Hosting-Trends 2011
Die Säulen der Provider
So mancher wird sich fragen: Welche dritte Säule? Gibt es denn überhaupt noch andere neben der Cloud? Ja, selbstverständlich. Und daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern. Die bisherigen Angebote im Shared- und Dedicated Hosting behalten bis auf Weiteres definitiv ihre Daseinsberechtigung. Der Form halber sei noch das Produkt V-Server in all seinen Ausprägungen erwähnt. Allerdings handelt es sich hier um eine Hybridlösung bestehender Hostingvarianten. Erst in der Cloud bringt die Virtualisierungstechnologie in ihrem Fortschritt den entscheidenden Basisfaktor mit und empfiehlt sich als unumgängliche Grundstruktur der Evolution im Cloud Computing.
Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Dieser Artikel widmet sich bezüglich der Anforderungen an Hostinglösungen speziell dem Businesssegment. Der Endverbraucher interessiert sich meist nicht für Hochverfügbarkeit, Datensicherheit und dynamische Ressourcenverteilung. Das Hostingprodukt Cloud versteht sich in diesem Zusammenhang lediglich als quasi unendlicher Speicherplatz und wird auch so beworben, angereichert mit einer Handvoll Onlinetools zum simplen Bearbeiten von Bildern und Texten. Bezüglich der besonderen Anforderungen im Business-Bereich werden auch im Jahr 2011 Shared- und Dedicated-, aber auch zunehmend Cloud-Hosting die Produkte der Wahl sein.
Shared Hosting und dessen Spielart V-Server bedeutet nichts anderes, als dass sich je nach Anbieter und dessen Positionierung variierend eine unterschiedliche Anzahl User eine physikalische Plattform teilen. Der Vorteil liegt darin, dass dem Kunden zugesicherte Ressourcen zur Verfügung stehen und er dafür relativ wenig zahlt, da seine Servernachbarn die Umgebung schließlich mitfinanzieren.
Zusätzlich stellt der Provider in der Regel neben dem gewünschten Betriebssystem alle relevanten Tools und Applikationen vorinstalliert zur Verfügung. Der Nachteil: eingeschränkte Skalierbarkeit und Benutzerrechte sowie ein relativer Mangel an scharfer Datentrennung und Ausfallsicherheit. Im Ergebnis eignet sich Shared Hosting jedoch ideal für nicht unternehmenskritische Inhalte und kleine bis mittlere Webshop-Präsenzen und Unternehmensanwendungen, bei denen die Kennzahlen ein dediziertes Hosting nicht zulassen oder erfordern. 2011 behält das Shared Hosting wohl seinen Marktanteil, allerdings wird sich mit zunehmender Professionalisierung des Cloud Computing ein großer Anteil in die Wolke verlagern. Ab spätestens 2014 wird es das Shared Hosting, so wie wir es heute verstehen, nicht mehr geben.
Dedicated Server
Anders stellt sich die Entwicklung im Bereich der Dedicated Server dar. Ein dedizierter Server ist ein in sich kohärentes System, das dem Kunden maximale Ressourcen- und Datensicherheit bietet. Ein Trend wird sich aber auch hier einstellen beziehungsweise besteht bereits. Dieser Trend bewegt sich vom Einzelsystem hin zur Mehr-Server-Lösung. Es gab und gibt im Business-Segment eine stetig wachsende Anzahl von Kunden, deren Policy unmissverständlich das Hosten von Anwendungen sowie die Datenhaltung auf dedizierten Serversystemen vorschreibt.
Auf Basis aktueller und zukünftiger Vorfälle hinsichtlich des Themas Datenschutz ist sogar von einer Verstärkung dieses Trends auszugehen. Die Vorteile bestehen in der im BDSG vorgeschriebenen scharfen Datentrennung, langfristig planbarer Kostenstruktur, der Möglichkeit zur Einflussnahme auf die Auswahl des Hardwareherstellers und den Clusteraufbau, völlig individuellen Konfigurationsmöglichkeiten sowie uneingeschränkten Zugriffsrechten. Dem Cloud-Thema vorgreifend sei hier auch die Gewissheit des physikalischen Datacenterstandorts erwähnt. Der Bedarf an dedizierten Servern wird wachsen, wobei der Schwerpunkt sich weiter auf komplexe Mehr-Server-Lösungen verlagern wird. Relativ simple Einzelsysteme wandern ab 2013 allmählich in die Cloud ab.
Cloud Hosting
Seit Jahren ist Cloud Hosting ein Hype. Tatsache ist, fast jeder spricht darüber und viele wollen rein. Die Frage ist nur: Wer oder was ist die Cloud? Fragt man zehn IT-Leiter, erhält man mindestens zwölf Angebote und Vorstellungen hinsichtlich Aufbau, Sinn und Anwendungsszenarien. Selbstverständlich stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass auch das so genannte Business-Umfeld alles andere als homogen ist. In der Tat gibt es jedoch zwei Faktoren, die dem Webshopbetreiber, dem Softwareentwickler und der Werbeagentur in der Erwartungshaltung gemein sind: Ressourcendynamik und damit einhergehende Kosteneffizienz.
Im Klartext: der Kunde schraubt seine Leistungen bedarfsgerecht nach oben oder eben auch nach unten und bezahlt auch nur für die in Anspruch genommenen Ressourcen im gebuchten Zeitfenster. Oftmals wird hier versucht, künstlich eine Unterscheidung zwischen IaaS, SaaS und PaaS zu konstruieren. In Wahrheit spielt alles zusammen und zeigt einmal mehr, dass man sich in der Cloud hinsichtlich liebgewonnener Begriffswelten allgemein noch schwer tut.
Der Webshop, der 80 Prozent seines Jahresumsatzes im November und Dezember macht, bucht zukünftig genau für diesen Zeitraum die entsprechende Plattform. Den Rest des Jahres fährt er die ihm zugesicherten Ressourcen auf das benötigte Maß herunter und somit auch sein Invest. Das Gleiche gilt für den Entwickler, der seinen Kunden alle paar Wochen in performanter Umgebung seine Software vorführen möchte. Er wird in naher Zukunft nicht mehr zwölf Monate lang eine Plattform finanzieren müssen, um diese lediglich sechs Mal im Jahr zu nutzen.
Diese Dynamik macht die Cloud im geschäftlichen Umfeld attraktiv und wird ihr einen erheblichen Zulauf bescheren. Achtsamkeit ist hier dennoch geboten. Eine Konsolidierung des Markts und eine damit einhergehende Katharsis der Definition des Produkts „Cloud Computing“ sind erst in einigen Jahren zu erwarten. Bis dahin werden viele sogenannte Cloud-Anbieter den Himmel auf Erden versprechen, was zwangsläufig zu diversen Enttäuschungen führen wird.
Fazit
Die Cloud kommt. Eigentlich ist sie sogar schon da, aber zum einen ist Cloud Hosting keine Allzwecklösung für jede Anforderung und zum anderen steht die technische Entwicklung noch relativ am Anfang. Man kann prognostizieren, dass der Shared-Hosting- und der Single-Server-Markt um 2014 mehrheitlich in die Cloud migriert sein werden. Wie sich der Hosting-Markt in den kommenden Jahren im Detail entwickelt, ist allerdings noch unklar. Es bleibt in jedem Fall spannend.
Hallo, was sind die drei Säulen im Providerumfeld?