Beobachtet von etwa 100 Neugierigen hob die DHC-2 de Havilland Beaver in Vancouver ab, flog eine Runde über den Fraser-Fluss und wasserte danach erfolgreich. Das Flugzeug wird in dieser Form seit 1947 mit konventionellem Antrieb gebaut. Am Steuer des Elektrofliegers im Retro-Look saß Greg McDougall, seines Zeichens Geschäftsführer des Flugunternehmens Harbour Air.
Kleinflugzeuge könnten bald umgerüstet werden
Den eingesetzten E-Antrieb magni500 mit 560 Kilowatt Leistung steuerte die Ingenieursfirma Magnix aus Seattle in den USA bei. Deren Chef, Roei Ganzarski, sieht in dem erfolgreichen Jungfernflug nicht weniger als „den Beginn des elektrischen Luftfahrtzeitalters“. Damit sei bewiesen, dass kommerzielle Luftfahrt mit Elektroantrieb möglich sei.
Harbour Air will nun laut McDougall seine gesamte Flotte von etwa 40 Wasserflugzeugen umzurüsten. Neben den Einsparungen im Treibstoffeinkauf erwartet der Flugunternehmer, Millionen an Wartungskosten zu sparen, da Elektromotoren generell weniger „wartungsanfällig“ seien. Wie schnell die Flottenumrüstung in Angriff genommen werden kann, ist noch unklar. Zum einen sind noch weitere Tests notwendig, um Zuverlässigkeit und Sicherheit des E-Antriebes unter Beweis zu stellen. Zum anderen muss der Motor noch von den Behörden genehmigt werden.
Flugscham könnte der Reiseindustrie schwer zu schaffen machen
Hier dürfen Magnix und Harbour Air indes zuversichtlich sein, denn die Unterstützung von Regierungsseite scheint ihnen sicher. Kanadas Verkehrsminister Marc Garneau hofft, mit dem E-Flugzeug „einen Trend in Richtung umweltfreundlicheren Fliegens setzen“ zu können.
Bislang ist die Luftfahrtindustrie laut der EU-Umweltbehörde EEA mit 285 Gramm CO2 pro Passagier und Kilometer mit weitem Vorsprung die klimaschädlichste Verkehrsbranche. Hier ist indes ein Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung im Gange. Die Schweden haben mit „Flygskam“, Flugscham, sogar schon ein Wort dafür.
Emissionsfreies Fliegen könnte hingegen der Flugreise ein Öko-Image verpassen. Möglich ist indes, dass die Transformation nicht schnell genug kommt. Immerhin können Flugzeuge wie das jetzt in Vancouver getestete nur rund 160 Kilometer weit fliegen. Das ist weit von reisetauglichen Reichweiten entfernt.