Einsteigertipps für den Umgang mit der Kryptowährung: Bitcoin-Starterguide
Wer Anfang des Jahres 2013 in Bitcoins investiert hat, dürfte mittlerweile einen schönen Gewinn gemacht haben. Kostete eine Einheit der Kryptowährung im Januar letzten Jahres noch etwa zehn Euro, waren es im Dezember bereits 600, eine Steigerung also um 6000 Prozent. Auch die Nutzung der Währung nahm zu, wenn auch weniger dramatisch. Die Anzahl der täglichen Transaktionen stieg von 30.000 im Januar auf bis zu 70.000 im Dezember. Das Dollar-Volumen, das täglich durch das Bitcoin-Netzwerk rauscht, erhöhte sich im gleichen Zeitraum von etwa zwei Millionen auf 150 Millionen US-Dollar.
Was dabei von wem, an wen und zu welchem Zweck überwiesen wird, bleibt allerdings im Dunklen. Denn Bitcoin-Transaktionen sind grundsätzlich transparent und anonym zugleich. Sämtliche Konten und Überweisungen liegen in der so genannten Blockchain: In dieser Datenbank werden, für jeden offen einsehbar, aktuelle Besitzverhältnisse sowie alle vergangenen Transaktionen festgehalten: eine komplette Historie der virtuellen Währung. In der Blockchain werden allerdings keine Realnamen, sondern Adressen in Form einer kryptischen Zeichenfolge verwendet.
Kleine Bitcoin-Historie
Zunächst zu Bitcoin selbst. Die virtuelle Währung feiert 2014 ihren fünften Geburtstag. Manche behaupten, Bitcoin könne einmal das gegenwärtige Geldsystem umkrempeln. Neben der erwähnten Anonymität machen nämlich zwei weitere Eigenschaften Bitcoin revolutionär: Zum einen sind Überweisungen ohne Mittelsmänner wie etwa Banken möglich. Gezahlt wird Peer-to-Peer, von Computer zu Computer, ähnlich wie mit Dateien in Tauschnetzwerken oder Wörtern in Chats. Zum anderen wird Bitcoin nicht von einer zentralen Instanz wie einer Zentralbank ausgegeben, sondern von einem dezentralen Netzwerk erzeugt, also wieder Peer-to-Peer. Das System wurde von Satoshi Nakamoto entwickelt. Der in der Bitcoin-Szene wie ein Heiliger verehrte Schöpfer der Währung zog sich 2010 zurück. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört, seine Identität ist bis heute unbekannt. Satoshis System ist schrecklich kompliziert (s. Kasten). Grundsätzlich bestand sein Geniestreich aber darin, ein Proof-of-Work-System für eine Währung zu entwickeln. Das wäre etwa so, als würde die europäische Zentralbank, während und indem sie neues Geld erzeugt, ständig alle Euro-Überweisungen auf Gültigkeit kontrollieren. Hinzu kommt eine starke Verschlüsselung. Bitcoin ist somit eine Währung, die nicht zu fälschen, zu manipulieren oder zu hacken ist.
Die ersten vier Jahre nach der Einführung wurden Bitcoins überwiegend in einer Nische des Internets von Hackern, Nerds, Drogenhändlern und libertär gesinnten Leuten genutzt, die die Anonymität des Systems schätzten, von dessen runder Architektur fasziniert waren oder im Bitcoin eine Verwirklichung des liberalen Traums vom so genannten Marktgeld entdeckt zu haben glaubten. Erst im vergangenen Jahr wurden auch Spekulanten, Investoren und das Silicon Valley auf den Bitcoin aufmerksam.
Das liegt, neben der Hoffnung auf weiterhin unverschämt hohe Wertsprünge, vor allem daran, dass Bitcoins sehr nützlich sein können. Schließlich funktionieren sie wie eine Währung, die man auf seinem Rechner aufbewahren und innerhalb von zehn Minuten mit winzigen Gebühren ans andere Ende der Welt überweisen kann. Die Menge der Bitcoins ist darüber hinaus so begrenzt wie etwa die von Gold, sie können nicht durch Schulden erzeugt werden und sind damit sicher vor inflationären Schüben. Grundsätzlich sind Bitcoins so etwas wie Bargeld extra fürs Internet. Ein Geld, das keine Umwege gehen muss, um online überweisbar zu sein, sondern bereits im Netz existiert. Die Technologie, so erwarten es die Optimisten, wird das Geldwesen ebenso revolutionieren wie die E-Mail einst die schriftliche Korrespondenz. Auch wenn das System bisher zweifellos gut funktioniert, ist derzeit noch nicht zu sagen, ob Bitcoin diesen hohen Erwartungen gerecht werden wird. Die Kryptowährung ist auch nach fünf Jahren noch im Betastadium.
So funktioniert das System Bitcoin |
Die so genannten Bitcoin Miners bearbeiten kryptografische Rätsel. Sobald sie eines gelöst haben, finden sie einen sogenannten "Block", in dem die aktuellen Transaktionen des Systems gespeichert sind. Die Miners prüfen, ob der Block den Vorgaben des Protokolls entspricht, und hängen ihn an die "Blockchain" an. Das ist die komplette Liste aller Transaktionen, die mittlerweile mehr als 10 Gigabyte groß ist. Als Belohnung erhalten die Miner dafür eine bestimmte Anzahl Bitcoins. Eine Transaktion gilt als bestätigt, sobald der Block in die Blockchain eingefügt wurde. Auf diese Weise gewährleisten diejenigen, die Bitcoins erzeugen, zugleich, dass jede Transaktion korrekt ist. Es ist deshalb unmöglich, Bitcoins zu fälschen oder Überweisungen zu manipulieren. Da sich die Schwierigkeit der kryptografischen Rätsel an die kumulierte Rechenkraft aller Miner anpasst, wird nur etwa alle zehn Minuten im Netzwerk ein Block gefunden. Der Ertrag von Bitcoins pro Block nimmt im Laufe der Zeit ab. Derzeit sind gut 12 Millionen Bitcoins geschürft. Etwa 2140 wird der 21-Millionste und letzte Bitcoin gefunden. Um die verbleibenden neun Millionen ist derzeit ein Goldrausch entbrannt. |
Praktische Anwendung
Um Bitcoins zu speichern oder mit ihnen zu shoppen, benötigt man zunächst ein Wallet – also eine virtuelle Geldbörse für den Computer. Dafür gibt es mehrere Programme zur Auswahl: Der Original-Client, Bitcoin-qt [1], lädt die komplette Blockchain herunter. Das dauert durch die mittlerweile beachtliche Größe der Blockchain mehrere Tage. Leichtere Wallets wie Multibit [2] oder Electrum [3] synchronisieren in wenigen Minuten mit dem Netzwerk, noch schneller geht es mit Wallets für Smartphones wie Mycelium [4].
Wer sein Wallet nun mit dem Mining von Bitcoins füllen und am digitalen Goldrausch teilnehmen möchte, sollte das schnell wieder vergessen. Auch mit einem noch so hochgemotzten Gamer-PC hat man keine Chance. Die Rechenkraft des Bitcoin-Netzwerkes ist 2013 noch schneller gewachsen als der Preis, die krypotgrafischen Rätsel sind demzufolge viel schwieriger geworden. Dank speziell fürs Bitcoin-Mining hergestellter Chips – den Asics – löst das Netzwerk die kryptografischen Rätsel rund 5.000 mal so schnell wie der stärkste Supercomputer der USA. Wer also mitschürfen will, muss erstmal zigtausend Euro in Rechenpower investieren.
Es bleiben zwei weitere Möglichkeiten, um Bitcoins zu
erhalten. Zum einen sind sie auf Marktplätzen oder in Börsen zu erwerben. In Deutschland ist der Marktplatz bitcoin.de [5] Marktführer. Hier werden Käufer und Verkäufer
vermittelt, die den Handel dann untereinander abschließen. Die zweite Möglichkeit ist, selbst Waren oder Dienstleistungen anzubieten und Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
Das Angebot
Mittlerweile kann man immer häufiger mit Bitcoins bezahlen. Der hohe Wert stellt dabei kein Problem dar, die virtuelle Münze ist auf acht Nachkommastellen teilbar: 1,00000000 Bitcoin. Die kleinstmögliche Einheit, also 0,00000001 Bitcoin, heißt Satoshi. Ein Satoshi ist derzeit circa 0,0006 Cent wert.
Es wurden bereits Autos, Grundstücke, Schönheitsoperationen oder die Reservierung für einen Weltraumflug mit Bitcoins bezahlt. In westlichen Ländern akzeptieren oft Liefer-Gastronomie oder Online-Dienstanbieter für VPNs oder Hostingleistungen die Zahlung per Bitcoin, aber auch Elektrogeräte wie Tablets und Laptops sowie Edelmetalle und Schmuck können immer öfter in virtueller Währung bezahlt werden. Dazu kommt eine steigende Zahl weiterer Unternehmen, die Bitcoins akzeptieren – von Bars über Webdesigner bis hin zu einem Zahnarzt. Eine weltweite Übersicht gibt es auf Coinmap.org. Von einer flächendeckenden Durchdringung kann zwar noch keine Rede sein, aber das Wachstum 2013 war enorm, und es scheint, als setze es sich auch in diesem Jahr fort. Vor Kurzem etwa hat der amerikanische Online-Handelsriese Overstock Bitcoins akzeptiert.
In den USA ist Bitcoin offenbar mittlerweile auf dem Weg in den Mainstream. So hat die Politik offiziell erklärt, dass sie die Entwicklung nicht abwürgen will – obwohl sie im vergangenen Jahr auch massiv gegen Bitcoin-Plattformen vorgegangen ist. Der bekannteste Fall war Dread Pirate Roberts, Mastermind der Deepweb-Drogenbörse Silk Road. Wieviele Bitcoins das FBI dabei beschlagnahmt hat, kann jeder, der sich dafür interessiert, unter der entsprechenden Adresse in der Blockchain-Datenbank einsehen [6].
Risiken kennen
Den exorbitanten Gewinnen, die Bitcoins ihren Haltern 2013 eingebracht haben, stehen allerdings durchaus auch Risiken gegenüber.
Die Kurse schwanken stark, Verluste sind im Bereich des Möglichen, die rechtliche Lage ist weitgehend unklar. Wer Bitcoins auf einem Rechner speichert und nicht
sichert, risikiert bei einem Festplattencrash deren Verlust.
Da Transaktionen irreversibel sind, verliert man Bitcoins zum Beispiel auch dann, wenn ein Trojaner das
System entert oder wenn man einem Betrüger auf den Leim geht. Es ist auch noch nicht sicher, dass der
Bitcoin tatsächlich eine derartig rosige Zukunft hat, wie sie sich im aktuellen Preis ausdrückt.Ebenso wird sich erst zeigen müssen, ob das System dazu in der Lage ist, Hunderttausende oder Millionen
von Transaktionen täglich durchzuführen. Dennoch: Wer all diese Risiken kennt und berücksichtigt, lässt sich mit Bitcoin auf eines
der spannendsten Payment-Experimente der Gegenwart ein.
Fazit
Die virtuelle Währung Bitcoin startete 2013 richtig durch, ihr Wert stieg dadurch um gigantische 6000 Prozent. Trotz diverser Risiken und unklarer rechtlicher Lage akzeptieren auch in Deutschland immer mehr On- und Offline-Unternehmen die Zahlung mit Bitcoins und profitieren von der extrem einfachen Anwendung. Wer sein virtuelles Portemonnaie selbst mit einigen Bitcoins füllen möchte, sollte aber nicht versuchen, sich am Goldrush auf die verbleibenden Bitcoins zu beteiligen – zu hoch ist der finanzielle Aufwand. Um dennoch an dem spannenden Geldexperiment teilnehmen zu können, gibt es die Bitcoins einfach im Netz zu kaufen. Sicher ist: Auch das Jahr 2014 wird in Sachen Bitcoin wieder richtig spannend.