DataPortability Workgroup fördert freie soziale Netzwerke: Freier Datenaustausch
Mit der Entstehung des Web 2.0 hat besonders eine Kategorie von Webanwendungen Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Social Network Sites. Diese bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, sich gemäß ihrer persönlichen Interessen zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und zu kommunizieren, alles virtuell über eine Plattform. Beispiele für populäre Angebote im Web sind Xing, StudiVZ und Facebook. Neben diesen großen Social Networks gibt es aber noch zahlreiche so genannte Special Interest Networks, die Menschen in sehr speziellen Themenbereichen näherbringen. So können Nutzer bei Dopplr sehen, welche ihrer Freunde zu welchem Zeitpunkt wo unterwegs sind. Bei wevent.org teilen Nutzer die Termine von Veranstaltungen, die sie besuchen. Das Problem bei dieser Vielfalt der Angebote liegt auf der Hand: Nutzer müssen ihre Freundschaftsbeziehungen und Stammdaten in jedem Netzwerk dem sie beitreten neu aufbauen. Auch müssen bestimmte Assets wie Bilder oder Videos, so genannte Social Objects, stets neu hochgeladen werden. Dass dieser Zustand nicht tragbar ist, wurde von der Web-Community erkannt und nun ernsthaft angegangen.
Gemeinhin gilt der Blog-Eintrag von Brad Fitzpatrick [1] als Geburtsstunde der Bewegung, da er viele der Probleme benennt und einen Weg für die Zukunft aufzeigt. Fitzpatrick sieht den „Social Graph“ des Nutzers in „ummauerten Gärten“ (Walled Gardens) gefangen. Damit meint er die großen Social Networks, die die Daten ihrer Nutzer gerne entgegennehmen, aber keinerlei Daten nach außen geben. Auch das Microformats-Wiki [2] benennt das Problem der ständigen Neueingabe von Daten. Mit Mikroformaten, einer Sammlung von Standards für semantisches HTML, lassen sich bereits grundlegende DataPortability-Dienste implementieren. So lassen sich über die Kombination aus hCard und XFN Freunde aus sozialen Netzwerken importieren, die diese Formate unterstützen, indem man die URL zu seinem Profil angibt und ein Parser die Daten der Zielseite ausliest.
Im November 2007 wurde mit der DataPortability Workgroup [3] eine offizielle Institution ins Leben gerufen, die einen allgemeingültigen Standard für die Portabilität von sozialen Netzwerken schaffen soll. Die Mission dabei: Der Nutzer soll die Kontrolle über seine eigenen Daten zurückerhalten. Neben den bereits genannten Mikroformaten kommen dabei Standards wie OpenID und OAuth (Authentifizierung von Benutzern und API-Zugriffen), RSS, OPML (Management von Abonnements), APML (Speicherung und Export von Interessen) und viele mehr zum Einsatz.
Das Aufsehen, das die Workgroup rund um Chris Saad erzeugt hat, ist gewaltig. Der Beitritt von Schwergewichten wie Facebook, Google oder Plaxo zeigt, dass es sich bei dieser Initiative nicht um eine Eintagsfliege handelt. Schon in einer frühen Phase werden so die Kräfte gebündelt, die nötig sind, um die notwendigen Netzwerkeffekte zu erzeugen und die gesteckten Ziele erreichen zu können.
Entscheidend wird sein, mit welchem Nachdruck eine Lösung erarbeitet wird. Schließlich wird mit der Möglichkeit, dass ein Nutzer die Plattform wechseln und dabei alle Daten mitnehmen kann, das Geschäftsmodell der etablierten Netzwerke angekratzt, die sich mit Werbung finanzieren. DataPortability ist ein Feature, das die Nutzer einfordern müssen. Wenn dies der Fall ist, werden die „Walled Gardens“ mitziehen müssen, um ihre Nutzer nicht zu verlieren.
Fazit
Die Emanzipation des Nutzers, der seinen „User generated content“ als geistiges Eigentum betrachtet, ihn den „Social Networks“ nur zur Verfügung stellt und ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass DataPortability ein Feature ist, das er von einem Plattformbetreiber einfordert, ist noch Zukunftsmusik. Es wird viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen, ehe es so weit ist. Festzuhalten bleibt allerdings, dass in den letzten Monaten, nicht nur durch die Gründung der DataPortability Workgroup, der Stein ins Rollen gekommen ist. Auch wenn Open Social und die Öffnung der Facebook-Apps für externe Websites nicht unmittelbar dem Zweck des freien Datenaustauschs dienen, so zeichnet sich doch ein Trend ab: offene Schnittstellen und offene soziale Netzwerke.
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