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Porträt

Auf dieser Digitalkonferenz ist Eltern der Zutritt verboten

Eltern bleiben hier gefälligst ­draußen: Schon die Einlass­regelung der ­„Tincon“ hat nichts mit einer normalen Digital­konferenz in Deutschland ­gemein. Hier diskutieren Jugend­liche über Technologie und Ökonomie der Zukunft – ohne Einfluss der älteren ­Generation. Ein Beitrag in unserer Themenwoche Digitales Deutschland.

Von Daniel Hüfner
4 Min.
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Für Jugendliche, von Jugendlichen – die Tincon findet seit 2016 in Berlin und Hamburg statt. (Foto: Tincon)

Die von den Republica-Mitgründern ­Tanja und Johnny Häusler erdachte Tincon hat es sich zur Aufgaben gemacht, der digitalen Jugendkultur in Deutschland ihren verdienten Platz einzuräumen. Statt also jede Diskussion über Computerspiele mit Suchtwarnungen im Keim zu ­ersticken oder das Tagewerk von ­Social-Media-Stars als brotloses ­Hobby abzustempeln, diskutieren Jugendliche einmal im Jahr in Berlin und Hamburg lieber die Chancen der Digitalisierung. Also: Wie verdiene ich Geld mit einem Youtube-Kanal? Was bedeutet künstliche Intelligenz für mein späteres Berufsleben überhaupt? Und wie funktio­niert Programmieren?

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Diese und andere Themen von Technik und Gesellschaft bis zu Politik und Gaming stehen über drei Tage hinweg auf der Agenda der Tincon. Jeder Teilnehmer kann eigene Themenvorschläge einbringen oder selbst Vorträge und Workshops abhalten. Eintritt haben nur Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren, Ausnahmen bei der Altersgrenze gibt es nur für Speaker und Freiwillige. Auch das Orgateam besteht mehrheitlich aus Jugendlichen unter 21 Jahren. Eine von ihnen ist ­Mariella Hettich: Die 18-jährige Abiturientin kam während ihres Bundesfreiwilligendienstes mit der Konferenz in Berührung und bewarb sich sofort.

t3n Magazin:Mariella, warum engagierst du dich für digitale Jugendkultur? Steht es bei uns so schlecht um das Thema?

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­Mariella Hettich: Ja! Es ist in unserer Gesellschaft kaum präsent. Youtuber werden in der Öffentlichkeit immer noch belächelt, junge Medienangebote wie „Funk“ von ARD & ZDF gehen total unter. Und selbst der an Jugendliche gerichtete Webvideopreis ist nach der Nominierung Heidi Klums keine ernstzunehmende Veranstaltung mehr.

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t3n Magazin: Wie erklärst du dir das?

Mariella Hettich: Die Menschen wissen oft überhaupt nicht, was wir Jugendlichen heute schon alles so wegrocken. Viele Erwachsene, die digitale Themen auf dem Schirm haben, tauschen sich dann auf irgendwelchen Fachkonferenzen unter sich aus und ­Jugendliche bleiben außen vor. Außerdem gibt es immer noch Vorurteile. Viele schreiben uns ein allgemeines Desinte­resse an Politik und Gesellschaft zu. Das stimmt aber nicht. Jugendkultur ist einfach mehr als Skaten oder Punk!

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t3n Magazin: Hat dein Engagement auch damit zu tun, dass viele eurer Themen in der Schule kaum besprochen werden?

Mariella Hettich: Leider ja. Die persönliche Entwicklung von Schülern wird im Unterricht kaum berücksichtigt. Vielen meiner Lehrer fehlte das technische Verständnis, um ausführlich über Themen wie Gaming, Programmierung oder Technologie zu sprechen. Mit der Tincon wollen wir diese und andere Themen einer breiten, jugendlichen Öffentlichkeit zugänglich machen. Alle Vorträge werden von uns übrigens im Anschluss auf Youtube hochgeladen.

t3n Magazin: Es kann ja aber nicht immer nur um Youtube gehen. Wie sieht es mit ­kritischen Auseinandersetzungen zu Facebook und Datenschutz aus?

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Mariella Hettich: Auf jeden Fall ist das auch ein Thema! Viele von uns sind beim Datenschutz sehr kritisch geworden, gerade nach den jüngsten Skandalen. Aber ich bin sowieso der Meinung, dass Facebook für viele in meinem Alter  längst irrelevant ist.

t3n Magazin: Das musst du erklären.

Mariella Hettich: Dass man bei Facebook beispielsweise immer noch seinen Klarnamen angeben muss, verstehen viele nicht. Das muss ich bei Twitter und Instagram doch auch nicht? Hinzu kommt, dass der Newsfeed von Facebook nicht chronologisch sortiert ist – und die Probleme mit Hasskommentaren und Fake News sind offensichtlich. Für mich und andere Jugendliche gibt es längst wichtigere Netzwerke.

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t3n Magazin: Welche denn?

Mariella Hettich: In meinem Freundeskreis ist tatsächlich Twitter das meist genutzte soziale Netzwerk. Ich habe viele Freunde über Twitter kennengelernt, weil man sich dort einfach gut – basierend auf gemeinsamen Interessen – vernetzen und austauschen kann. Natürlich ist auch Instagram sehr beliebt, vor allem seit es die Story-Funktion von Snapchat übernommen hat. Dadurch hat Snapchat seine Existenzberechtigung für viele auch irgendwie verloren.

t3n Magazin: Werden digitale Medien für dich auch beruflich eine Rolle spielen?

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Mariella Hettich: Generell möchte ich später im Journalismus arbeiten. Schreiben und Texten liegen mir gut. Ich glaube aber, dass viele aus meiner Generation es heutzutage schwer haben, sich festzulegen.

t3n Magazin:Wieso?

Mariella Hettich: Es gibt inzwischen so viele Berufe, ­Studiengänge und Ausbildungen – gerade im IT-Bereich. Die unbegrenzten Möglichkeiten führen zu einer Überforderung. Deshalb soll die Tincon für Jugendliche auch eine Orientierungshilfe sein.

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t3n Magazin:Spielt Unternehmensgründung eine Rolle?

Mariella Hettich: Ja! Im vergangenen Jahr hatten wir ­jemanden auf der Bühne, der mit 16 ein eigenes Stadtmagazin gegründet hat, weil ihm die Lokalpresse einfach zu langweilig war. Die Gründer von Tellonym, einer ano­nymen Chat-App, haben Besuchern zudem erzählt, wie aus ihrem ­Jugendprojekt plötzlich eine richtige Firma mit mehreren Tausend Euro Umsatz geworden ist.

t3n Magazin: Kannst du dir vorstellen, selbst ein Startup zu gründen?

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Mariella Hettich: Klar! Zu meiner Schulzeit auf dem Gymnasium hieß es leider immer: Ihr werdet alle irgendwann einmal studieren und dann ein Angestelltenverhältnis bei einer Firma eingehen. Die Möglichkeit, selbst zu gründen, kam gar nicht zur Sprache. Zum Glück hatte ich durch Eltern und Bekannte einen etwas anderen Zugang zu dem Thema, da alle in anderen Bereichen schon selbstständig sind. Aber das geht ja nicht jedem so.

t3n Magazin: Wie könnte die Politik die digitale ­Jugendkultur in Deutschland noch besser unterstützen?

Mariella Hettich: Erstens fände ich es toll, wenn Themen wie Selbstständigkeit oder Programmierung stärker in den Schulen stattfinden würden. Zweitens wünsche ich mir eine schnellere, einfachere und höhere Förderung von Jugendprojekten. Mein größter Wunsch ist aber die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. Dann könnte ein großer und wichtiger Bevölkerungsteil endlich mal mitreden.

Mitmachen

Die Tincon sucht noch Mitglieder für das U21-Team in den Bereichen Programmplanung, Organisation, Redaktion und Social Media.

t3n.me/tincon-u21-teamer

Weitermachen

Jugend hackt ist ein Programm zur Förderung des Programmiernachwuchses im deutschsprachigen Raum.

jugendhackt.org

StartupTeens ist eine ­Onlineplattform in Deutschland, die Jugendliche zu Unternehmern ausbilden will.

startupteens.de

Who to follow

Verena Pausder ist Gründerin und CEO von Fox & Sheep. Nebenbei ­unterstützt sie einen bundes­weiten Gründerwettbewerb für Schüler.
@VerenaDE

Tanja Haeusler hat die Tincon mit initiiert. Die ebenfalls von ihr mit erdachte Republica hat sich unter Erwachsenen längst etabliert.
@elektrotanja

Aya Jaff gründete im Jugend­alter ihr erstes Unternehmen und unterstützt Jugendliche dabei, programmieren zu lernen.
@ayadoingthings

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