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Ratgeber

Wut im Job? So kannst du sie steuern

Wut ist vielleicht nicht professionell – vermeidbar ist sie aber auch nicht. Wie leidenschaftliche Charaktere ihre Emotionen kontrollieren und sinnvoll einsetzen.

Von Isabell Prophet
3 Min.
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Wut und Zorn lassen sich auch im Arbeitsalltag nicht immer steuern. (Bild: Pheelings media / shutterstock)

Wut ist nicht jedem gestattet. Ältere männliche Führungskräfte: Okay, hat sicher einen Grund. Weniger Falten, weniger Bauchfett und ganz allgemein ohne Y-Chromosom: schwierig. Lieber nicht. Oder wenn wütend, dann zu Hause. Aber dann auch nur heimlich. Wut ist unprofessionell – und folglich verpönt. Der Philosoph Seneca bezeichnete den Zorn als kurze Geisteskrankheit. Christen sehen ihn als eine der Todsünden.

Ungerechtigkeit, folgenreiche Unachtsamkeit, Ignoranz und Respektlosigkeit, bewusste Angriffe gegen die Arbeit von Kolleginnen und Kollegen – jede und jeder hat eigene Gründe. Je näher uns eine Person steht, desto wütender kann sie uns machen. Klingt erleichternd, hilft meistens aber nicht. Denn auch Menschen in einem Team stehen einander durchaus nahe. Das gilt insbesondere, wenn sie über Jahre zusammenarbeiten. Grenzen erodieren. Es entstehen Wärme und Nähe – aber auch das Potenzial für Enttäuschung und Wut, wenn Grenzen überschritten werden.

Die Zeichen der Wut haben eine Funktion

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Nur lassen sich Wut und Zorn dummerweise nicht immer steuern. Es gibt Techniken, die äußeren Merkmale in sich zu behalten; wirklich weg gehen diese Gefühle davon aber nicht. Wie auch der Auslöser der Wut nicht weggeht, nur weil die wütende Person sich nichts anmerken lässt. Eben war’s noch Wut, morgen ist es vielleicht ein Magengeschwür. Wohin also mit diesem Gefühl?

Wie so vieles in der Evolution sind auch die Merkmale der Wut ausgesprochen nützlich. Denn wer wütend auf das Verhalten eines anderen reagierte, der signalisierte damit, dass eine Grenze überschritten wurde. Der andere konnte sich dann darauf einstellen und gegebenenfalls zurückrudern. Diesen praktischen Mechanismus hat unsere Gesellschaft deaktiviert, indem sie Wut zu etwas Ungehörigem erklärte. Das dreht die Schuld um: Nicht mehr der muss sich rechtfertigen, der die Wut verursacht hat. Sondern der, der sie empfindet und es wagt, sie zu zeigen.

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Wut darf sein

Wer regelmäßig im Job wütend wird, sollte sich mal die Frage nach der Quelle stellen. Was haben die Wut-Situationen gemeinsam? Was liegt drunter? Entzünden sich Emotionen immer wieder an Situationen, die für sich betrachtet nicht nachvollziehbar sind, dann ist das kein Zeichen für eine allgemein kurze Zündschnur. Es ist viel mehr ein Zeichen dafür, dass die Zündschnur schon zu viel mitgemacht hat. Dieses Zuviel gilt es nun zu identifizieren. Ist es die Arbeitsbelastung? Ungerechte Behandlung? Schlafmangel? Bewegungsmangel? Das Gefühl, in der Firma sozial isoliert zu sein?

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Wer mit seiner eigenen Wut arbeitet, ihr zuhört und sie hinterfragt, der hat den wichtigsten Schritt schon längst getan: ihre Daseinsberechtigung anerkannt. Ja! Jeder Mensch darf wütend sein, die Natur hat es schließlich so angelegt! Wer seine Wut nicht wütend sein lässt, der endet damit, wütend auf die eigene Wut zu sein – und damit wütend auf sich selbst. Willkommen im nächsten Level, ach nee, du stehst wieder am Anfang, schade.

Der geschickte Umgang mit der akuten Wut

Was also tun? Klar: Ursachen beheben, das müsste ich jetzt sagen. Könnt ihr im nächsten Schritt auch tun, aber wir hier, wir bleiben erst einmal bei der Wut. Und wer wütend ist, der kann als Allererstes genau nichts gegen die Ursachen unternehmen. Oft genug entsteht Wut aus einem Gefühl der Machtlosigkeit.

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Nicht alle Menschen haben im Beruf den Rahmen, ihre Wut ansprechen zu können. Der allererste Schritt kann dann sein, die Wut überhaupt zu benennen – sich selbst gegenüber. „Ich bin wütend, weil der Rest des Teams sich im Meeting unfair gegen mich gestellt hat.“ So, Problem benannt.

Bei Wut produziert der Körper Stresshormone. Diese Stresshormone müssen irgendwo hin. Die klügste Art, dem Körper mit diesen Stresshormonen zu helfen, ist Bewegung. Ein zügiger Spaziergang um den Wohnblock, einmal die Treppen des Bürogebäudes ganz runter und wieder rauf, egal. Hauptsache, Herz und Muskeln dürfen ein bisschen arbeiten. Bewusste Atmung hilft anschließend, den Puls wieder runterzuregeln.

Dieses Vorgehen bietet einen entscheidenden Vorteil: Das Gefühl der Wut darf da sein, wird aber kontrolliert. So bekommt der Stress keinen fensterlosen Raum, in dem er sich aufstauen kann. Stattdessen darf die Wut produktiv sein: Etwas muss sich ändern. Und mit der richtigen Mischung aus Ruhe und Anspannung kann die richtige Stimmung entstehen, um Probleme anzusprechen. Und etwas zu ändern.

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Kommentare (1)

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Sabine Heines, Mediatorin Köln

Vielen Dank für dieses Plädoyer für die Wut und ihre Daseinsberechtigung! Denn, wenn ich die Wut verdränge, äußert sie sich auf unangenehme Art und Weise indirekt – durch verletzende Bemerkungen, Ironie oder Zynismus, Rückzug, Schweigen… Das kann die Zusammenarbeit schnell vergiften. Interessant ist, wie ich das Problem anspreche, nachdem die erste Wut „verraucht“ oder zum Beispiel durch Bewegung abgebaut ist. Das ist dann noch mal ein eigenes Thema.

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