3 Urlaubstrends, die 2022 die Reisebranche beeinflussen - t3n

Kaum eine Branche hat so stark unter der Corona-Pandemie gelitten wie die Reisebranche. Nun sind Reiselust und -möglichkeiten zurück. Doch die Art und Weise, wie wir Urlaub machen, hat sich verändert. Liebe Leserin, lieber Leser, nach zwei harten Jahren für die Reisebranche sind sowohl Reiselust als auch -möglichkeiten vieler Deutscher zurück. Das zeigt sich auch bei der Deutschen Bahn, die erstmals wieder schwarze Zahlen schreibt, wie diese Woche bekannt wurde. In der ersten Hälfte des Jahres konnte die Deutsche Bahn einen operativen Gewinn von rund 876 Millionen Euro verbuchen. Letztes Jahr stand an gleicher Stelle noch ein Minus von einer Milliarde Euro. Der Umsatz legte um mehr als 28 Prozent auf rund 28 Milliarden Euro zu. Auch der zivile Luftverkehr hat wieder angezogen. Das zeigen nicht nur die langen Schlangen an den Flughäfen, sondern auch die Geschäftsberichte der Airlines. Mitte Juli gab die Lufthansa bekannt, dass sie erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder operative Gewinne verbuchen konnte. Ein Großteil kommt dabei allerdings wie bei der Bahn durch die Logistiksparte zustande. Wir reisen also wieder mehr. Doch die Art und Weise, wie wir Urlaub machen, hat sich verändert. Drei Trends lohnt es sich genauer zu beleuchten. Trend: Staycation Immer mehr Deutsche machen Urlaub im eigenen Land. Im Jahr 2022 ist das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen die Nord- oder Ostseeküste – gute Nachrichten für das hiesige Hotel- und Gaststättengewerbe. Der Trend, Urlaub im eigenen Land zu machen, trägt den Namen „Staycation“. Es bedeutet, Ferien entweder zu Hause mit Tagesausflügen oder mit Aufenthalten in der Nähe zu machen. Gründe für „Staycations“ sind unter anderem die inflationsbedingt geringeren Budgets, Nachhaltigkeitsaspekte, kürzere Anreisen und eine gefühlt hohe Sicherheit. Sicherlich hat auch das Neun-Euro-Ticket seinen Beitrag dazu geleistet. [crosslinks ids="1487370,1479379"] Während Staycations früher eher aus der Not heraus entstanden sind und dem Wunsch danach, Geld zu sparen, so sind sie für viele nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern eine bewusste Entscheidung. Die Sparte des nachhaltigen, langsameren Tourismus wächst. Laut einer Umfrage von Statista aus diesem Jahr soll über ein Drittel der deutschen Urlauber:innen ihre Reisen schon jetzt unter Aspekten von Nachhaltigkeit planen – wobei man bei diesen Antworten wohl auch immer eine Verzerrung mit sozial erwünschtem Verhalten einrechnen muss (Stichwort: Attitude‐Behaviour‐Gap). [caption id="attachment_1488736" align="aligncenter" width="620"] Reisen Sie schon heute unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit oder würden Sie das nicht sagen? (Grafik: Statista 2022)[/caption] Exkurs: Attitude‐Behaviour‐Gap Gerade im Nachhaltigkeitsbereich klafft oft eine Lücke zwischen Ideal und Realität. In der wissenschaftlichen Diskussion wird diese Lücke zwischen Anspruch beziehungsweise Einstellung und Handeln „Attitude‐Behaviour‐Gap“ genannt. Wie sich dieser Gap in der Praxis äußert, hat beispielsweise das Projekt „Green Travel Transformation“ gezeigt. Im Rahmen einer repräsentativen Studie wurden dabei die Wünsche, Erwartungen und Verhaltensweisen in Bezug auf das nachhaltige Reiseverhalten von 2.000 Deutschen erfragt. Das Ergebnis: Während 17,5 Prozent der Bevölkerung angaben, dass sie bei Urlaubsreisen sehr auf Nachhaltigkeit achten, und weitere 53,7 Prozent, dass sie gerne ihre Urlaubsreise nachhaltig gestalten würden, achteten konkret nur 6,7 Prozent sehr auf Nachhaltigkeit bei ihrer letzten Urlaubsreise. Bei weiteren 26,2 Prozent war es ein Aspekt unter vielen. Auch beim Einkauf von nachhaltiger versus Fast Fashion wie von Shein kann dieses Attitude‐Behaviour‐Gap beobachtet werden. Wir wissen, dass wir nachhaltiger konsumieren sollten und wollen es vielleicht sogar, doch in der Realität verhalten wir uns dann oft anders. [crosslinks ids="1482502"] Trend: Co-Owning Neben dem Staycation-Trend erleben auch Ferienhäuser ein Revival. Das Berliner Startup Myne Homes beispielsweise bietet seit Frühjahr 2021 Ferienimmobilien für die breite Masse an. Co-Owning nennen die beiden Gründer Fabian Löhmer und Nikolaus Thomale das Konzept, bei dem man zusammen mit bis zu sieben Mitbesitzer:innen Immobilien in beliebten Feriendestinationen im In- und Ausland kaufen kann. Ihnen zufolge macht das Sinn, da Ferienimmobilien im Schnitt nur sechs bis acht Wochen im Jahr durch die Eigentümer:innen selbst genutzt werden, während sie das ganze Jahr über für die Verwaltung und Instandhaltung bezahlen müssen. Für die Verwirklichung ihrer Vision konnte sich das Team vor Kurzem eine neue Finanzierung in Höhe von 23,5 Millionen Euro sichern. [crosslinks ids="1440498"] In der Regel seien die Investitionen in Myne Ferienimmobilien eine „Kombination aus emotionaler und finanzieller Rendite“, sagen die beiden Gründer gegenüber Wallstreet Online. Das Startup ermöglicht den Besitzer:innen ihre Ferienwohnungen und -häuser entweder selbst zu nutzen oder an Gäste zu vermieten. Letzteres kann über die Myne-Plattform abgewickelt werden. „Bei Bedarf unterstützen wir die Kund:innen über Bankpartner vor Ort auch bei der Finanzierung“, sagt Löhmer. Trend: Workation Arbeiten und gleichzeitig Urlaub machen – auch das ist ein Trend, der zunehmend unser Reiseverhalten beeinflusst. Wir bei t3n haben das bereits erfolgreich getestet. [crosslinks ids="1450740"] Laut einer aktuellen Studie von Clark und Yougov würden 13 Prozent gerne einmal eine solche „Workation" machen. Besonders bei der jüngeren Generation ist der Wunsch nach dem Arbeiten aus dem Ausland hoch. Jede:r vierte 18- bis 24-Jährige (23 Prozent) würde das Homeoffice gerne einmal ins Ausland verlegen. Bei den über 55-Jährigen sind es nur fünf Prozent. Um sich auf den Workation-Trend einzustellen, bietet Airbnb beispielsweise das Modell der Langzeitmiete an. Und da stabiles und schnelles WLAN die Voraussetzung für eine gute Workation-Unterkunft ist, können Gastgeber:innen die Internetverbindung in ihrer Unterkunft über Airbnb testen und die WLAN-Geschwindigkeit verifizieren lassen.