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Porträt

6 Frauen berichten: Darum haben es Gründerinnen schwerer

Frauen haben es in der Startup-Szene schwerer als Männer. Da sind die Zahlen immer noch eindeutig. Doch woran liegt das? Und wie gehen Gründerinnen damit um?

Von Vicky Isabelle Bargel
5 Min.
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Kitchen Stories-Gründerinnen Verena Hubertz und Mengting Gao. (Foto: Kitchen Stories)

In Deutschland gründen immer noch deutlich weniger Frauen als Männer. Zumindest, wenn man in die Startup-Szene eintaucht, muss man nach rein weiblichen Gründerteams eine ganze Weile suchen. Das Streben nach schnellem Wachstum und die Jonglage mit Risikokapital gilt immer noch als männlich. Aber woran liegt das? Und was erschwert die Gründung zusätzlich? Sechs Unternehmerinnen berichten, wo für Frauen besondere Herausforderungen liegen und wie man damit umgehen kann.

Verantwortung übernehmen erfordert Mut

Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women. (Foto: GDW)

Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women. (Foto: GDW)

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Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women:

„Gründerinnen und Gründer haben es beide schwer. Klar ist aber, dass Investoren mehrheitlich männlich besetzt sind und dementsprechend Entscheidungen treffen, die gar nicht oder nur sehr wenig divers sind. Das macht es für Frauen schwer, Kapital zu erlangen. Für viele Vorhaben sind Geldgeber die einzige Möglichkeit, ein Unternehmen voran zu bringen. Damit will ich den Frauen auf keinen Fall suggerieren, dass sie das Gründen am besten gleich ganz bleiben lassen sollten. Vielmehr halte ich es für sinnvoll, sie zu empowern und ihnen mehr Sichtbarkeit zu geben. Wenn Frauen auf verschiedenen Plattformen ihre Geschichte erzählen können, finden sie auch mehr Gehör bei Investoren. Verantwortung übernehmen erfordert Mut und das muss gewollt sein. Darin besteht nämlich das eigentliche Mutigsein. Angst ist bei einer Gründung kein guter Begleiter!“

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Frauen bedenken häufiger die Risiken

Naomi Owusu, Gründerin von Tickaroo. (Foto: tickaroo.com)

Naomi Owusu, Gründerin von Tickaroo. (Foto: tickaroo.com)

Naomi Owusu, Gründerin von Tickaroo:

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„Ich bin der Meinung, es gibt mehrere Faktoren, die zusammenspielen. Als Gründerin habe ich zu Beginn auch ein paar Negativ-Erfahrungen gemacht. Als schwangere, schwarze Frau kam ich am Anfang überhaupt nicht an, das hat man gemerkt. Ich bin aber überzeugt, dass es sich trotzdem lohnt, zu gründen. Warum es ansonsten immer noch deutlich weniger Frauen als Männer gibt? Nun, ich glaube, Frauen bedenken häufiger die Risiken. Sie planen am liebsten schon die nächsten drei Schritte im Voraus und vermeiden Unsicherheiten, vor allem, wenn sie dann auch noch Familie haben. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass Männer konsequenter sind, wenn sie sich im Job nicht verstanden fühlen oder Probleme mit dem Chef haben. Ich glaube, die sagen dann eher: Na gut, dann mache ich jetzt mein eigenes Ding.“

Es fehlen weibliche Vorbilder!

Claudia Kiani, Gründerin von omnia360. (Foto: Studioline Photography)

Claudia Kiani, Gründerin von Omnia360. (Foto: Studioline Photography)

Claudia Kiani, Gründerin von Omnia360

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„Wenn ich daran zurückdenke, wie es bei mir war, fehlten schon in Schule und Studium weibliche Vorbilder. Da hat das Thema Gründen und Entrepreneurship im Grunde überhaupt nicht stattgefunden. Die meisten Informationen hatte ich aus den Medien und da dominierte die Silicon-Valley-Startup-Atmosphäre mit jungen, weißen Männern an der Spitze. Dieses Bild hat mit dem realen Alltag von Gründerinnen aber wenig zu tun. Das fängt schon bei der Kommunikation an. Wenn nur von Gründern und Unternehmern gesprochen wird, Gründerinnen und Unternehmerinnen also im Sprachgebrauch nie vorkommen, holt das Frauen eben nicht richtig ab. Realistische Vorbilder habe ich bei Twitter gefunden. Ich folge dort vielen inspirierenden Frauen und schaue, wie die es machen. Auch auf Events fühle ich mich von Gründerinnen nochmal anders angesprochen und bemühe mich, dort selbst Vorbild für andere zu sein. Frauen bieten da zum Teil ganz andere Themen und Perspektiven an. Deswegen ist es auch so wichtig, ein möglichst diverses Speaker-Lineup bei Veranstaltungen zu haben.“

Die Angst vor Unvereinbarkeit von Kind und Karriere ist groß

Michaela Krause, Gründerin von Laika Berlin:

„Dass ich selber gegründet habe, hat sich eigentlich nur spontan ergeben, das war nie mein Traum. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich es nie für möglich gehalten habe, dass man als Frau alles haben kann. Also Familie, Kinder und ein eigenes Unternehmen. Als Frau hat man immer das Gefühl, sich zwischen Kindern und Karriere entscheiden zu müssen. Schließlich erwartet jeder, dass das eigene Unternehmen das Baby ist. Ich wollte mir die Option auf Familie aber offenhalten und ich bin mir sehr sicher, das geht vielen Frauen so. Und ich bin mir sicher, das hindert viele Frauen am Gründen. Selbst wenn Frauen dann gründen und ein eigenes Unternehmen leiten, sprechen Frauen selten bis gar nicht über ihren Kinderwunsch. Aus Angst, dadurch weicher zu wirken. Und aus Angst vor dem Vorwurf, man setze falsche Prioritäten.“

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Falscher Perfektionismus hemmt Frauen

Katrin Fritsch (Foto: VAKAT.at)

Katrin Fritsch (Foto: VAKAT.at)

Katrin Fritsch, Gründerin des MOTIF Institute for Digital Culture:

„Eines der größten Probleme für Frauen bei der Gründung ist meiner Meinung nach, dass man sich häufig selbst im Weg steht. Das ist nicht die Schuld der Frauen, sondern liegt an der Tatsache, dass Mädchen oft stärker zu Vorsicht und Perfektionismus erzogen werden. Häufig gelten die Grundsätze: Erst wenn alles perfekt ist, darf das Projekt veröffentlicht werden. Erst wenn alles komplett durchdacht ist, kann man einen Workshop halten. Und erst wenn man perfekt vorbereitet ist, kann man ein Interview geben. Perfekt gibt es aber nicht, darum hemmt diese Einstellung unwahrscheinlich. Das habe ich auch selber gemerkt. Ich habe festgestellt, wenn ich etwas in die Welt bringen will, muss ich meinen Perfektionismus ablegen und viele Dinge einfach mal machen.“

Der politische Rahmen stimmt nicht!

Verena Hubertz, Gründerin von Kitchen Stories:

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„Beim Gründen stehen Frauen vor einigen strukturellen Problemen. Neben den Problemen der Vereinbarkeit von Familie und Karriere sind sie zum Beispiel immer noch mit dem Investmentbias konfrontiert, das heißt, dass die mehrheitlich männlichen Investoren die Ideen von jungen Gründerinnen oft gar nicht verstehen und dementsprechend nicht investieren. Dazu kommt, dass man als Frau im Job schon weniger verdient als Männer und mit Kindern womöglich noch weniger Spielraum hat, Geld für eine Gründung zur Seite zu legen. Ich glaube, an der Stelle können wir politisch unheimlich viel tun, um jeden bei der Gründung zu unterstützen und Potentiale zu fördern. Ein Aspekt: Elternzeit und Mutterschutz gibt es für Selbstständige gar nicht. Da könnte man die Rahmenbedingungen ändern. Außerdem zahlen Selbstständige ihren Krankenkassenbeitrag komplett selbst. Auch hier könnte der Staat unterstützen und zum Beispiel im ersten Jahr den Arbeitgeberbeitrag übernehmen. Eine weitere Möglichkeit, die ich persönlich super fände, um das Investmentproblem zu lösen, wäre ein Chancenkonto, also ein steuerfinanziertes Startguthaben für Gründerinnen und Gründer, das man möglichst unbürokratisch beantragen kann.“

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