Smartlocks im Vergleich: Das Smarthome einfach „appschließen“
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Was sind eigentlich Smartlocks? Anders als übliche Schlösser drehen smarte Modelle wie Nuki 2.0, Danalock V3 und Yale ENTR den Schließzylinder mit Motorkraft. Die Energie dafür beziehen sie aus Batterien oder Akkus. Mit Bluetooth-Funkchips ausgestattet, lassen sich Smartlocks aus der Ferne öffnen und schließen. Das tun sie entweder nach einem manuell ausgelösten oder per Routine gestarteten Befehl. Dazu drücken Nutzer zum Beispiel einen Button in einer App. Übermittelt die App die Standortdaten des Smartphones, kann sich das Smartlock auf Wunsch auch automatisch öffnen, wenn sich ihm ein Bewohner nähert. Bohren ist für keines der hier vorgestellten Modelle nötig. Alle lassen sich rückstandslos wieder entfernen. Mit dem Vermieter gibt es also keinen Ärger.
Und wozu sind Smartlocks jetzt gut?
Reagiert das Schloss auf Funkbefehle, braucht ihr nicht mehr an einen Schlüsselbund zu denken. Auf diese Weise kann auch kein Schlüssel mehr verloren gehen. Beliebig viele Zweitschlüssel für andere stellt ihr als Code per E-Mail oder SMS aus. Wird die Zugangsberechtigung nicht mehr gebraucht, entzieht ihr sie einfach. Dadurch könnt ihr beispielsweise Feriengäste, Putzkräften, Pflegekräften oder anderen Dienstleistern Zutritt gewähren – ohne eine physische Schlüsselkopie herausgeben zu müssen. Für den Fall, dass Gäste nicht mit dem Smartphone hantieren wollen, könnt ihr Tastenfelder für Zifferncodes oder Fernbedienungen als Alternative verwenden.
Ein Smartphone statt eines Tastenfelds an der Tür zu verwenden, ist sinnvoll, wenn ihr die Funktion Auto-Unlock nutzen möchtet. Dabei wird das Smartlock aus dem Standby geweckt, sobald ihr euch laut GPS-Standorterkennung in der Nähe befindet. Die tatsächliche Entsperrung des Schlosses erfolgt allerdings erst, wenn ihr in Bluetooth-Reichweite kommt. Diese Funktion ist Gold wert, wenn ihr die Hände voller Taschen oder ähnlichem habt und euch dann einfach nur gegen das Türblatt lehnen müsst, um einzutreten.
Allen der hier vorgestellten Smartlocks ist gemein, dass sie sich per Schnittstelle in IoT-Plattformen für die Heimautomation einbinden lassen. Dadurch könnt ihr sie mit anderen smarten Geräten oder Diensten für Heim und Office verknüpfen und Automationsroutinen erstellen. Beispielsweise kann dann beim Alarm des smarten Rauchmelders die Tür automatisch aufschließen, oder beim nach Hause kommen starten nach dem Aufschließen des Smartlocks automatisch Lieblingsmusik und Wohlfühllichtstimmung.
Wie sicher sind Smartlocks?
Alle hier vorgestellten Smartlocks lassen sich trotz Motor weiterhin von außen mit einem herkömmlichen Schlüssel schließen. Von daher sollte der Schließzylinder selbst natürlich keine leichte Beute für Einbrecher sein. Könnt ihr für die Smartlocks den vorhandenen Schließzylinder weiterverwenden, ändert sich am Schutzniveau nichts.
Wenn ein Modell jedoch einen passenden Zylinder vom selben Hersteller voraussetzt, solltet ihr prüfen, wie widerstandsfähig die Komponente ist. Bestimmte Kennzahlen in den Produktangaben helfen weiter. Eine Orientierung ermöglichen euch die herstellerübergreifenden Schutzklassen nach DIN EN 1303 und des Verbands der Sachversicherer (VdS).
Größer als die Sorge um die Hardware sind wohl die Bedenken zur Sicherheit der Funkverbindungen. Laufen Besitzer von Smartlocks Gefahr, gehackt zu werden? Das ist sehr unwahrscheinlich. Weil die Smartlocks von außen nicht als solche erkennbar sind, kann ein Gelegenheitseinbrecher nicht wissen, dass er es mit einem digitalen Modell zu tun hat.
Und selbst wenn, würde er sich eher nicht mit dem Laptop in Bluetooth-Reichweite in den Hausflur oder in den Vorgarten hocken, um die verschlüsselte Verbindung mit Rechenverfahren zu erraten. Das wäre viel zu auffällig und um einige Größenordnungen langwieriger als Täter sich üblicherweise für einen Einbruch Zeit nehmen. Ferner lassen gute Smartlocks die zweimalige Verwendung ein und desselben Schließbefehls nicht zu. Mit einem abgefangenen Funkschlüssel kann ein Täter also nichts anfangen.
Da die Smartphone-Apps hochwertiger Smartlocks ebenfalls verschlüsselt funken, scheidet auch das Mobilgerät als Angriffspunkt aus – sofern der händische Zugriff aufs Display vernünftig durch ein Passwort oder ein biometrisches Merkmal gesichert ist.
Welche Kompromisse Besitzer von Smartlocks eingehen
Das Plus an Komfort hat auch einen gewissen Preis. Zunächst einmal einen in barer Münze: Mit Kosten zwischen 200 und 300 Euro ist zu rechnen. Zubehör wie Tastenfelder für Zifferncodes kommt noch hinzu.
Außerdem ist das Motorengeräusch je nach Modell nicht zu unterschätzen. Bei einer spätabendlichen Rückkehr kann es mitunter schlafende Bewohner ziemlich nerven. Ferner gibt es einen weiteren Verbraucher im Haushalt, bei dem ihr von Zeit zu Zeit an einen Akku-Wechsel oder ans Aufladen denken müsst, weil die Smartlocks mit Batterien oder Akkus betrieben werden. Häufige Standortabfragen des Smartphones können sich wiederum auf dessen Akku auswirken. Und zum Thema persönliche Daten: Eine anonyme Nutzung von Smartlocks ist – wiederum abhängig vom Modell – nur eingeschränkt oder nur über Umwege möglich.
Smartlocks im Vergleich
Nuki 2.0
Das Smartlock des österreichischen Herstellers Nuki (230 Euro)* macht bestehende Schlösser mit Europrofilzylinder smart. Der vorhandene Schließzylinder bleibt. Über die Blende oder das Türblatt schraubt oder klebt ihr einen Adapter. Anschließend steckt ihr einen Schlüssel ins Schloss und hängt Nuki darüber. Von nun an dreht der Motor den Schlüssel. Er bezieht seine Energie aus vier AA-Batterien oder -Akkus. Sind diese leer, bevor ihr sie wechseln könnt, lässt sich das Schloss von außen dennoch mit einem Schlüssel und von innen über einen Knauf am Smartlock öffnen. Wegen dieser Konstruktion ist das Schloss mit Maßen von 110 x 60 x 60 mm allerdings recht klobig.
Zum smarten Teil: Per App für Android, iOS und Apple Watch lässt sich das Schloss manuell auf- und zusperren, ohne dass ihr einen Schlüssel in die Hand zu nehmen braucht. Das geht auch automatisch, wenn ihr den GPS-Standort eures Smarthomes hinterlegt (Auto-Unlock).
Wollt ihr von unterwegs aus jemand anderes in euer Zuhause einlassen, ist eine WLAN-Brücke (100 Euro)* erforderlich, die Nuki über den WLAN-Router mit dem Internet verbindet. Die Bridge braucht ihr ebenfalls, wenn ihr das Smartlock mit IoT-Plattformen für die Heimautomation verknüpfen wollt. Nuki ist sehr anschlussfähig und lässt sich über Alexa, Google Assistant, HomeKit, IFTTT, Conrad Connect, Homee, Homey, iHaus, Mediola und Olisto steuern. Außerdem versteht sich Nuki mit den Videotürklingeln von Doorbird und Ring. Für diese Integrationen ist ein Cloud-Konto nötig. Wer darauf verzichten will, kann Nuki weitestgehend anonym nutzen.
Dienstleistern oder Gästen könnt ihr per App einen Code als virtuellen Zweitschlüssel ausstellen. Alternativ lässt sich das Schloss über die Zifferneingabe auf einem Keypad (80 Euro)* oder über einen Handsender (40 Euro)* öffnen. In Kürze erscheint Nuki Opener. Verknüpft mit der Gegensprechanlage, öffnet diese Schaltbox die Haustür von Mietshäusern, sodass ihr bei beiden Türen ohne Schlüssel auskommt.
Zur Sicherheit setzt Nuki auf eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Funkverkehrs. Laut den Experten von AV-Test ist diese gegen die üblichen Standardattacken von Hackern effektiv abgesichert. Auf dem Keypad alle Zifferncodes durchzuprobieren, ist ebenfalls als praktisch aussichtslos anzusehen. Ein entsprechender Brute-Force-Angriff würde laut Hersteller ein Jahr dauern, weil sich die Sperre nach jeder Falscheingabe verlängert.
Danalock V3
Das Motorschloss in der Version 3 (ab 150 Euro)* vom dänischen Hersteller Danalock ist das kompakteste Smartlock in diesem Vergleich, weil es keinen Schlüssel aufnehmen muss. Es misst 60 x 65 mm, wobei den meisten Platz der Knauf auf der Innenseite der Tür einnimmt. Das Motorschloss wird von vier Knopfzellen angetrieben, die etwa ein Jahr halten sollten. Der Einbau setzt einen Zylinderadapter (25 Euro) oder einen Schließzylinder von Danalock voraus. Dabei könnt ihr zwischen einem Sicherheitszylinder (DIN EN 1303 Klasse 6) für 50 Euro* und einem Hochsicherheitszylinder (VdS-Klasse A) für 100 Euro wählen.
Danalock lässt sich manuell via App für Android, iOS und Apple Watch oder durch Annäherung mittels Auto-Unlock öffnen. Für letzteres empfiehlt der Hersteller aber den Bluetooth-Verstärker Beacon als Zubehör für 35 Euro.
Für Dienstleister, Familie und Gäste lassen sich Zugänge ausstellen. Per Push-Nachricht könnt ihr euch außerdem informieren lassen, wenn beispielsweise das Kind zu Hause angekommen ist. Die Schließvorgänge sind via App protokollier- und exportierbar. Eine Fernöffnung soll über die in Kürze erscheinende Danalock Bridge (80 Euro) möglich sein.
Wer Danalock V3 mit anderen Smarthome-Plattformen bzw. -Zentralen nutzen möchte, muss sich entscheiden: Für die Systemstandards HomeKit (200 Euro)* , Zigbee (180 Euro) und Z-Wave (200 Euro) gibt es jeweils eigene Schlossvarianten. Zusammen mit den Modellen für Zigbee und Z-Wave ist auch ein Tastenfeld für Zifferncodes namens Danapad (130 Euro) verwendbar. Abgesehen von der HomeKit-Variante setzt jedes Modell ein Cloud-Konto voraus.
https://youtu.be/L9_IQVhXh_Q
Den Funkverkehr verschlüsselt Danalock mit dem AES-256-Bit-Standard. Dieser ist als sehr sicher anzusehen. Zu den weiteren Sicherheitsmaßnahmen zählt beispielsweise ein Replay-Schutz. Dadurch ist jeder Sperrbefehl einzigartig und lässt sich kein zweites Mal verwenden.
Yale ENTR
Das Modell Yale ENTR* von der schwedischen Sicherheitstechnik-Firma Assa Abloy zielt auf einen möglichst einfach bedienbaren und anonymen Betrieb eines Smartlocks ab. Es ist im Alltag ohne App, Nutzeridentifikation und Cloud-Konto verwendbar. Das setzt aber den Einsatz von Zubehör voraus. So lässt sich das von außen nicht sichtbare Bluetooth-Schloss entweder per Fernbedienung (35 Euro)*, PIN-Lesegerät (90 Euro)* oder Fingerabdruckscanner (210 Euro)* öffnen. Das Schloss selbst schlägt inklusive herstellerspezifischem Schließzylinder mit rund 300 Euro zu Buche.
Von außen ist das Schloss nicht als Smartlock erkennbar und lässt sich weiterhin mit einem Schlüssel aufschließen. Der Zylinder ist nach EN 1303 geprüft und demnach gegen Picking und Anbohren geschützt. Den Funkverkehr verschlüsselt der Hersteller mit dem AES128-Standard. Ein rollierender Code mit zufällig generierten Initialisierungsvektoren verhindert Wiederholungsangriffe. Das bedeutet: Sollte ein Entsperrbefehl tatsächlich abgefangen werden, ist er durch den Einsatz des Nutzers bereits entwertet und lässt sich kein zweites Mal verwenden. Ein Ereignisprotokoll legen Smartlock und App nicht an.
Per App für Android und iOS lässt sich Yale ENTR nur manuell öffnen. Einen Auto-Unlock mittels Geofencing gibt es nicht. Ferner dient die App dazu, virtuelle Schlüssel an Gäste auszustellen. Alternativ zur App lässt sich das Schloss aber auch über ein Sensortastenfeld konfigurieren. Die Integration des Schlosses in IoT-Plattformen ist bisher kein Schwerpunkt. Vorerst ist Yale ENTR nur mit Livisi (ehemals Innogy Smarthome) verwendbar.
https://youtu.be/tPD-Avn-mzk
Umständlich gelöst ist das Energiemanagement. Der nicht entnehmbare Akku ist nur über das Micro-USB-Kabel aus dem Lieferumfang oder über eine Powerbank vom Hersteller (100 Euro) möglich. Im Schnitt soll der Akku drei Monate ohne Aufladen durchhalten.
Fazit: Weg mit dem Schlüssel, her mit Smartlocks
Smartlocks ersetzen die Fummelei mit dem Schlüsselbund und erleichtern das Ausstellen von Zweitschlüsseln. Außerdem ist es einfach wahnsinnig cool, wenn sich die eigene Wohnungstür per Auto-Unlock-Funktion öffnet, wenn man die Hände voll hat. Sofern ihr zu Modellen mit hochwertigen Schließzylindern greift und die Hersteller ihre Hausaufgaben in Sachen IT-Sicherheit gemacht haben, erhöht sich das Einbruchsrisiko im Vergleich zum Hantieren mit dem herkömmlichen Schlüssel nicht. Das hat aber seinen Preis. Die Smartlocks erleichtern euer Bankkonto um mehrere Hundert Euro – erst recht, wenn ihr den Betrieb durch Zubehör noch flexibler und bequemer gestalten wollt.
Vergleichsweise günstig und trotzdem sehr funktionsreich ist das Smartlock von Nuki. Danalock V3 ist die kompakteste und damit optisch eleganteste Lösung in diesem Vergleich. Mit Anonymität und einer selbst für Smartphone-Muffel geeigneten Bedienung punktet das Modell Yale ENTR.