Anzeige
Anzeige
News
Verpasse keine News mehr!

Arzttermine ohne Telefonchaos: Ist eine digitale Lösung überfällig?

Telefonisch sind manche Praxen kaum zu erreichen. Sollten Ärzte daher verpflichtet werden, freie Termine auch online anzubieten?

Quelle: dpa
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Sollte Praxen dazu verpflichtet werden, eine Online-Terminvergabe anzubieten? (Foto: Halfpoint / Shutterstock.com)

Schnell an Arzttermine zu kommen, ist für Kassenpatienten oft nicht leicht. Losgehen kann das schon bei der Anfrage, wenn in der Praxis das Telefon dauernd besetzt ist oder nur der Anrufbeantworter anspringt. Teils lassen sich Termine per E-Mail vereinbaren. Und Gesundheitseinrichtungen setzen zusehends auch auf externe Portale. Die Verbraucherzentralen warnen aber vor einem generellen Verlagern von Terminbuchungen zu kommerziellen Internet-Anbietern. Auch Krankenkassen und Ärzte machen sich dafür stark, flexible Terminsuchen für Patientinnen und Patienten weiter auszubauen.

Anzeige
Anzeige

Online-Terminportale für Arzttermine würden populärer und brächten auch einen echten Mehrwert in der Versorgung, erläuterte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einem aktuellen Marktcheck. Denn sie ermöglichten Buchungen jederzeit, auch wenn Praxen gerade geschlossen oder telefonisch nicht erreichbar sind. Problematisch werde es aber, wenn Patienten gezwungen seien, kommerzielle Portale zu nutzen, um überhaupt an Termine zu kommen.

„Der Zugang zur ärztlichen Versorgung muss frei von wirtschaftlichen Interessen bleiben“, forderte der Gesundheitsexperte des Verbands, Thomas Moormann. Die künftige Bundesregierung müsse daher Mindeststandards für kommerzielle Portale festlegen und für nicht-kommerzielle Alternativen sorgen.

Anzeige
Anzeige

Probleme bei Terminen per Telefon

Laut einer Umfrage im Auftrag des vzbv unter Menschen, die das Internet nutzen, hatten 38 Prozent nach eigenem Bekunden in den zwölf Monaten zuvor einen Termin über eine Online-Plattform gebucht. Etwa die Hälfte dieser Befragten gab an, dass eine Terminvereinbarung per Telefon grundsätzlich nicht möglich oder die Praxis telefonisch nicht erreichbar gewesen war. Befragt wurden den Angaben zufolge 1.000 Internetnutzerinnen und -nutzer ab 16 Jahren vom 23. bis 29. Oktober 2024 vom Marktforschungsinstitut Eye square.

Konkret fordern die Verbraucherzentralen, die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen mit der bundesweiten Hotline 116 117 zu einem flächendeckend funktionierenden Angebot auszubauen. Und für private Buchungsplattformen seien weitere Vorgaben erforderlich. So sollten Patientinnen und Patienten etwa kein Kundenkonto eröffnen müssen.

Anzeige
Anzeige

Unabhängiges Terminportal für alle?

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) erklärte, es brauche beides – telefonische Erreichbarkeit und ergänzend eine verpflichtende digitale Terminvereinbarung für alle Arztpraxen. „Dann könnten Termine unbürokratisch auch außerhalb von Öffnungszeiten vereinbart werden“, sagte Sprecher Florian Lanz. Das würde Versicherte wie Praxispersonal entlasten.

„Wir fordern eine gesetzliche Verpflichtung für alle Arztpraxen, freie Termine tagesaktuell einem unabhängigen Onlineportal zur Verfügung zu stellen“, sagte Lanz. Daraus könnten gesetzliche Kassen, Kassenärztliche Vereinigungen und daneben auch kommerzielle Anbieter freie Termine vermitteln. Mit einheitlichen Regeln für alle Anbieter sei zu gewährleisten, dass es beim Zugang zu Praxen keine Vorauswahl nach finanziellen statt nach medizinischen Aspekten gibt.

Anzeige
Anzeige

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) betonte, das System rund um die Nummer 116 117 biete multimediale Möglichkeiten für Terminbuchungen an. Im vergangenen Jahr seien darüber 2,7 Millionen Termine von niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen eingestellt worden, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. Mit einer Option zu medizinischen Ersteinschätzungen biete die 116 117 gute Voraussetzungen, um Patienten in die richtige Versorgungsebene zu steuern.

Diese 6 Games helfen euch, wenn ihr krankgeschrieben seid

Diese 6 Games unterhalten euch, wenn ihr krankgeschrieben seid Quelle:

Wer finanziert einen Ausbau von Terminangeboten?

„Diese Dienste verfolgen keine kommerziellen Interessen“, erläuterte Gassen. Und darüber könnten auch Lösungen entwickelt werden, die „klassische“ Terminvereinbarungen mit Praxen über Telefon oder persönlichen Kontakt ermöglichten und so auch für nicht so digital affine Menschen funktionierten. Damit erfülle die 116 117 dann eindeutig eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müsse auch gesamtgesellschaftlich finanziert werden. Alleine von den Praxen wie bisher sei das im Falle eines Ausbaus dann nicht mehr zu stemmen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, niedergelassene Praxen zu erreichen, werde offenkundig immer schwieriger. Die gesetzlichen Instrumente von Bund und Ländern reichten nicht aus. „Vor allem sind die Menschen in den Blick zu nehmen, für die Terminbuchungen über ein Online-Portal keine Option sind“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Betagte, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen sind in dieser Terminschlacht die Verlierer.“

Anzeige
Anzeige

Die Frage nach der Versicherungsart

Wenn die künftige schwarz-rote Koalition glaube, dies allein mit mehr Steuerung der Patienten hinzubekommen, werde sie an der prekären Lage nichts ändern, warnte Brysch. GKV-Sprecher Lanz sagte, egal, auf welchem Weg jemand suche: «Wer echte Gleichbehandlung will, sollte dafür sorgen, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden darf, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist.»

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige