Tipps zur Provider-Wahl für Agenturen und Freelancer: Hosting für Reseller
Sofern die Kunden nicht schon bestehende Webspaces oder Server mit in ein Projekt einbringen, ist es meist sinnvoll, einen Vertrag zu haben, über den es flexibel und kostengünstig möglich ist, einem Kunden einen Teil des eigenen Speicherplatzes zuzuteilen, um darauf Webprojekte zu veröffentlichen. Für manche ist es eventuell ausreichend, einen „blanken“ Root-Server oder einen Managed Server im Vergleich zur Verfügung zu haben, um darauf die benötigten Funktionalitäten selbst bereitzustellen. Doch neben dem notwendigen Know-how erfordert dies für eine professionelle Lösung häufig einen nicht unwesentlichen Arbeitsaufwand. Eine gute Alternative können Webspace-Angebote sein, die die notwendigen Funktionalitäten bieten und zentral vom Webhoster administriert werden.
Im Gegensatz zu einem regulären Webspace-Paket für Endkunden ist es hierbei jedoch wünschenswert, dass jeder Ihrer Kunden im System separat geführt wird – dessen Skripte also beispielsweise nicht auf jene eines anderen Kunden zugreifen können und separate Konfigurationsmöglichkeiten und -zugänge existieren, zum Beispiel für E-Mail-Accounts. Gleichzeitig ist es aber vorteilhaft, die Kunden „zentral“ verwalten zu können. Hier sind Resellerpakete die passende Lösung.
Grundkriterien
Speziell im Umfeld von Content Management Systemen, Webgalerien und Multimediainhalten ist der zur Verfügung stehende Speicherplatz ein wichtiges Kriterium. Dieser kann in der Regel „frei“ unter den eigenen Kunden aufgeteilt werden. Für unseren Test haben wir daher Resellerpakete ab einem Gigabyte Webspace berücksichtigt. Die Anzahl der Kunden, auf die der Speicherplatz verteilt werden kann, ist bei einigen Anbietern beschränkt, bei anderen sind hier keine Grenzen gesetzt. Der verfügbare Speicherplatz für E-Mails wird häufig separat betrachtet. In manchen Paketen zählt dieser jedoch mit dem Webspace zusammen, was einen großen Speicherplatz schnell relativiert.
Weitere wichtige Kriterien sind das enthaltene Datenvolumen pro Monat sowie Kosten und Staffeln für Datenpakete hierüber hinaus. Die Praxis zeigt jedoch, dass sich speziell hier durch einen Mix aus kleineren und größeren Projekten gute Synergieeffekte und insgesamt eine interessante Ausnutzung des benötigten Traffic-Volumens erzielen lassen. Die eingangs erwähnten langfristigen Planungen sollten auch die Wachstumsmöglichkeiten bei den Resellerpaketen einschließen. Meist ist der Wechsel in größere Pakete unkompliziert möglich. Einige Webhoster stellen auf Anfrage auch individuelle Pakete (mehr Webspace, mehr Inklusivvolumen o.ä.) zur Verfügung.
Der Vorteil bei der Nutzung eines Webspace ist ganz klar die Betreuung der Basisumgebung durch den Webhoster. Dabei ist zu beachten, dass die benötigten Komponenten zur Verfügung stehen und auch aktuelle Versionen zum Einsatz kommen. PHP 5 sollte man mittlerweile überall erwarten dürfen – immerhin wurde die Version 5.0 bereits 2004 veröffentlicht und ist mittlerweile auch definitiv reif für den Produktiveinsatz. Viele aktuelle Content Management Systeme setzen jedoch auf Funktionen, die erst seit PHP 5.2.x zur Verfügung stehen – so etwa TYPO3 4.2.x. Auch im Bereich MySQL sollte man mittlerweile Version 5.x erwarten dürfen. Hinzu kommen im Zusammenhang mit CMS häufig verwendete Zusatzprogramme wie etwa ImageMagick.
Für die Ausführung von regelmäßigen Aufgaben wie Wartungsjobs oder den Versand von Newslettern ist es sinnvoll, über die Möglichkeit zur Einrichtung von Cronjobs zu verfügen. Dies ist bei einer Reihe von Webhostern beispielsweise bequem per Kundeninterface möglich. Zusätzlich zum Speicherplatz für eine Website ist auch der Betrieb von professionellen E-Mail-Diensten wichtig. Üblicherweise ist diese Funktionalität in den Paketen bereits inklusive.
E-Mail-Kommunikation
Unterschiedlich sind hierbei jedoch oft die Ansätze für Spam- und Virenkennzeichnung und -filterung. Wenn möglich, verschaffen Sie sich bereits vor Abschluss eines Vertrags einen Überblick über die verwendeten Techniken sowie die Praxis-Erfahrungen des Webhosters im Umgang mit diesen zeitraubenden E-Mails. Neben dem Zugriff per POP3 und SMTP ist heute auch häufig IMAP verfügbar, was eine Verwaltung der Mails direkt auf dem Server erlaubt. Hierdurch wird unter anderem der Zugriff von verschiedenen Rechnern, vom Mobiltelefon oder über ein Webinterface möglich. Auf dem Server abgelegte E-Mails sind jederzeit und überall verfügbar.
Zur Absicherung des Zugriffs auf vertrauliche E-Mails ist es außerdem sinnvoll darauf zu achten, ob beim SMTP/POP3/IMAP-Zugriff eine Verschlüsselung der Verbindung per SSL/TLS möglich ist. Dies ist insbesondere bei der Nutzung von fremden Netzen oder ungesicherten Hotspots notwendig. Aktuelle E-Mail-Programme unterstützen diese Funktionen in der Regel bereits von Haus aus. Wer über den Eingang von E-Mails unmittelbar informiert werden und vermeiden möchte, dass der E-Mail-Client regelmäßig nach neue Nachrichten „fragen“ muss, sollte auf Push-E-Mail-Möglichkeiten achten. Insbesondere beim Einsatz von Mobiltelefonen und PDAs ist dies sinnvoll, zum Beispiel, um die genutzte Bandbreite sowie die Last für das Gerät möglichst gering zu halten. Sofern vom Webhoster unterstützt, ist dies per „imap-idle“ möglich, was mit einer Vielzahl von neueren Endgeräten und auch E-Mail-Programmen genutzt werden kann.
Individuell
Das Kundeninterface sollte zur Nutzung für Reseller in der Regel „neutral“ gehalten sein. Sobald etwas größere Resellerpakete zum Einsatz kommen, ist es bei einigen Webhostern möglich, das Interface unter einer eigenen Domain bereitzustellen. Hierbei ist insbesondere der Zugriff mit SSL-Verschlüsselung für den Webhoster etwas aufwändiger, da hierfür ein passendes SSL-Zertifikat unter einer separaten IP bereitgestellt werden muss. Hinzu kommt teilweise die Möglichkeit einer Individualisierung, also etwa der Integration von Logos oder der Anpassung von Farben bis hin zur Anpassung von Grafiken sowie einer Integration in eigene Systeme (Ansteuerung per API).
Zusammen mit dem Betrieb von Webpräsenzen werden natürlich auch Domains benötigt, über die die Websites erreichbar sind. Viele Webhoster bieten ihren Kunden die Möglichkeit zur Registrierung von Domains an. Bei einigen stehen so genannte „Domain-Robots“ zur Verfügung, die automatisiert und selbstständig eine Verwaltung der Domains (inkl. Übertragungen und Inhaberänderungen) sowie die Verwaltung der DNS-Einträge (inkl. der SRV-Einträge für Jabber-Dienste o.ä.) ermöglichen.
Service
So wichtig wie Ihnen ihre Kunden und deren Webprojekte sind, sollte der reibungslose Betrieb der Plattform auch für Ihren Webhoster sein. Einen optimalen Webhoster erreichen Sie in wichtigen Fällen notfalls 24 Stunden und 7 Tage in der Woche. Außerdem sollte er natürlich eine automatische Überwachung der Erreichbarkeit und Performance übernehmen, sodass er proaktiv handeln kann und nicht erst durch Fehlermeldungen von Nutzern benachrichtigt wird.
Abhängig von den eingesetzten Techniken kann es sinnvoll sein, bei der Wahl eines Partners auch darauf zu achten, dass abseits der technischen Möglichkeiten des Webspace auch weitergehende Kenntnisse beim Betreiber selbst vorhanden sind. Die praktischen Erfahrungen beim Betrieb sowie eventuell auch bei der Entwicklung, etwa im Bereich TYPO3, findet man teilweise erst auf gezieltes Nachfragen hin heraus. Auch ein als TYPO3-Paket deklariertes Hostingangebot deutet nicht zwangsweise auf Kompetenzen hin, Ihnen auch bei kniffligen Fragen oder fehlgeschlagenen Updates eine kompetente und oft eilig benötigte Unterstützung bereitstellen zu können. Je nach Ihren individuellen Wünschen und Projektanforderungen kann es sogar sinnvoll sein, einen Partner zu wählen, der Ihnen auch bei der Entwicklung von Extensions oder Ähnlichem tatkräftig zur Seite steht.
Fazit
Die Wahl des passenden Partners für ein Reseller-Webspace-Paket ist nicht einfach. Versuchen Sie, sich einen möglichst guten Eindruck über die gebotenen Leistungen zu verschaffen, vergleichen Sie die angebotenen Pakete sowie eventuelle Wechselmöglichkeiten und schätzen Sie Ihre realistischen Bedürfnisse ab. In einigen Fällen ist auch die Bereitstellung von Testpaketen auf Anfrage möglich.
Hallo,
finde den Beitrag sehr spannend! Gibt es dazu auch eine PDF-Datei mit dem Test-Ergebniss zur Ansicht (wie beim Managed-Server Test aus Ausgabe 14)?