Den Helden oder die Heldin in einem Videospiel zu spielen – das kennt man nun wirklich zur Genüge. Wie wäre es aber mal mit einer Postbotin, einem Eichhörnchen-Beobachter oder einem menschenfressenden Hai?
„Nuts“ lässt die Spieler:innen Eichhörnchen beobachten. Ja, das ist tatsächlich alles, was es in diesem Spiel zu tun gibt. Am Tag stellen die Feldforscher:innen ihre Kameras auf und werten am Abend dann aus, was ihre Beobachtungsobjekte so den ganzen Tag getrieben haben. Nüsse vergraben? Ihre Nester gebaut?
Im Laufe ihrer Forschung werden die Spieler:innen jedoch feststellen, dass die Eichhörnchen sich irgendwie sonderbar verhalten. Gibt es da etwa ein Geheimnis zu lüften? Die Prämisse von „Nuts“ ist so absurd, dass sie allein schon für einige Stunden Unterhaltung sorgen könnte. Doch um dem Mysterium auf den Grund zu gehen, braucht es dann doch einiges an Beobachtungsgabe – und Nüsse sollen ja gut fürs Gehirn sein.
In „The Longing“ geht es um einen Schatten, der 400 Tage lang darauf wartet, tief unter der Erde den König zu erwecken. Das Spiel läuft in Echtzeit ab und die Zeit läuft auch dann weiter, wenn das Spiel nicht läuft. Geduld ist dabei sehr wichtig, denn jede einzelne Aktion ist mit Warten verbunden: Der Schatten bewegt sich nur sehr langsam von Ort zu Ort und braucht manchmal eine halbe Ewigkeit, um eine schwere Tür zu öffnen. In „The Longing“ ist einfach alles eine Strapaze. Kein geschmeidiger Weltenretter in Sicht.
Der Schatten ist wie ein melancholisches Tamagochi, das nichts von einem erwartet. Man verpasst nichts und hat doch das Gefühl, dem Schatten in seiner Einsamkeit beizustehen – und vielleicht auch umgekehrt. Mit ihm durch die unterirdischen Tunnel zu wandern, Gegenstände zu entdecken, Bücher zu lesen und seinen Gedanken zuzuhören, ist angenehm entschleunigend.
Turnip Boy ist eine Rübe, die Steuern hinterzogen hat. Folglich wird ihr Haus zwangsgeräumt und sie muss sich auf eine Reise begeben und genug Geld machen, um die Schulden beim Staat zu begleichen. Die Prämisse des Spiels wirft direkt eine große Frage auf: Wieso kommen Steuern so gut wie nie in Spielen vor? Wahrscheinlich weil sie keinen Spaß machen – zumindest bisher.
Auf seiner Reise trifft Turnip Boy auf viele skurrile Gegner und begegnet Gartenbewohnern, die er zu seiner Unterstützung pflanzen und heranzüchten kann. Dabei überzeugt das Spiel mit seinem Humor, seinen schrulligen Charakteren und dem Idyll der Gartengemeinschaft, die die Spieler:innen leicht die Zeit vergessen lässt.
Üblicherweise sind in Videospielen die Menschen die, die auf die Jagd gehen. Sie machen sich die Natur untertan, bauen ihre Siedlungen, hinterlassen überall ihre Spuren. „Maneater“ dreht den Spieß um und versetzt die Spieler:innen in die Rolle eines Hais, der ziemlich viel Hunger hat. Zum Beispiel auf Menschen.
In der Open World gilt es, sich von einem Junghai zu einem ausgewachsenen Tier heraufzufressen. Dabei lässt er sich zuerst kleinere Fische schmecken, bis er schließlich bei der vermeintlichen Krönung der Schöpfung angekommen ist. Doch auch andere Haie oder Alligatoren werden zu Feinden, die in Kämpfen zu beseitigen sind. „Maneater“ ist ein ziemlich kurzweiliges Spiel, das den Perspektivenwechsel sehr humorvoll umsetzt.
„Lake“ führt zurück in eine Zeit, in der es noch keine ständig erreichbaren Smartphones gab. Die Spieler:innen übernehmen die Rolle von Meredith Weiss, die mit 44 Jahren ihren Job als Programmiererin hinschmeißt, um zurück in ihr Heimatdorf zu ziehen. Für zwei Wochen übernimmt sie die Post-Route ihres Vaters, trägt Pakete und Briefe aus. Dabei entspinnt sich eine Geschichte um Weitermachen und Ankommen.
In Games haben die Spieler:innen oft die wichtigsten Aufgaben zu erledigen. Sie retten Menschen oder direkt die ganze Welt. Postbotin zu sein, ist da mal eine angenehme Abwechslung. Zumal sich herausstellt, dass auch dieser Beruf für viele Menschen eine ungemeine Bedeutung hat. So heißt es: ab ins Postauto, das Radio anmachen und für Stunden Runden drehen in dieser Welt ohne Hektik.
Der Titel dieses Spiels gibt den Inhalt schon ziemlich gut wieder: Ihr seid Brot! Aber anstatt direkt beschmiert, zusammengeklappt und gegessen zu werden, macht ihr euch auf den Weg zum Toaster. Euer Ziel ist es, kross zu werden.
Dabei stellen sich euch freilich einige Hindernisse in den Weg. Die müssen mit einer etwas umständlichen, aber dafür umso amüsanteren Steuerung überwunden werden: Das Brot kann nur über seine Ecken gesteuert werden. An denen sind Punkte, mit denen ihr euch an Objekten festhalten könnt. So hangelt ihr euch von Punkt zu Punkt und erlebt das Schicksal eines Brots, das endlich Toast sein will.