Der „Spotttölpel“ aus den Hunger-Games-Filmen, echt und in Flamme an einer Kopenhagener Hauswand: Guerilla Marketing ist billig und effektiv – und für Produkte, Marken und NGO ideal geeignet. Wir haben einige der besten Guerilla-Marketing-Aktionen aufgelistet.
Fritz Kola: „Trink aus Glas“
Um auf die Menge an Plastikmüll aufmerksam zu machen, die (unter anderem) Getränkeflaschen verursachen, platzierte Fritz Kola im Januar 2020 Berge an Plastikmüll in Berlin, Hamburg, Stuttgart und München. Den Gegenwert des Pfands spendete das Unternehmen nach eigenen Angaben an eine Umweltorganisation.
The selfie that broke the internet
Kim Kardashian hatte es mit ihrem Po versucht, Ellen Degeneres hat es 2014 geschafft: Sie hat das Selfie geschossen, das das Internet kaputt gemacht hat. Okay, vielleicht nicht kaputt, aber es ist enorm viral gegangen – kein Wunder bei den ganzen hochkarätigen Gesichtern. Geschossen wurde das Foto mit einem neuen Smartphone – die Aktion wurde nämlich von Samsung gesponsert.
Der brennende Spotttölpel in Kopenhagen
Zum Kinostart des Films „The Hunger Games: Mockingjay Part I“ im November 2014 setzte Force of Nature das bekannte Symbol des Films an einer Hauswand um: den brennenden Spotttölpel (im Englischen „Mockingjay“). Gänsehaut! (Screenshot: Youtube)
Das Buch über und mit Tamponsteuer
Scholz & Friends setzte 2019 für The Female Company das Tampon-Book um. Innen befanden sich Illustrationen, beispielsweise von Barack Obama – und eben Tampons. Insgesamt ging es bei der Kampagne darum, dass Tampons in Deutschland mit 19 Prozent besteuert waren, dem höchstmöglichen Mehrwertsteuersatz. Die Tampons wurden in Büchern versteckt, weil sie a) für Bildung stehen und b) Bücher nur mit 7 Prozent besteuert werden, wie Kaviar und Trüffel auch.
Gurte retten Leben – nicht nur im Auto
Die Verkehrspolizei in Mumbai wollte 2012 auf Sicherheitsgurte hinweisen, denn die wurden damals zu wenig angelegt. Die Agentur FCB Ulka wollte nicht nur auf Plakate drucken lassen, wie nützlich Gurte sind – sondern es auch zeigen. Haben sie, würden wir mal sagen! (Foto: adsoftheworld.com)
Bilderrätsel: Schuhkarton oder Adidas-Pop-Up-Store?
Die Designagentur Campaign setzte in London 2014 einen Pop-Up-Store in Form eines Schuhkartons um. Innen war eine Wand voller Schuhe in der Stan-Smith-Silhouette, deren Rückkehr gefeiert wurde. Außerdem gab es ein paar nette Gadgets, so konnten Besucher:innen ihr Gesicht auf Stan-Smith-Logo-Sticker setzen und sich mit einem 3D-Drucker Accessoires mit dem Adidas-Logo für ihre Sneaker drucken lassen. (Foto: Campaign)
Kaputtes Glas gegen häusliche Gewalt
Für den Terre des Femmes e.V. realisierte Thjnk München zu Weihnachten 2020 eine Aktion mit dem Glaskünstler Simon Berger gegen häusliche Gewalt mitten in München. Passanten mussten stehenbleiben und einen Schritt zurücktreten, um das Gesicht der Aktivistin Romy Stangl zu erkennen. Der QR-Code rechts unten in der Ecke aktivierte ein Video, in dem Stangl auf die gestiegenen Quoten häuslicher Gewalt hinwies, insbesondere seit der Pandemie. (Foto: Thjnk)
Zahnbürste im Eis
Colgate verteilt gern Produktproben, um auf Mundhygiene aufmerksam zu machen. In Thailand realisierte Y&R Thailand für Colgate im Jahr 2009 eine etwas andere Kampagne: Sie verteilten Eis, insbesondere an Kinder. Der Stiel entpuppte sich als Colgate-Zahnbürste aus Holz. (Foto: adsoftheworld)
Starkes Argument für den Zoo
Der ÖPNV ist für Guerilla-Marketing ein praktisches Mittel – immerhin bewegt sich das eigene Motiv quer durch die Stadt. Y&R hat für den Zoo Kopenhagen 2009 Busse gestaltet, wie diesen mit einer großen Würgeschlange. (Foto: adsoftheworld.com)
The Dress for Respect
Ogilvy Brasil und Schweppes zeigten 2018, wie häufig Frauen in Brasilien sexuell belästigt werden. „Zeigten“ im wörtlichen Sinne: Sie ließen ein Kleid mit Sensoren nähen, das auf einem Bildschirm zeigte, wo und wie stark die drei Frauen jeweils angefasst wurden. 157 Berührungen in unter vier Stunden konnten erfasst werden. Hinterher wurden Männer, die auf den Partys anwesend waren, mit den Daten konfrontiert. Die mediale Berichterstattung sorgte für noch mehr Wirbel, nicht nur in Brasilien.
Graffiti für Brustkrebsvorsorge
Um auf die Brustkrebsvorsorge aufmerksam zu machen, arbeitete das A.C.Camargo Cancer Center in São Paulo 2013 mit der Agentur JWC und der Graffitikünstlerin Lais da Lamah zusammen. Für bestehende Street Art, die Frauenbrüste enthielt, entwarf Lais da Lamah ein Plakat, dass eine Operationsnarbe zeigte und klebte das über das Kunstwerk. Dazu kamen ein Hinweis, dass jede Frau Opfer von Brustkrebs sein kann, und ein Hashtag. (Screenshot: Youtube)
Zebrastreifen oder Marketing-Klaviatur?
Zebrastreifen sind ein beliebtes Mittel für Guerilla-Marketing – ob Pommes oder Flagge oder eben Klavier-Tasten. Die Salzburg School of Music hat Zebrastreifen in eine Klaviatur verwandelt. Außerdem wurden Sensoren angebracht, die Klavierstücke auslösten, wenn der Zebrastreifen überquert wurde. (Bild: adsoftheworld.com)
Rap, Dostojewski und Yandex
Klassische Literatur ist nicht „cool“, Rap schon. Deswegen hat die russische Kabelgesellschaft Beeline 2019 mit Contrapunto eine riesige Kampagne gestartet, die auch Guerilla-Taktiken beinhaltete. Zuerst schrieb der Rapper Noize MC ein Lied, in dem jeder einzelne Vers Bezüge zu klassischer Literatur aufwies, das Musikvideo landete in den Youtube Trends, vor allem wegen der vielen Video-Reaktionen auf der Plattform. Eine Installation, die unter anderem Bücher beinhaltete, wurde in Moskau errichtet. „The Greatest Reads“ sollte insbesondere junge Menschen zum Lesen animieren. (Foto: adsoftheworld.com)
Rap, Dostojewski und Yandex II
Die Kunst der Street-Art-Künstler:innen ZUKCLUB aus dem Musikvideo wurde in der Stadt an Wände gesprayt. Die QR-Codes leiteten zu einer Seite, auf der in Kooperation mit der russischen Suchmaschine Yandex Verbindungen zwischen Büchern und Rap visualisiert worden waren. Dafür wurden Lyrics und Bücher mithilfe von AI analysiert und Verbindungen zwischen klassischer Literatur und Rapper:innen der letzten 20 Jahre gezeigt. Die Referenzen leiteten zu Büchern in Online-Bibliotheken weiter. Auf Instagram posteten Nutzer:innen Fotos mit ihren Lieblingsbüchern unter dem Projekt-Hashtag. Durch Berichterstattung in Fernsehen und Zeitungen geriet die Kampagne noch weiter ins Scheinwerferlicht. Kreativ, erfolgreich, crossmedial! (Foto: adsoftheworld.com)
Kleenex, Seife und Schnodder
Zugegeben, es ist ein bisschen eklig – aber definitiv ein Hingucker! Die brasilianische Agentur Trampolim hat für Kleenex Seifenspender mit Stickern beklebt, um auf die Kleenex-Tücher aufmerksam zu machen. (Bild: adsoftheworld.com)
Freier Fall im Fahrstuhl
Wirz/BBDO hat in Zürich für Swiss Skydive Fahrstühle so ausgestattet, dass Menschen das Gefühl bekamen, sie würden sich im freien Fall befinden. Wobei, ob ein Fallschirm im Fahrstuhl helfen würde? (Bild: adeevee.com)