Als der Nintendo DS 2004 in Europa erschien, begann das Ende der Gameboy-Familie. Mit knapp 120 Millionen verkauften Einheiten gehört der Gameboy zu den erfolgreichsten Konsolen überhaupt. Und selbst der Nachfolger, der Gameboy Advance, konnte noch über 80 Millionen Einheiten absetzen.
Dieses Erbe ist bis heute spürbar. Denn auch wenn der Gameboy längst eingestellt ist: Er ist nach wie vor äußerst lebendig. In Modifikationen, Fan-Spielen oder Umbauten zeigt sich, wie wichtig dieser Handheld für viele war und noch immer ist. Wir haben einige der interessantesten und kuriosesten Geschichten für euch zusammengetragen.
Es sind zwei der erfolgreichsten Handhelds überhaupt: der Nintendo DS und der Gameboy. Wieso also nicht beide miteinander verbinden?
Gelungen ist das den Retro-Gamer:innen von Gameboycustom; sie haben den besonderen Handheld für Elliot Coll angefertigt, der über Retrokonsolen bloggt. Leider schien der besondere Gameboy auf dem Transportweg Schaden genommen zu haben – ärgerlich für Coll, aber gleichzeitig auch die Chance, das Innenleben zu inspizieren. Schlussendlich sollte sich herausstellen, dass sich während des Transports wohl einige Kabelverbindungen gelöst hatten – kein Problem für den geübten Bastler Coll, der am Ende der Löt- und Rumprobierodyssee Mario Kart auf dem wohl einzigartigen Device dieser Art spielt.
Schon im Mai 2021 hatte ein deutscher Youtuber einen Adapter entwickelt, mit dem man mit dem für den lokalen Multiplayer gedachten Linkkabel ins Internet gehen kann. Der Physiker Sebastian Staacks ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat ein Gameboy-Modul mit integrierter WLAN-Funktion entwickelt. Sehr viel könnt ihr damit derzeit nicht anstellen. Staacks hat zunächst nur zwei Demoanwendungen für das Modul entwickelt. Die interessantere davon ist ein Wikipedia-Client, mit dem ihr über den Gameboy auf die Online-Enzyklopädie zugreifen könnt.
Mehr zu diesem interessanten Unterfangen könnt ihr auf im Blog von Staacks lesen.
Und wieder Staacks!
Diesmal hat er es geschafft, GTA 5 auf seinem Gameboy zu spielen. Dafür nutzte er seinen Gameboy mit eingebautem WLAN und brachte ihm bei, Videos zu streamen und Spiele zu spielen, die von der Auflösung her eigentlich außerhalb seiner Reichweite liegen würden. Das Ganze läuft mit einer Bildfrequenz von 20 Bildern pro Sekunde.
Wichtig zu beachten: GTA 5 kann zwar auf dem Gameboy gespielt werden, läuft technisch gesehen jedoch nicht auf dem Gameboy selbst. Eigentlich läuft das Spiel auf der Playstation 4 und wird via WLAN auf den Screen des Gameboys gestreamt. Das Ganze könnt ihr euch in einem Video ansehen.
Der Penkesu ist ein Minicomputer im Retrodesign. Das Gerät verfügt über ein 7,9-Zoll-Breitbild-Display mit einer Auflösung von 1.280 mal 400 Pixel und einer mechanischen Tastatur mit 48 Tasten. Seine relativ kompakten Maße erreicht der Penkesu, indem das Gehäuse quasi um Display und Tastatur herum konstruiert wurde. Um das Gerät möglichst dünn zu gestalten, kommen Scharniere des Gameboy Advance SP zum Einsatz, die trotz ihrer geringen Dicke das Gewicht des Displays unterstützen, sodass das Gerät aufgeklappt stehend nicht umkippt. Für die Display-Verbindung kommt Flachbandkabel zum Einsatz.
Ihr wollt das nachbauen? Dann können wir euch die Bauanleitung ans Herz legen.
Elden Ring ist einer der größten Games-Erfolge der letzten Jahre. Da liegt eine Portierung auf einen der erfolgreichsten Handhelds ja eigentlich nur nahe, oder?
Der Twitch-Streamer Shintendo will genau das tun. Er verwendet für das Projekt die Retro-Game-Creation-Software GB Studio 3.0, die er selbst als „wirklich beeindruckend“ bezeichnet, und streamt seine Fortschritte auf Twitch. GB Studio 3.0 ist ein relativ simpler Drag-&-Drop-Game-Creator, der auch über Visual Scripting verfügt und keine großen Vorkenntnisse im Bereich der Spieleentwicklung benötigt, um Spiele im klassischen Gameboy-Design zum Leben zu erwecken.
Wie das aussieht, könnt ihr euch auf Youtube ansehen.
Unter dem Namen GB Productivity Suite will der kanadische Indie-Game-Entwickler Liam Gallagher gleich mehrere Anwendungen für den Gameboy entwickeln und auf den Markt bringen. Interesse ist ganz offenbar vorhanden: Auf der Crowdfunding-Seite Kickstarter konnte der Entwickler mehr als das Dreifache der Summe erreichen, die er mindestens für die Umsetzung seiner Idee benötigte.
Gallagher will in jedem Fall einen Taschenrechner und eine To-do-Liste für den Gameboy entwickeln. Beide sollen später auch als echte Gameboy-Module verkauft werden. Wenn ihr besonders mit Retro-Chic glänzen wollt, plant ihr euren Tag also bald mit einem Gameboy durch.
Neben Portierungen bereits existenter Spiele wie bei Elden Ring werden auch immer noch neue Spiele für den Gameboy entwickelt. Es sind vor allem Fan-Projekte, die per Kickstarter finanziert werden.
Entwickler:innen wie IZMA lieben den Gameboy so sehr, dass sie den Handheld weiterhin mit Spielen versorgen wollen. 2019 etwa erschien das Horrorspiel Daedeus, in dem ihr ein Dorf vor dem Untergang retten müsst. Im April 2022 erschien das Spiel sogar als physische Version auf Cartridge mit Box und Booklet.
Wir haben bereits einen eigenen Artikel veröffentlicht zu toten Konsolen, die noch immer mit neuen Spielen versorgt werden.
Ein niederländischer Youtuber hat einen Weg gefunden, mit dem ihr bei der nächsten Zoom-Konferenz für Aufsehen sorgt. Statt einer Webcam hat er die Gameboy-Kamera mit seinem PC verbunden. Das ist mit der passenden Hardware nicht mal übermäßig aufwendig.
Weil der Gameboy keinen Ausgang hat, über den sich der Bildschirminhalt an den PC übertragen lässt, benötigt ihr zusätzlich zum Kameramodul den Super-Gameboy. Das ist ein 1994 veröffentlichtes SNES-Modul, über das ihr Gameboy-Spiele auf der Konsole abspielen könnt. Zusätzlich benötigt ihr dann noch einen Adapter, der das analoge Bildmaterial über einen HDMI-Ausgang in digitaler Form ausgibt.
Wie genau das Set-up dann funktioniert, wird euch in einem Video erklärt.
Zu guter Letzt liegt der Gameboy auch immer noch in etlichen Wohnzimmern, Toiletten oder Wartezimmern, in denen er dafür genutzt wird, ein paar Minuten zu überbrücken. So wie etwa auf diesem Foto aus einem Berliner Tattoo-Studio, in dem unser Games-Redakteur Matthias selbst den Handheld entdeckt hat. Kennt ihr auch Wartezimmer, in denen der Gameboy zum Spielen einlädt?