Die Brücke zwischen Offline und Online: So zahlen sich QR-Codes aus
Ein Quadrat mit kleinen Kästchen, innerhalb von wenigen Sekunden mit jedem Smartphone einscannbar, das den Nutzer sofort auf eine spezielle Webseite führt: Quick-Response- oder schlicht QR-Codes ermöglichen eine schnelle Verbindung zwischen offline und online. Die passenden Scan-Apps gibt es meistens kostenlos zum Downloaden.
Japanischen Ursprungs
Ihren Ursprung haben die kleinen Kästchen in der japanischen Logistikbranche: Anfang der 1990er Jahre wurden im Automobilkonzern Toyota damit einzelne Komponenten gekennzeichnet, die sich so schneller ordnen und erfassen ließen. Der Code besteht aus einer Matrize, in der kleine weiße und schwarze Quadrate Daten binär darstellen. Das Design ist international standardisiert, lizenz- und kostenfrei und bietet weitaus mehr Möglichkeiten, Informationen zu sortieren, als es die herkömmlichen Strichcodes könnten. Häufig werden damit inzwischen URLs zu Websites gespeichert: Ein Scan, und schon verbindet sich das Smartphone mit der hinterlegten Seite. Schneller geht es kaum.
Durch die einfache Handhabung sind QR-Codes inzwischen in vielen verschiedensten Bereichen angekommen: von der Werbung bis hin zur Street-Art in Form kleiner Aufkleber. Doch was genau gilt es beim Einsatz von QR-Codes zu beachten und wie verwendet man sie besonders clever?
QR-Codes im öffentlichen Raum
In jeder Stadt kommt man inzwischen an Werbeplakaten vorbei, die QR-Codes benutzen. Wie ein i-Tüpfelchen prangen die Matrizen auf den Botschaften. Damit sich die Benutzung überhaupt lohnt, müssen einige wichtige Dinge eingehalten werden: Der Code auf dem Plakat muss schnell scannbar sein. Dabei sind Größe und Auflösung entscheidend. Eine Faustregel gibt es hier zwar nicht, aber ein QR-Code mit Kantenlänge von etwa 2,5 cm lässt sich aus maximal 30 cm Abstand einscannen. Soll der Code aber auch aus zehn Meter Entfernung funktionieren, muss er schon etwa eine Kantenlänge vom 50 cm aufweisen. Dabei wird die Lesbarkeit des Codes von der Länge der URL beeinflusst, die im Code steckt. Je kürzer die URL, desto weniger Informationen sind im Code verschlüsselt und desto besser kann der Code gescannt werden. Die Nutzung von URL-Shortenern ist hier empfehlenswert.
Die meisten Interessierten werden den QR-Code im Vorbeilaufen scannen und haben weder Zeit noch Lust, sich lange damit aufzuhalten. Sowohl der Vorgang des Scans als auch der direkt folgende Aufruf der hinterlegten Webseite muss also blitzschnell erfolgen, sonst droht die Gefahr, dass der User abgelenkt wird oder die Lust am Surfen verliert. Wenige andere Punkte wirken sich schlimmer auf die User-Experience aus als eine langsame Webseite. Nutzer werden auch nicht minutenlang einen QR-Code anschauen oder sich lange mit dem Ausfüllen von Formularen oder Shoppen aufhalten. Webseiten, auf die ein QR-Code hinweist, sollten den Besucher deshalb mit einfachen Dingen konfrontieren, der bloße Besuch sollte das Ziel sein. Komplizierte und langwierige Prozesse, Log-ins oder Ähnliches machen via QR-Code wenig Sinn und sorgen eher dafür, dass Nutzer den Besuch sofort abbrechen.
Der Zweck und verbundene Mehrwert eines QR-Codes ist also einfach zu
beschreiben: Der Passant soll den Code auf einer Plakatwand scannen, um
so auf eine Webseite weitergeleitet zu werden. Mehrwert bedeutet bei
dieser Abfolge schlicht, dass der Nutzer die gewünschte Info und der
Websitebetreiber Traffic erhält. Der Prozess ist einfach und überschaubar.
Neben der Nutzung der Codes in Verbindung mit öffentlicher Werbung
werden die kleinen Matrizen auch in den Bereichen von Service, Dienstleistung,
Handel oder Kultur verwendet. Schöne Beispiele gibt es zunehmend. In
Japan kennzeichnen öffentliche Behörden zahlreiche Akten oder Dokumente. Airlines wie die Lufthansa ermöglichen Check-Ins über
QR-Codes, die sich auch beispielsweise mit Apples Passbook nutzen
lassen. Tourismusbüros platzieren Codes mit
Links zu Informationen bei Sehenswürdigkeiten. Anbieter wie
Nubon.com bieten digitale Kassenbons mit QR-Codes an. Plattenfirmen
drucken QR-Codes mit Links zu exklusiven Downloads.
QR-Codes im Printbereich
Die Art der Nutzung von QR-Matrizen im Printbereich wie in Zeitschriften oder Werbeprospekten ist zwar die gleiche wie bei
Codes im öffentlichen Raum, die
Nutzungssituation des Users ist aber eine andere: Er ist weniger im
Stress und so auch aufmerksamer. So ergeben sich
auch andere Aspekte, die es zu beachten gilt.
QR-Codes sollten Nutzer immer direkt zur Zielseite führen. Wenn beispielsweise ein Online-Katalog in einer Printanzeige beworben wird, sollte der User über den Code natürlich auf genau diese Katalog-Seite und nicht die Homepage gelangen. Egal, ob mobil optimiert oder nicht. Mobil optimierte Landingpages sind häufig besser nutzbar, die mobile Landingpage kostet aber auch mehr Geld. Der erste Schritt sollte dabei die QR-Code-Nutzung sein, der zweite die Optimierung der Landingpage.
Oft sind Quick-Response-Codes in Werbeprospekten auf den letzten Seiten zu finden. Es gibt nur selten Prospekte, bei denen Produktdarstellungen direkt mit Codes angereichert sind. Als negative Beispiele lassen sich unter anderem die Unternehmen Media Markt, Fressnapf oder Praktiker anführen: Trotz erklärter Multichannel-Strategien sind Produktdarstellungen in deren Prospekten nicht über QR-Codes mit dem entsprechenden Online-Shop verknüpft. Die Firma Medimax hingegen versieht Produktbeschreibungen in ihren Wochenprospekten mit eigenen QR-Codes, die direkt auf die jeweils passende Seite mit Bestellmöglichkeit führen.
QR-Codes im Netz
Die Verwendung von QR-Codes im Netz erscheint auf den ersten Blick widersinnig, der potenzielle Kunde ist ja bereits online. Trotzdem findet man sie auch online, beispielsweise als Facebook-Profilbild oder als Teil eines Werbebanners. Welchen besonderen Nutzen könnten solche QR-Codes haben?
Ein sinnvoller Einsatz ist sicherlich die Weiterleitung auf einen App-Download auf dem Smartphone oder der Anruf einer Telefonnummer. Weiterhin darf man auch nicht die Nutzer vergessen, die Webseiten ausdrucken. QR-Codes könnten dabei helfen, diese Nutzer später wieder auf die Webseite zu bringen. Wenig sinnvoll ist der Verweis auf ein Facebookprofil aus Facebook heraus oder der Aufruf einer regulären Webseite. Da der Nutzer bereits online ist und da der Scan eines QR-Codes in der Regel mit der Smartphone-Kamera abläuft, provoziert man mit dem Angebot eines QR-Codes in solchen Fällen einen Medienbruch. Dieser Bruch ist dem Nutzererlebnis nicht zuträglich und sollte wohlüberlegt sein.
Nutzen messen
Ohne Tracking können Besucher über QR-Codes nicht von sonstigen Usern im Webanalyse-Tool unterschieden werden. Und ohne diese Informationen werden sich weitere Investitionen in die QR-Code-Nutzung, beispielsweise mobile Landingpages, nur schwer rechtfertigen lassen. Sinnvoll ist es da, URLs mit einem Kampagnen-Referrer zu kennzeichnen. Für diesen Zweck gibt es entsprechende Tools, beispielsweise von econda, etracker und Google.
Fazit
QR-Codes liefern unabhängig vom Einsatzort eine schnelle Antwort/Reaktion. Das Adjektiv quick (Englisch: schnell, flott) bezieht sich dabei sowohl auf die Nutzungsweise, wie auch auf den durch das Scannen ausgelösten Prozessablauf. Response (Englisch: Antwort, Reaktion) ist sowohl Ziel als auch Zweck – Rückmeldung vom Nutzer sammeln und gleichzeitig Informationen übermitteln. Die Codes sind somit mehr als nur ein einfaches Bindeglied: Vielmehr katalysieren sie den Informationsaustausch zwischen offline und online.
Im Verbund mit Themen wie Multichannel-E-Commerce oder Customer-Journey spielen QR-Codes deshalb eine wesentliche Rolle, jedoch kann die „weltenverbindende“ Technologie auch unabhängig von solchen Konzepten funktionieren und genutzt werden. Die kleinen Kästchen bieten dabei viel mehr als nur ein zusätzliches Gimmick. Sie stellen eine kreative Möglichkeit dar, direkt zu kommunizieren und Daten bereitzustellen.
„Wenn beispielsweise ein Online-Katalog in einer Printanzeige beworben wird, sollte der User über den Code natürlich auf genau diese Katalog-Seite und nicht die Homepage gelangen. Egal, ob mobil optimiert oder nicht. “
Ich muss hier widersprechen. Es ist auf keinen Fall egal, ob der QR Code auf eine mobil optimierte Seite verweist oder nicht. Wir sehen derzeit so viele QR Codes, die offensichtlich ohne viel Nachzudenken irgendwo hin gepappt werden und schlicht auf die nicht mobile optimierte Startseite des Anbieters linken. Das ist Murks und zwar ganz großer. Wenn man das kleine Budget für eine gute User Experience nicht investieren will, dann sollte man ganz die Finger von den QR Codes lassen. Auch wenn manche immer noch glauben, die QR Codes wären neu, innovativ oder sonst etwas in der Richtung.
Ich stimme voll und ganz zu @Heike. Dazu kommt noch wo QR-Codes angeboten sind. Zu meist an Stellen wo es keine Möglichkeit gibt sie zu scannen, z.b. eine belebte Verkehrskreuzung ohne Publikumsverkehr. Man sieht sie im vorbeifahren und schwups, ist sie weg :-). Das gibt es bei uns tatsächlich ….
Ich habe vergessen: Wohin ein Code führt oder wofür ein Code eigentlich ist, wird nicht genannt. Somit sind sie meist nutzlos,
Ich muss Heike da absolut zustimmen, ein QR-Code auf eine Webseite die nicht mobil optimiert ist, das ist ein No-Go. Mehr davon in meinem eBook auf http://www.scanity.mobi/
Schöner Artikel, ich kann mich aber Heike hier im Kommentar nur anschließen. Ich finde es ist durchaus wichtig das der User „lernt“ das ein QR Code auch einen Mehrwert bietet. Und scanne ich einen der zahlreich existierenden Codes in heutiger Werbung lande ich zu 85% auf einer nicht optimierten Seite die mein smartphone Browser total überfordert. Folge: Sehr hohe Exit Rate und ein unzufiredener Anwender der wenn er mehrfach durch QR Codes enttäuscht wurde diese in Zukunft vielleicht garnicht mehr scannt.
Wir verwenden aktuell mehrere Dienste um QR Codes auch sinnig zu nutzen und zu tracken. Aktuell präferiere ich eine Mischung aus http://etracker.com oder http://ucardo.com
Letzteres vermehrt da wir einfach keinen Stress mehr haben und trotz Kurz URL getrackt werden kann.
Ich hoffe das dieser „Missbrauch“ von QR Codes im Marketing mal aufhört denn das zerstört unterm Strich nur den Nutzen der Codes.
@Heike ich teile deine Meinung sowohl über die bessere Nutzbarkeit einer mobil optimierten Zielseite, als auch über die Sinnlosigkeit der Startseiten-Verlinkungen.
Bei den „kleinen Kosten“ für mobile Websites habe ich eine andere Meinung und Erfahrung. Deshalb empfehle ich:
„Mobil optimierte Landingpages sind häufig besser nutzbar, die mobile Landingpage kostet aber auch mehr Geld. Der erste Schritt sollte dabei die QR-Code-Nutzung sein, der zweite die Optimierung der Landingpage.“
Ganz die Finger von QR Codes zu lassen, nur weil man noch keine mobilen Landingpages hat halte ich für zu radikal. Eine gut programmierte Website ist normalerweise auch auf Smartphones nutzbar, wichtig ist auf eine wirklich relevante, informative Seite zu linken.
Völlig bei @Heike – nicht nur berufsbedingt als Anbieter mobiler Websites. Eine nicht optimierte Seite ist ein Graus und sorgt doch gerade für die immer wieder beklagte Ernüchterung der Endverbraucher, was QR-Codes angeht. Wir Marketingtreibenden müssen mit vernünftigem Content, der in funktionierender ansprechender Weise angeboten wird, den Nutzer überzeugen. Und dazu gehört bei QR-Codes die mobil optimierte Landingpage/Website.
Übrigens kann das Überzeugen auch schon bei einem ansprechend gestalteten QR-Code an, der Lust auf Scannen macht, anfangen.
Dass mobile Websites nicht die Welt kosten, beweisen wir von Poccy übrigens jeden Tag für unsere Kunden: Vom Arzt über das Hotel bis zur Zoohandlung.