Vertrauen ist eine Wertanlage. Wer einer anderen Person vertraut, der geht davon aus, dass sie sich auf eine bestimmte Art verhalten wird und dass dieses Verhalten in der Regel den gemeinsamen Zielen oder dem gemeinsamen Wohlbefinden dienen wird. Menschen, die einander vertrauen, arbeiten deshalb besser zusammen, die Arbeit fühlt sich besser an und das berufliche Sozialleben auch. Das Phänomen lässt sich sogar messen, denn der Körper setzt bestimmte Hormone frei, wenn Menschen sich miteinander wohlfühlen.
Vertrauen werden Teammitglieder einander dann, wenn sie gute Erfahrungen miteinander gemacht haben. Das Problem: Einer muss anfangen. Mit etwas Vorschussvertrauen in Vorleistung zu gehen, ist dabei nicht die einzige Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen – wohl aber eine ziemlich lohnenswerte.
Der Wert des Vertrauens
Vertrauen sich die Mitglieder eines Teams, machen sie bessere Arbeit. Dieser Effekt ist in zahlreichen Studien gut belegt. Sie empfinden weniger Stress, es fällt ihnen leichter, Probleme anzusprechen, um Hilfe zu bitten oder welche anzubieten. Damit steigt die Leistung des gesamten Teams.
Fehlt dagegen das Vertrauen, werden Menschen eher als Einzelkämpfer auftreten. Es ist für sie vernünftiger, sich selbst vor den möglicherweise schädlichen Handlungen anderer zu schützen. Werden Teammitglieder als faul, egoistisch, aggressiv oder hinterhältig erlebt, dann wird es schwer fallen, eine Vertrauensbasis aufzubauen. Ist das Vertrauen dagegen schon da, ist es durch einmalig negatives Verhalten schwerer zu erschüttern.
Warum Investitionen funktionieren
Vertrauen entsteht durch Investitionen, das können wir aus den Experimenten des Ökonomen und Neurowissenschaftlers Paul J. Zak lernen. Er ließ Menschen ein Spiel spielen, bei dem sie Geldbeträge teilen oder für sich behalten konnten. Das Geld wurde dann verdreifacht. Bei beiden Teilnehmenden maß er vorher und danach die Oxytocin-Werte im Blut. Oxytocin ist ein Hormon, das unter anderem freigesetzt wird, wenn Menschen Vertrauen empfinden oder sich sicher fühlen. Und natürlich stiegen die Werte, wenn sich der Spielpartner als vertrauenswürdig erwies. Außerdem zahlte sich die Investition aus: Wer mehr gab, bekam anschließend mehr zurück.
Dieses kleine Spiel lässt sich für das Berufsleben interpretieren. Denn der Mensch ist eben in der Praxis nicht der nutzenmaximierende Homo Oeconomicus, zu dem so viele Wirtschaftsabsolvierende erzogen wurden. In vielen Experimenten zeigte sich immer wieder: Menschen kooperieren gern. Und sie tun es dann, wenn sie davon ausgehen, dass andere es auch tun werden. So hat die Idee des egoistischen Individuums der Wirtschaftswelt diese Egoisten erst geschaffen. Und damit letztlich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit geschadet.
Wie ihr klug investiert
Gute Investitionen in Vertrauen können Taten sein, die einen Vorschuss darstellen: Ich gebe dir etwas und ich vertraue darauf, dass du mir später auch etwas gibst. Gerade bei neuen Arbeitsbeziehungen ist dies ein einfaches, aber lohnenswertes Vorgehen: Kennen zwei Menschen einander noch nicht, können sie durch kleine gute Taten ein positives Klima schaffen.
Auch mit Informationen sollte nicht geizen, wer ein vertrauensvolles Klima schaffen will. Sie exklusiv zu halten mag verführerisch sein, schließlich sind Informationen heutzutage meist das, was eine Karriere stärkt. Doch wer teilt, der darf darauf hoffen, selbst Wissen von anderen zu bekommen. Dieses Vorgehen ist, ebenso wie das Folgende, ebenfalls gut geeignet, wenn Menschen schon länger zusammenarbeiten.
Paul Zak empfiehlt auch, sich auch einmal verletzlich zu zeigen. Wer Schwächen zeigt, der ermöglicht es auch anderen, das zu tun. Dies kann die zwischenmenschliche Bindung stärken – im Übrigen sind Menschen, die immer stark und unverletzlich wirken, auf Dauer ziemlich unglaubwürdig. Aus Experimenten ist außerdem bekannt, dass Menschen, die anderen helfen, dies auch gern wieder tun. So wird aus kleinen Gesten des Vorschussvertrauens schließlich eine Kultur der guten Zusammenarbeit.
Investitionen in das Vertrauen lohnen sich. Sie machen die Arbeit effizienter und das betriebliche Zusammenleben schöner. Und zum Glück kosten sie in der Regel: nichts.