Volle Kontrolle mit Business-Intelligence-Open-Source-Software: Controlling-Lösung mit Palo
Der Markt für Business Intelligence entwickelte sich ursprünglich aus den Informationssystemen zur Management-Unterstützung, die ihren Ursprung in den „Management Information Systems“ (MIS) Mitte der 60er Jahre hatten. Unter dem Oberbegriff Management-Unterstützungssysteme lässt sich die weitere Entwicklung zusammenfassen. Anfang der 90er Jahre rückte die Bereitstellung der Datenbasis eines Unternehmens im Zuge des „Data Warehouse“-Ansatzes in den Vordergrund. Der Begriff des „Online Analytical Processing“ (OLAP) beschreibt seit den 90-ern eine Softwaretechnologie, die es erlaubt, schnell und unkompliziert auf konsistente Daten zuzugreifen. Eine neuere Entwicklung ist beispielsweise das „Data Mining“, das versucht, aus einer großen Datenmenge aussagekräftige Muster und relevante Informationen herauszufiltern.
BI-Systeme lassen sich in drei Funktionsbereiche unterteilen: Datenbereitstellung, Analyse und Präsentation. Allerdings kann nicht immer eine präzise Trennung erfolgen und die einzelnen Funktionen sind mehr oder minder stark ausgeprägt. Außerdem kann man den Begriff Business Intelligence in ein enges, ein analyseorientiertes und ein weites BI-Verständnis kategorisieren. Dem engen Begriffsverständnis wird demnach der Teil zugewiesen, der multidimensional organisiertes Datenmaterial aufbereitet und präsentiert (zum Beispiel OLAP). Dem analyseorientierten Verständnis werden zusätzlich Komponenten zugerechnet, die modell- und methodenbasiert eine zielgerichtete Analyse der Daten ermöglichen. Das weite BI-Verständnis umfasst alle direkt und indirekt eingesetzten Anwendungen, die den gesamten Prozess begleiten.
Business-Intelligence-Software ermöglicht demnach eine Auswertung und Analyse von großen Datenbanken, die wiederum auf unterschiedliche Datenquellen zugreifen können. Aus diesen Analysen kann das Unternehmen profitable und zukunftsträchtige Entscheidungen ableiten und sich somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Die Anschaffung und Realisierbarkeit einer derartigen Software bei kleineren und mittelständischen Unternehmen ist aufgrund von finanziellen und personellen Restriktionen nicht uneingeschränkt zu verwirklichen. Daher bieten sich Open-Source-Produkte an, die meist frei verfügbar und ohne zusätzliche Kosten selbst implementiert werden können.
Marktüberblick BI-Software
Die BARC-Marktstudie [1] über den BI-Softwaremarkt in Deutschland von 2008/2009 listet eine Rangfolge von Unternehmen gemessen am Umsatz 2008. Auf den ersten drei Plätzen befinden sich SAP, Oracle und SAS gefolgt von IBM und Microsoft. Die Open-Source-Software Palo vom Anbieter Jedox liegt in dieser Studie mit der zweitgrößten Wachstumsrate von 57,1 Prozent auf Platz 48. Weitere professionelle Lösungen auf Open-Source-Basis bieten die amerikanischen Unternehmen Pentaho und Jaspersoft.
Die Anbieter von BI-Open-Source-Software verfolgen unterschiedliche Strategien. Die Geschäftsmodelle reichen von einer Optimierungsstrategie über duale Lizenzierung in einer freien und kommerziellen Version bis hin zu einer Consulting-Strategie. Demnach entstehen die Kosten für den Kunden entweder für die Beratung, beispielsweise bei Einführung der Software, bei Support und Unterstützung im laufenden Geschäft oder dem Erwerb einer kostenpflichtigen Enterprise-Version.
Ein Vergleich der drei Open-Source-BI-Projekte Pentaho, Jaspersoft und Palo wurde bereits in der letzten t3n-Ausgabe behandelt [2]. Im Folgenden wird die Palo-Software aufgrund ihrer starken Verbreitung und ihrer hohen Wachstumsrate in Deutschland kurz vorgestellt und einige wichtige Funktionen werden erläutert.
Palo – plan, analyse, report
Die Software Palo vom Anbieter Jedox deckt den gesamten Bereich von Business Intelligence inklusive Planung, Reporting und Analyse ab. Der große Vorteil der Software gegenüber den Wettbewerbern ist die Kompatibilität zu Excel. Die aus Palo erstellten und verdichteten Daten kann man direkt in Excel weiterverarbeiten. Mit der Einführung der neuen BI-Suite ist zudem ein vollständig webbasierter Ablauf der Business-Intelligence-Komponenten möglich geworden. Daten lassen sich so auch über einen Webbrowser bearbeiten, was Palo zu einer Software-as-a-Service-fähigen BI-Lösung macht.
Die Palo-BI-Suite besteht aus den auch separat verfügbaren Komponenten Palo OLAP Server, Palo Worksheet Server, Palo ETL Server und dem Palo Supervision Server. Die Suite ist sowohl als kostenlose Community-Version als auch als Enterprise-Version erhältlich, wobei sich die Enterprise-Version speziell durch professionellen Support und Software Assurance durch Extension-Pakete auszeichnet.
Aktuelle Übersicht der Palo-Modelle | ||
Palo Open Source |
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kostenlos |
Palo Supported Open Source |
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ab 188 € pro Monat mind. 10 User |
Palo Premium Edition |
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ab 19,50 € pro Monat und pro User |
Der zentrale Baustein der Palo BI Suite ist der Palo OLAP Server, der
speziell für die Bereiche Planung, Analyse, Reporting und Konsolidierung
in den Gebieten Finanzen, Vertrieb und Controlling entwickelt wurde.
Die moderne und leistungsstarke multidimensionale In-Memory-Datenbank
unterstützt unter anderem das Zurückschreiben von Daten und Konsolidierung in Echtzeit.
Palo ist zellbezogen und mehrdimensional
Durch die Mehr- beziehungsweise Multidimensionalität der Datenbank werden nicht wie in relationalen Datenbanken (ROLAP) die Begriffe „Tabellen“, „Datensätze“ und „Felder“ verwendet, sondern man denkt in „Würfeln“ (Cubes), „Dimensionen“ und „Zellen“. Die Würfel sind die Grundlage der multidimensionalen Analyse. Die Kanten der Würfel werden von den Dimensionen aufgespannt, die jeweilige Kantenlänge ergibt sich aus der Anzahl der Elemente. Die Kenngrößen, zum Beispiel die Verkaufszahlen, werden in den Würfelzellen abgelegt und durch die Anzahl der Dimensionen charakterisiert. Auf diese Weise können in einem MOLAP (multidimensionaler OLAP) große und verschachtelte Tabellenstrukturen, die in Excel kaum noch darstellbar sind, mit bis zu 256 Dimensionen strukturiert werden. Andere Vorteile der MOLAP-Datenbanken sind die Performance und die schnelleren Antwortzeiten.
Die Palo-Datenbank erlaubt nicht nur die Analyse von bestehenden Daten, sondern auch das Zurückschreiben von Daten („Write-Back“), also die Eingabe neuer Daten in die Datenbank. Es wird sowohl eine Top-Down- als auch eine Bottom-Up-Planungsmöglichkeit unterstützt. Palo ist speicherbasiert beziehungsweise geschwindigkeitsorientiert. Die Datenabfragen von Basiszellen und auch von summierten Zellen erfolgen in Echtzeit; die Ergebnisse sollten in Millisekunden vorliegen.
Weitere besondere Merkmale von Palo sind Subsets und Rules. Die Subsets sind geordnete Unter- beziehungsweise Teilmengen einer Dimension. Die Rules erlauben es dem Anwender, Regeln aufzustellen und damit umfangreiche Berechnungen mit mathematischen, logischen und sonstigen Funktionen durchzuführen.
Der Palo-OLAP-Server Version 3.0
Der excelbasierte Palo-OLAP-Server in der Version 3.0 steht als Open Source auf der Homepage der Jedox AG zum Download zur Verfügung. Nach erfolgreicher Installation der Software-Bestandteile kann man innerhalb von Microsoft Excel auf die zusätzlichen Menüpunkte „Palo“ und „Worksheet-Server“ zugreifen.
Die wichtigsten Funktionen
Mit Hilfe des Modellers werden aus Würfeln, Dimensionen und Elementen die Datenstrukturen in Palo gebildet. Der Modeller hat folgenden Aufbau:
Der Nutzer hat mit dem Modeller die Möglichkeit, die Datenstruktur frei zu erstellen. Zunächst sollte man eine Datenbank anlegen und anschließend die relevanten Dimensionen erstellen. Per Klick auf die jeweilige Dimension oder über den Menüpunkt „Dimension bearbeiten“ kann man die Elemente der Dimension bestimmen, ebenso sind die Bildung einer Rangfolge oder Hierarchie und eine Konsolidierung möglich. Elemente für die Dimension „Months“ wären zum Beispiel die Monate Januar bis Dezember und eine Konsolidierung wäre über das erste Quartal möglich, mit der Summierung der Monate Januar bis März. Sobald alle Dimensionen und die dazugehörigen Elemente angelegt sind, kann man die Würfel erstellen. Mit Hilfe des „Würfel-Assistenten“ können aus den verfügbaren Dimensionen diejenigen ausgewählt werden, die den Würfel aufspannen sollen.
Die erste Option im Menüpunkt Palo ist „Ansicht einfügen“:
Das blau umrandete Kombinationsfeld gibt die aktuelle Datenbank an. In der ausgewählten Datenbank können sich mehrere Datenwürfel befinden. Daher muss der Nutzer auch den gewünschten Würfel auswählen, für den die Auswertung angezeigt werden soll (grüner Rahmen; Würfel „Sales“ ist selektiert).
Die Dimensionen können Anwender in den „Spaltentitel“ oder den „Zeilentitel“ per Drag & Drop verschieben oder sie werden im „Seitenbereich“ als Auswahlkriterien belassen. Per Doppelklick auf die Funktion „Elemente auswählen…“ ist bereits vor Ausgabe der Auswertung eine Verdichtung der Informationen möglich, indem nur die für die Analyse notwendigen Elemente ausgewählt werden. Alle verwendeten Dimensionen können derartig eingegrenzt, aber auch nach Ausgabe im Excel-Sheet jederzeit wieder variiert werden. Das Feld „Daten“, in der Abbildung orange, lässt noch Variationen bezüglich unterschiedlicher Datenbankfunktionen zu.
Ein weiterer wichtiger Menüpunkt ist der „Import-Assistent“. Mit Hilfe dieses Import-Assistenten kann man aus verschiedenen Datenquellen Daten in die Datenbank importieren. Die Datenquelle kann eine Datei (*.txt; *.csv), eine ODBC-Abfrage, ein Würfel oder eine interne Schleife sein. Größere Datenmengen und komplexere Datenstrukturen sollte man über den Palo ETL Server importieren. Der Palo ETL Server ermöglicht die Datenextraktion aus unterschiedlichen Quellen sowie die Transformation und das Laden von Stamm- und Bewegungsdaten in Palo-Modelle.
Fazit
Die geringen Kosten im Vergleich zu proprietärer Software bei nahezu gleicher Qualität können im Zuge der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein gewichtiger Grund für die Einführung einer Open-Source-basierten Software sein.
Abgesehen von den niedrigen Einstiegskosten sind die Nähe zu Excel sowie die Möglichkeit der Kombination mit Excel und die daraus resultierende leichte Einarbeitung der Mitarbeiter positive Aspekte der Open-Source-BI-Lösung Palo. Ein Excel-affiner Anwender kann sich mit der Palo-Software problemlos vertraut machen, um Unternehmensdaten nach kurzer Einarbeitungszeit komfortabel zu analysieren.