutschland ist stabil. Gleichzeitig ist ein großflächiger, langanhaltender Blackout in Deutschland unwahrscheinlich“, erklärt Wulff per Mail an t3n. „Das elektrische Energieversorgungssystem ist redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen.“ Dazu gehört die schon von Andreae erwähnte n-1-Regel.
Ein weiterer Faktor, der Deutschland laut Andreae zugutekomme: Die Bundesrepublik ist von allen Seiten in das europäische Stromnetz eingebunden. Der Strombinnenmarkt biete zusätzliche Sicherheit, die im Fall von Spanien nicht gegeben sei.
Blick in die Zukunft: So lässt sich Stromausfällen vorbeugen
„Wichtig ist und bleibt jedoch, im Rahmen der Energiewende die Versorgungssicherheit und die Systemstabilität weiterhin zu gewährleisten“, erklärt die BDEW-Hauptgeschäftsführungsvorsitzende und ehemalige Grünen-Politikerin. „Hierfür müssen die Stromnetze weiter ausgebaut sowie die Roadmap Systemstabilität vorangetrieben und umgesetzt werden.“
Die Roadmap Systemstabilität ist ein vom Bundeswirtschaftsministerium ausgearbeiteter und von der Bundesregierung Ende 2023 beschlossener Aktionsplan. Dieser legt dar, wie auch beim Einsatz von 100 Prozent erneuerbaren Energien Netzstabilität sichergestellt werden kann. Inwiefern sich die neue Regierung unter dem wahrscheinlichen zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz an der Roadmap orientiert, ist bislang nicht klar.